Alle Infos zur Vertragsverlängerung von Taysom Hill findet ihr hier .

NFL: Taysom Hill als Nachfolger von Drew Brees? Das spricht dafür

Es gibt 16 Millionen gute Gründe, die dafür sprechen. Denn exakt so viel Dollar lassen sich die Saints die Dienste von Hill in der kommenden Saison kosten. New Orleans hielt den Restricted Free Agent zunächst mit einem First-Round-Tender - im Wert von rund 4,6 Millionen Dollar - und stattete ihn anschließend tatsächlich mit einer mehr als stattlichen Vertratsverlängerung über ein Jahr aus.

Kein Tight End in der Liga verdient auch nur annähernd 16 Millionen Dollar pro Jahr, nur ein Running Back (Christian McCaffrey) und zehn Wide Receiver erhalten diese Summe. Hill wird 2021 also das Gehalt eines Quarterbacks beziehen, und zwar das eines Starters, nicht das eines Backups, darüber gibt es keine zwei Meinungen.

Hill selbst traut sich die Rolle als Starting Quarterback ab der übernächsten Saison ganz offensichtlich zu, auch dies verrät sein neu abgeschlossener Vertrag. So enthält das Arbeitspapier unter anderem Boni für mehr als 3250 Passing Yards sowie für den Gewinn des Titels des Offensive Players of the Year oder sogar des MVPs.

Die Saints wiederum hoffen ganz offensichtlich darauf, durch die vorzeitige Vertragsverlängerung Geld zu sparen, falls Hill in der kommenden Saison noch mehr als Quarterback eingesetzt werden sollte. Die Franchise-Tag-Summe für einen Quarterback beträgt aktuell mindestens 26,8 Millionen Dollar, im Vergleich dazu würde New Orleans 2021 also rund 10 Millionen Dollar günstiger wegkommen.

NFL: Saints mit Taysom Hill kaum schlechter als mit Drew Brees?

Tatsächlich liefern auch Hills Leistungen einigen Grund für Optimismus: So waren die Saints mit Hill als Quarterback in der jüngeren Vergangenheit kaum schlechter als mit Brees. Laut Pro Football Focus verzeichneten nur drei Quarterbacks über die vergangenen zwei Saisons mehr Expected Points Added pro Play als Hill: Patrick Mahomes, Drew Brees und Lamar Jackson. Nicht die schlechteste Gesellschaft.

Die Anzahl von Hills Snaps als echter Quarterback in der NFL sind noch gering, jegliche Prognose ist also mit Vorsicht zu genießen. Betrachten wir allerdings auch seine Leistungen in der Preseason, um ein besseres Bild von seinen Fähigkeiten zu bekommen, erhalten wir einige durchaus ansprechende Statistiken.

So kommt Hill in Preseason-, Regular-Season- und Playoff-Spielen zusammengerechnet auf eine Completion Percentage von rund 65 Prozent, 7,7 Yards pro Pass und 7 Touchdowns bei 4 Interceptions. Dies sind zumindest solide Werte, auf die sich in Zukunft aufbauen lassen könnte.

Taysom Hill: "Ich sehe mich definitiv als ein Franchise Quarterback"

Und genau das scheint Head Coach Sean Payton bei den Saints vorzuschweben: "Wir sehen ihn als Quarterback und wir werden in dieser Offseason viel Zeit damit verbringen, unsere Vision mit ihm als Quarterback auszuloten." Dass mit Jameis Winston nach Teddy Bridgewater erneut ein dritter Spieler für den Quarterback-Raum verpflichtet wurde, solle man dabei nicht falsch deuten, so Payton.

"Wir brauchen einen dritten Quarterback an der Seitenlinie. Taysom kann sich bei jedem Spielzug den Finger ausrenken oder Ähnliches", erklärt der Head Coach. "Er ist unser zweiter Quarterback, aber wird natürlich auch viele Snaps auf anderen Positionen spielen."

Hill würde seinem Coach in diesem Zusammenhang nicht widersprechen. Er selbst traut sich die Rolle als Nachfolger von Brees offensichtlich zu. "Ich sehe mich definitiv als ein Franchise Quarterback", erklärte Hill nach dem Ablauf der vergangenen Saison.

Nach Informationen von The Athletic könnte dieser Traum in Zukunft tatsächlich Realität werden. Laut Reporter Jeff Duncan sei Hill Plan A für die Nachfolge von Brees, Winston bislang nicht mehr als ein Plan B.

