NFL Worst to First: Diese Teams haben nahezu keine Chancen
Cincinnati Bengals (AFC North)
Ein hochtalentiertes Receiver-Trio, eine in der Free Agency verstärkte Defense und natürlich Nummer-eins-Pick und Heisman-Gewinner Joe Burrow - nach einigen enttäuschenden Jahren gehen die Bengals als eines der spannendsten Teams der Liga in die Saison 2020. Doch wird Cincinnati in dieser Saison auch schon wieder um die Division-Krone mitspielen können? Extrem unwahrscheinlich.
Zum einen benötigen Rookie-Quarterbacks in der NFL stets eine Eingewöhnungszeit, das wird - trotz seines herausragenden Status als größtes Quarterback-Talent der letzten Jahre - auch für Burrow gelten, erst Recht im Anschluss an eine durch Corona erschwerte Offseason. Baker Mayfield und Kyler Murray gewannen wie Burrow die Heisman-Trophäe, waren genau wie er Nummer-eins-Picks und spielten zwei der besten Saisons eines Rookie-Quarterbacks überhaupt. Doch selbst diese zwei Ausnahmetalente führten ihre Teams in ihrem ersten Jahr nicht zu einer positiven Bilanz.
Erschwerend hinzu kommt zudem, dass die AFC North 2020 zu den härtesten Divisions der gesamten Liga zählen dürfte. Die Ravens gewannen in der vergangenen Regular Season mehr Spiele als irgendein anderes Team und die Browns und Steelers dürfen sich durch einen neuen Head Coach respektive einen zurückkehrenden Starting Quarterback berechtigte Hoffnungen auf einen Schritt nach vorne machen. Cincy sollte mehr Spiele als im Vorjahr gewinnen, eine positive Bilanz oder gar der Division-Sieg kommen aber noch zu früh.
Jacksonville Jaguars (AFC South)
Jalen Ramsey? Weg. Calais Campbell? Weg. A.J. Bouye? Weg. Yannick Ngakoue? Vermutlich auch bald weg. Die vor nur etwas mehr als zwei Jahren noch so hochkarätig besetzte Defense der Jaguars hat sich in diesem Frühjahr endgültig in ihre Einzelteile aufgelöst. Was geblieben ist, ist ein Team im Rebuild-Modus. Daraus macht die Franchise gar keinen Hehl.
Die Qualität im Kader ist 2020 daher überschaubar, in der kommenden Saison werden viel mehr die Entwicklungen von jungen Spielern wie D.J. Chark, Josh Allen, Jawaan Taylor und insbesondere Gardner Minshew im Mittelpunkt stehen. Die Rookies wie C.J. Henderson, K'Lavon Chaisson und Laviska Shenault verfügen zwar zweifelsohne über einiges an athletischem Potenzial, werden aber vermutlich eine längere Eingewöhnungszeit benötigen.
Mit der Spitze der Division sollten die Jaguars in der kommenden Saison daher nur wenig zu tun haben. Ein absolutes Schwergewicht lässt die AFC South Stand heute zwar vermissen, doch sowohl die Colts als auch die Titans und die Texans verfügen schlicht und ergreifend über deutlich mehr Qualität im Kader als die Jaguars. Womöglich überrascht Jacksonville angeführt von einem verbesserten Minshew so manchen Skeptiker und zählt nicht zu den schlechtesten Teams der Liga. Viel mehr scheint für die Franchise 2020 aber nicht drin zu sein.
Carolina Panthers (NFC South)
Vermutlich hat kein Team über die vergangenen Monate einen größeren Umbruch eingeleitet als die Panthers. Cam Newton, Luke Kuechly, Greg Olsen und Ron Rivera sind die größten Namen unter den Abgängen, dazu kommen jedoch auch noch Spieler wie Trai Turner, James Bradberry und große Teile der Defensive Line. Diese zahlreichen Wechsel und Umstellungen werden - unabhängig von der Qualität, die Carolina zweifellos verloren hat - Zeit benötigen.
Dennoch verfügt die Franchise durchaus noch über Qualität, dies gilt insbesondere für die Offense. Die Offensive Line kann, sofern Russell Okung fit bleibt, gut sein, das Receiver-Trio aus Robby Anderson, D.J. Moore und Curtis Samuel ist talentiert, in Kombination mit Teddy Bridgewater, Christian McCaffrey und LSU-Mastermind Joe Brady könnte das eine spannnende Offense ergeben. Defensiv drückt allerdings - insbesondere in der Secondary - der Schuh.
Dazu kommt, dass auch die NFC South zu den härtesten Divisions zählen dürfte. Die Klasse von Drew Brees, Tom Brady und Matt Ryan gibt ihren Teams eine hohe Baseline, die Saints und womöglich sogar die Bucs könnten 2020 zu den besten Mannschaften der ganzen Liga zählen. Die Panthers müssen zwar keineswegs zwangsläufig um den ersten Pick spielen, über eine solche Qualität verfügt Carolina allerdings schlicht und ergreifend nicht.
