NFL Draft 2020 Big Board
Big Board: Die Plätze 75 bis 60
75. Anthony Gordon, QB, Washington State
Eine verlockende Mischung aus schnellem Release und Accuracy machen Gordon zu einem interessanten Mid-Round-Quarterback, mit Potenzial zur Überraschung. Gordon kommt aus der Air Raid Offense von Mike Leach, in der er den Ball letztes Jahr absurde 689 Mal warf (5.579 YDS, 48 TD, 16 INT). Er arbeitet gut durch seine Reads, bewegt sich gut in der Pocket und hat ein gutes Gefühl für die Coverage. Seine Mechanics insbesondere beim Dropback sind noch inkonstant, im Decision Making ist er noch nicht auf dem Level, das sein Vorgänger Gardner Minshew zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres hatte. Aber Gordon ist ein interessanter Quarterback, der auf dem Feld weiß, was er tut.
74. Justin Madubuike, DL, Texas A&M
Der größte Kritikpunkt bei Madubuike: In allem, was er gut macht, ist er noch inkonstant. Teilweise lässt er sich außen von einem Tight End komplett aus dem Play blocken, manchmal wird er von einem Guard oder Tackle über ein ganzes Spiel dominiert. Dann wieder hat er Snaps, wo er den Tackle mit einem Arm mehrere Yards nach hinten schiebt und den Running Back im Backfield stoppt. Madubuike ist - wenn er "on" ist - viel zu schnell und agil für Guards und ist dann oft blitzartig im Backfield zu finden. Dann zeigt er Balance, Körperkontrolle und Explosivität. Wenn er es schafft, das konstanter abzurufen, könnte er ein sehr guter One-Gapping-Tackle werden. Womöglich aber auch nie mehr als solide.
73. Willie Gay Jr., LB, Mississippi State
Ein athletischer Freak: 99. Perzentil im 10-Yard-Split, 99. Perzentil im 40-Yard-Sprint, 96. Perzentil im Weit- und 99. Perzentil im Hochsprung. Gays erster Schritt ist teilweise schon enorm, er hat eine gute Reichweite als Tackler, setzt harte Hits und bewegt sich extrem gut. Gay könnte einmal ein exzellenter 3-Down-Linebacker in der NFL werden, der also auch covern kann; gleichzeitig aber ist er auch die größte Wildcard unter allen Linebackern in diesem Draft. War in der vergangenen Saison für acht Spiele suspendiert, weil er - gemeinsam mit neun weiteren Teamkollegen - offenbar gegen akademische NCAA-Regeln verstoßen hatte. Zudem ein übler Vorfall mit seinem eigenen Quarterback Garrett Shrader nach einer Trainingseinheit, wobei Gay Shrader wohl derart heftig ins Gesicht schlug, dass der Quarterback das Bowl-Spiel verpasste. Gay kam letztes Jahr so nur auf 177 Snaps, und dabei ist auch viel unkontrolliertes, übereifriges Verhalten auf dem Feld dabei. Er ist noch extrem roh, das physische Potential allerdings ist enorm.
72. Jonathan Taylor, RB, Wisconsin
Der beste reine Runner dieser Klasse. Taylor hat Power und Balance durch Kontakt, er liest seine Blocks, er hat eindrucksvollen Speed und sollte so auch auf dem nächsten Level Big Plays liefern können. Knackte in der vergangenen Saison zum zweiten Mal in drei College-Saisons die 2.000-Rushing-Yard-Marke. Das Problem mit Taylor? Er ist eindimensional. Wenn er mal Routes aus einer Receiver-Position lief, war das meist eher hölzern; da sind wenige Cuts oder explosive Bewegungen dabei. Generell sind seine "Stop-and-Start"-Kapazitäten limitiert - und bei 50 fangbaren Pässen verzeichnete Pro Football Focus acht Drops. Eine Red Flag für die moderne NFL.
71. Nick Harris, C, Washington
Vier Jahre Starter in Washington, zunächst als Guard und dann auf Center. Irre explosiv für einen Center, arbeitet blitzartig auf das Linebacker-Level und ist eine echte Waffe bei Screen-Blocks. Agil, quick, athletisch, spielt mit tiefer Leverage und mit einem permanent auf Hochtouren laufenden Motor. Gleichzeitig ist Harris klein für die Position, Power bereitet ihm entsprechend Probleme und sein Anker in Protection ist nur Durchschnitt. Harris hat physische Limitierungen und ist damit ausschließlich ein Center auf dem nächsten Level, außerdem wird er ausschließlich in einem Zone-Blocking-Scheme funktionieren. Das gibt ihm gewisse Limitierungen, doch in dieser Rolle ist das Potenzial deutlich sichtbar.