NFL: Taysom Hill als Nachfolger von Drew Brees? Das spricht dagegen

Es weiß schlicht und ergreifend niemand, wie Hill sich tatsächlich als Starting Quarterback über mehrere Spiele auf dem NFL-Level schlagen würde. Bislang hat er in der NFL nur 33 Spielzüge als alleiniger Quarterback auf dem Feld gespielt und dabei gerade mal 15 Pässe geworfen. Werte, auf die Quarterbacks für gewöhnlich in einem halben Spiel kommen - und nicht in zwei Jahren.

Zum Vergleich: Drew Lock, dessen Zukunft als NFL-Quarterback ebenfalls noch in den Sternen steht, warf in der Vorsaison 156 Pässe. Will Grier, der 2019 eineinhalb Spiele für die Panthers machen durfte, kam auf 52 Pässe. Auch Quarterbacks wie Ryan Finley oder Nick Mullens kommen bereits auf ein Vielfaches von Hills Passversuchen.

Die Stichprobe von Snaps als Quarterback ist so klein, dass sie kaum Rückschlüsse auf Hills Fähigkeiten in dieser Rolle zulässt. Doch selbst diese winzige Stichprobe fällt keineswegs ausschließlich positiv aus: Tatsächlich kommt Hill in der NFL bislang auf eine Completion Percentage von weniger als 50 Prozent, er musste bereits zwei Sacks einstecken und warf auch schon eine Interception - allerdings noch nie einen Touchdown-Pass!

Die Effektivität der Saints-Offense war mit Hill als Quarterback auf dem Feld über die vergangenen zwei Jahre sehr gut, dies ist allerdings zu großen Stücken darauf zurückzuführen, dass der einstige Undrafted Free Agent dabei vor allem in so genannten Short-Yardage-Situationen - also zum Beispiel bei Third-and-Two oder Fourth-and-One - zum Einsatz kam, in denen Hills athletische Fähigkeiten besonders zur Geltung kommen.

Ob Hill bei klassischen Dropbacks in klaren Pass-Situationen ähnlich effektiv sein kann, wissen wir Stand heute nicht.

NFL: Taysom Hills College-Leistungen kein Grund für Optimismus

An dieser Stelle muss allerdings erwähnt werden, dass auch Hills Leistungen auf dem College - also das letzte Mal, dass er wirklich als klassischer Quarterback zum Einsatz kam - in dieser Hinsicht eher Anlass zur Sorge als zur Hoffnung sind. Selbst wenn wir Verletzungen, mit denen sich Hill auf dem College immer wieder herumschlagen musste, außen vor lassen, ergibt sich bei dieser Betrachtung kein Bild eines NFL-Quarterbacks.

So kam Hill für die Brigham Young University über eine volle Saison nie auf eine Completion Percentage von mehr als 60 Prozent, er erreichte nie 7 Passing Yards pro Passversuch und warf bei 43 Touchdowns ganze 31 Interceptions. Diese wären in der NFL keine guten Zahlen, auf dem College-Level sind sie definitiv besorgniserregend.

Dazu kommt zu guter Letzt, dass Hill keineswegs ein junges Talent ist, das noch viele Jahre Zeit hätte, um sich weiter zu entwickeln. Sollte Brees seine Karriere 2021 tatsächlich beenden und Hill als Starting Quarterback der Saints übernehmen, wäre er zu Saisonbeginn bereits 31 Jahre alt. Tatsächlich ist der Allrounder älter als Quarterbacks wie Derek Carr, Jimmy Garoppolo oder Teddy Bridgewater. Winston, der bereits fünf Jahre in der NFL gespielt hat und längst nicht mehr als Youngster gilt, ist mehr als drei Jahre jünger als sein neuer Quarterback-Konkurrent.

All diese Gründe ließen lange darauf schließen, dass die öffentlichen Lobeshymnen der Saints über Hill nicht viel mehr als Köder waren, um ein anderes Team dazu zu bewegen, einen hohen Draft-Pick für das (angebliche) Quarterback-Talent auf den Tisch zu legen.

Seit diesem Frühjahr gibt es nun 16 Millionen Gründe, die gegen diese Theorie sprechen. Die Saints aber gehen damit ein hohes Risiko, das ihre nahe Zukunft belasten könnte.