Washington Redskins (NFC East)
Nach einer enttäuschenden Vorsaison gibt es Stand heute nicht allzu vieles, was einen positiv auf die kommende Saison der Redskins blicken ließe. Mit Chase Young hat Washington den wohl besten Spieler im Draft bekommen und könnte 2020 tatsächlich über eine der am stärksten besetzten Defensive Lines der Liga verfügen. In allen anderen Mannschaftsteilen gibt es allerdings noch gehörig Luft nach oben.
Die Secondary ist trotz der Verpflichtung von Kendall Fuller unterdurchschnittlich besetzt, die Offensive Line dürfte insbesondere auf der linken Seite gehörig wackeln und das Receiving Corps gehört - Terry McLaurin hin oder her - zu den schlechtesten der gesamten Liga. Dwayne Haskins verfügt über das Talent, um sich in seinem zweiten Jahr besser zu präsentieren, diese Umstände lassen allerdings nicht allzu viele Hoffnungen zu.
Ron Rivera und der neue Trainerstab in Washington werden somit darauf bauen müssen, dank ihrer starken Defensive Line eine sehr gute Defense aufs Feld bringen zu können, um 2020 nicht erneut zum Bodensatz der Liga zu zählen. Selbst das dürfte letztlich allerdings zu wenig sein, um die Spitze der NFC East wirklich angreifen zu können. Die Eagles mit einem klar verbesserten Kader sowie die Cowboys mit Mike McCarthy als neuem Head Coach verfügen schlicht über deutlich mehr Qualität.
NFL: Diese Teams haben Außenseiter-Chancen
Miami Dolphins (AFC East)
Es ist nur ein Jahr her, dass die Dolphins geradezu universell als das wohl schlechteste Team der Liga angesehen wurden. Zwölf Monate und einige Free-Agent-Verpflichtungen und Draft-Picks später sieht dieses Bild allerdings schon wieder anders aus. Angeführt von einem beeindruckenden Head Coach Brian Flores gewannen die Dolphins in der Vorsaison trotz zahlreicher gravierender Löcher im Kader ganze fünf Spiele. Es ist davon auszugehen, dass das Team 2020 noch besser sein wird.
Die Secondary könnte dank des Cornerback-Trios aus Byron Jones, Xavien Howard und Noah Igbinoghene zu den besseren der Liga zählen, auch die in der Free Agency verstärkte Front Seven kommt bereits deutlich furchteinflößender als noch im Vorjahr daher. Offensiv ist die Offensive Line nach wie vor eine echte Schwachstelle , Quarterback Ryan Fitzpatrick, der unter diesen Umständen vorerst weiter starten sollte, stellte allerdings bereits 2019 unter Beweis, dass er dennoch eine schlagkräftige Offense dirigieren kann.
Zwölf Jahre ist es nun her, dass Miami nach einer absolut verkorksten Saison mit nur einem Sieg wie aus dem Nichts elf Spiele gewann und in der NFC East sogar die im Vorjahr noch ungeschlagenen Patriots hinter sich ließ. Dieses Kunststück zu wiederholen, dürfte das große Ziel von Flores und Co. sein. Noch sind die Dolphins zweifelsohne nicht das talentierteste Team der Division, völlig ausschließen sollte man eine erneute Überraschung durch die Fins aber nicht.
Die AFC East ist vor der Saison eine kleine Wundertüte. Die Patriots gehen in ihre erste Saison ohne Tom Brady und die Bills verfügen zwar über einen starken Kader, sind aber auch von einem bislang noch sehr inkonstanten Quarterback abhängig. Es ist daher nicht undenkbar, dass in dieser Division letztlich bereits neun Siege für einen Playoff-Platz genügen könnten.
Los Angeles Chargers (AFC West)
Die Chargers scheinen nach der Free Agency und dem Draft auf nahezu jeder Position überdurchschnittlich besetzt zu sein. Die Cornerback-Gruppe sucht in der gesamten Liga ihresgleichen, Rückkehrer Derwin James rundet die starke Secondary ab. In der Front Seven bilden Joey Bosa und Melvin Ingram eines der besten Pass-Rush-Duos überhaupt, zudem sollte Linval Joseph als Defensive Tackle helfen. Offensiv verfügen die Chargers dank Keenan Allen, Mike Williams, Hunter Henry und Austin Ekeler zudem über eines der besten Waffenarsenale der NFL.
Das Problem: Ausgerechnet auf der wichtigsten Position im Football lässt Los Angeles Qualität vermissen. Tyrod Taylor war einer der besten Backup-Quarterbacks der Liga, als Starter ist er aber selbst in Bestform eine allenfalls solide Option. Justin Herbert scheint derweil noch nicht vollends bereit für das NFL-Level und wird wohl noch Zeit brauchen. Dass Sam Tevi nach dem Trade von Russell Okung 2020 erneut als Offensive Tackle starten könnte, ist zudem ein weiterer echter Schwachpunkt.