70. Curtis Weaver, Edge, Boise State
Wo ist die Athletik - und was macht man, wenn man sie nicht findet? Diese Frage müssen Teams bei Weaver beantworten. Sein Tape zeigt keine Flexibilität, keine Balance, keine Explosivität - Weaver arbeitet in beide Richtungen geradeaus, alles darüber hinaus ist ein ziemliches Fragezeichen. Kein Spieler, der in Coverage mit einem Running Back mithält. Aber: Die Production ist enorm. Weaver hatte letztes Jahr eine Pass-Rush Win Rate von 22,9 Prozent, ein eindrucksvoller Wert. Über die letzten beiden Jahre stehen 49 QB-Pressures bei 387 Pass-Rush-Snaps, 2018 war er statistisch noch produktiver. Weaver gewinnt mit guter Antizipation, guter Technik und cleverem Verhalten - auch wenn es häufig eher so aussieht, als würde er sich "durchwurschteln". Die Frage ist, wie übertragbar das aufs nächste Level ist, denn Boise State bot auch nicht gerade die Elite-Competition für Weaver.
69. Bryce Hall, CB, Virginia
Ein Playmaker auf der Cornerback-Position. Hat mit seinen langen Armen eine enorme Reichweite in der Route und am Catch Point, spielt physisch, hatte einige gute Snaps als Blitzer. Kam als Receiver aus der High School und wurde dann komplett umgeschult. Hall ist eher ein Zone- als ein Man-Corner auf dem nächsten Level, Speed sowie Agilität sind doch merklich limitiert. Seine Aggressivität führt gelegentlich auch zu Big Plays in die andere Richtung. Teilweise zu physisch, was dann auch zu Strafen führte, eine Knochen-OP kostete ihn den Großteil der vergangenen Saison. Doch Größe, Länge und Ball-Skills sind definitiv da.
68. Darrell Taylor, Edge, Tennessee
Bringt athletisch erst einmal alles mit. Taylor hat Speed, Explosivität und Quickness, das kombiniert er mit guter Leverage. Taylor ist kein klassischer "Edge-Bender" wie ein Von Miller etwa, doch er kommt relativ eng um den Tackle herum. Der Bull-Rush ist teilweise eindrucksvoll, generell der erste Schritt kann sehr gut sein. Gegen den Run hat er einen guten Anker und Running Backs hat er auch mal vertikal gedeckt. Warum also so niedrig? Taylor ist in so ziemlich allem was er macht noch sehr roh. Liest Plays häufig falsch, reagiert vorschnell, muss konstanter in seinem Timing werden und das Pass-Rush-Repertoire deutlich erweitern.
67. Jonah Jackson, OG, Ohio State
In der Guard-Klasse beginnt der Value dieses Jahr generell eher grob ab der vierten Runde, und zumeist bekommt man es auch mit primär guten Run-Blockern zu tun. Jackson ist da die Ausnahme: Ein sehr durchschnittlicher Athlet mit eher unterdurchschnittlicher Power für die Position sowie durchwachsenem Run-Blocking. Doch die Pass-Blocking-Fähigkeiten machen ihn für die NFL äußerst interessant und könnten der Grund dafür sein, dass Jackson als einer der ersten Guards vom Board geht. Super Balance auf engem Raum, bewegt sich hier schnell, setzt seine Hände schnell und wird schlicht kaum einmal in Pass-Protection geschlagen.
66. Van Jefferson, WR, Florida
Die positiven Plays bei Jefferson lassen vermuten, dass er hier deutlich höher stehen müsste. Dann zeigt er exzellentes Route-Running, kreiert jede Menge Separation, arbeitet mit seinen extrem schnellen aber dabei stets kontrollierten Füßen und schickt Cornerbacks teilweise schon beim Release in die komplett falsche Richtung. Jefferson variiert seinen Release und sein Tempo und hatte einen exzellenten Senior Bowl - jetzt muss er all das nur noch konstant aufs Feld bringen. Zu viele Plays, wo er seine Routes eben nicht mit der notwendigen Schärfe läuft, wo er die Explosivität, die er eigentlich hat, vermissen lässt. Dann gibt es keinerlei Separation. Jefferson ist kein Speedster und nicht sonderlich physisch, insofern muss er eben auch über Route-Running und Separation gewinnen. Das kann er - aber kann er es auch regelmäßig und gegen NFL-Cornerbacks?