Doch selbst wenn Taylor unter Anthony Lynn an seine besten Tage in Buffalo anknüpfen und die Offensive Line ein zumindest durchschnittliches Niveau erreichen sollte, spricht immer noch ein anderer gravierender Punkt gegen die Chargers: Sie teilen sich ihre Division mit dem wohl besten Team der NFL. Die Chiefs gewannen im Vorjahr den Super Bowl und nehmen nahezu alle ihre Starter in die nächste Saison mit.
L.A. könnte bei einem nahezu optimalen Saisonverlauf definitiv eine positive Bilanz erreichen und die Raiders und Broncos klar überflügeln. Für den ersten Platz in der NFC West dürfte - solange Patrick Mahomes den Großteil der Saison über fit bleibt - allerdings selbst das noch längst nicht genug sein.
NFL: Diese Teams haben realistische Chancen
Arizona Cardinals (NFC West)
Die neue Offense der Cardinals mit Kliff Kingsbury und Kyler Murray zählte im vergangenen Jahr zu den spannendsten Projekten der NFL und auch wenn sowohl Kingsbury als Coach und Play-Caller als auch Murray als Quarterback keinesfalls einen perfekten Einstand feierten, so zeigten die beiden doch sehr vielversprechende Ansätze.
Im zweiten Jahr könnten sie nun den nächsten Schritt in ihrer gemeinsamen Entwicklung nehmen, erst Recht mit DeAndre Hopkins als neuem Nummer-eins-Receiver. Vor zwei Jahren schwang sich der noch unerfahrene Patrick Mahomes zum wohl besten Quarterback der Liga auf, 2019 gelang Lamar Jackson bei den Baltimore Ravens eine ähnliche Entwicklung. Es ist nicht unvorstellbar, dass sich Murray 2020 in diese Riege einreihen wird.
Die Defense der Cardinals mag nicht über das Potenzial der Offense verfügen, mit Chandler Jones, Patrick Peterson, Budda Baker und Rookie Isaiah Simmons ist jedoch auch diese Unit mit zahlreichen potenziell herausragenden Spielern besetzt. Ein Schritt nach vorne ist somit auch in diesem Bereich absolut denkbar, auch wenn es fraglich ist, ob Defensive Coordinator Vance Joseph der richtige Mann ist, um dieses individuelle Talent zur vollen Entfaltung kommen zu lassen.
Trotz der guten Vorzeichen wird der Weg an die Spitze der Division allerdings ein alles andere als leichter. Noch im Vorjahr galt die NFC West als die vielleicht beste Division der Liga. Tatsächlich gibt Russell Wilson den Seahawks als einer der besten Quarterbacks der Liga eine hohe Baseline und auch die 49ers zählen trotz einer zu erwartenden defensiven Regression nach wie vor zu den besseren Teams der NFL. Die Cardinals werden somit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine zweistellige Anzahl von Spielen gewinnen müssen, um um den Titel des Division-Champions mitspielen zu können. Dass ihnen dies gelingt, ist nicht auszuschließen.
Detroit Lions (NFC North)
Matt Patricia geht 2020 in eine für ihn persönlich entscheidende Saison. Die Amtszeit des ehemaligen Patriots-Assistenten in Detroit ist bislang eine große Enttäuschung. In zwei Jahren gewann Patricia gerade mal neun Spiele, die Defense - Patricias Steckenpferd - zählte sowohl 2018 als auch 2019 zu den schlechtesten der Liga. Bleiben die Lions auch in der kommenden Saison hinter den Erwartungen zurück, wird er wohl seinen Job als Head Coach los sein.
Doch es gibt Hoffnung: Die Offense zeigte bis zur Verletzung von Matthew Stafford bereits im Vorjahr gute Ansätze, die Kombination aus Stafford, einem guten Receiving Corps, zwei talentierten Running Backs und Offensive Coordinator Darrell Bevell, der 2019 keinen schlechten Einstand in der Motor City feierte, könnte für eine überdurchschnittliche Offense sorgen.
Mit Jeff Okudah, Trey Flowers und Jamie Collins verfügt Detroit auch defensiv über einige talentierte Puzzleteile, nun ist es an Patricia, seinem (einstigen) Ruf als defensivem Genie gerecht zu werden und diese zusammenzusetzen. Gelingt es ihm in seinem dritten Jahr endlich eine zumindest solide Defense aufs Feld zu bringen, könnten die Lions tatsächlich mal wieder um die Playoffs mitspielen.
Die Konkurrenz in der NFC North erscheint dabei schlagbar. Chicago kämpft nach wie vor mit der Quarterback-Problematik, die Vikings stehen vor der Herausforderung, klare Baustellen in der Secondary und dem Receiving Corps mithilfe von Rookies zu beheben und die Packers sollten nach einer Saison, in der ihre 13-3-Bilanz über so manche Problemzone im Team hinwegtäuschte, 2020 deutlich weniger Siege einfahren. Zehn oder sogar neun Siege könnten in der NFC North letztlich tatsächlich für den Division-Sieg reichen. Eine Zahl, die für die Lions mit einem fitten Stafford in Reichweite ist.