65. Hunter Bryant, TE, Washington
Mehr Big Slot Receiver als Tight End. 7,7 Yards nach dem Catch pro Reception letztes Jahr, Bryant baut Speed auf, ist eine Waffe auch bei Screens und kreiert Missed Tackles. Von den Combine-Zahlen sollte man sich in dem Fall nicht täuschen lassen, Bryant spielt definitiv schneller als das, was er in Indianapolis gezeigt hat - mutmaßlich hatte er vor dem Draft etwas zu viel Masse drauf gepackt, um mehr Tight-End-Gewicht vorweisen zu können. Aber, und das muss jedem interessierten Team klar sein: Bryant ist kein kompletter Tight End und wird das vermutlich auch nie. Er ist relativ klein für die Position - und ist so gar kein Blocker. Dazu kommen bei Bryant mehrere Knieverletzungen 2017 und 2018, die seinen Value nochmal etwas drücken könnten. Ist er fit und kommt als Receiving-Tight-End in die richtige Rolle, ist das Potenzial dennoch überdeutlich sichtbar.
64. Chase Claypool, WR, Notre Dame
Ein sehr spannendes Receiver-Projekt. Claypool, der bei einigen Teams auch als perspektivischer Tight End auf dem Board sein könnte, bewegt sich für seinen enormen Frame überraschend agil. Hat einige gute Cuts und Routes, zeigt Körperkontrolle beim Catch sowie gute Hände. Explosivität ist - auch aufgrund seiner schieren Größe und Masse - überschaubar, Claypool ist kein Receiver, der mit Separation gewinnt. Dennoch überraschend gut nach dem Catch und hat auch hier Power. Mehrere Big Plays Downfield, auch wenn er hier sehr eindimensional eingesetzt wurde.
63. Clyde Edwards-Helaire, RB, LSU
Könnte in zwei Jahren sehr gut als komplettester Back dieser Klasse angesehen werden. Ein guter Receiver, ob aus dem Backfield oder aus dem Slot beziehungsweise auch Outside, hat alles regelmäßig gespielt. Sein Route-Tree ging dabei über simple Running Backs hinaus. Als Runner hat er zwar weder übermäßige Power und mit einem Speedster wird ihn auch niemand verwechseln. Doch Edwards-Helaire ist ein extrem kompakter Runner, der mit sehr guter Vision läuft, überlegte und effiziente Cuts setzt, seine Blocks richtig liest und dann blitzartig in einen zweiten Gang schalten kann.
62. Kyle Dugger, S, Lenoir-Rhyne
Was genau soll man mit Duggers Tape anfangen? Lenoir-Rhyne war in puncto Competition so weit weg, dass jede Prognose Richtung NFL nichts anderes ist als eine massive Projection. Mitunter sah das Tape fast lächerlich aus, weil Dugger physisch und athletisch so signifikant überlegen war, dass er jedes Play machen konnte, jeden Gegenspieler dominieren konnte und jeden eigenen Fehltritt problemlos wieder ausbügeln konnte. Und auf seine Athletik zockt man als NFL-Team: Die Combine-Tests waren herausragend (95. Perzentil im 10-Yard-Split, 86. im 40-Yard-Sprint, jeweils 98. Perzentil im Hoch- und Weitsprung), Dugger könnte früh eine Rolle als Returner einnehmen und für seine Größe und Explosivität bewegt er sich definitiv gut. Doch in puncto Reads, Antizipation und dann natürlich auch das Tempo des Spiels erwartet ihn eine gigantische Lernkurve.
61. Ben Bartch, OT/OG, St. John's
Die nächste Small-School-Projection aus der NFL. St. John's hatte seit 1974 keinen Spieler, der in die NFL gedraftet wurde, das wird sich jetzt ändern. Bartch bewegt sich gut, hat schnelle Füße, gewinnt bereits konstant mit seinen Händen und seine Athletik aus dem Tight-End-Hintergrund ist sichtbar. Wichtig für Bartch war es, dass er beim Senior Bowl gegen deutlich bessere Konkurrenz ebenfalls mithalten konnte. Power und Run-Blocking auf dem nächsten Level werden große Fragezeichen sein, einige Teams sehen ihn aufgrund der eher kurzen Arme als Guard. Dafür müsste er in puncto Power aber noch deutlich zulegen.
60. Geno Stone, S, Iowa
Vielleicht der beste Safety dieser Klasse, wenn es darum geht, aus einer Zone Coverage heraus das Spiel zu lesen und Plays zu antizipieren. Stone wirkt wie genau der Safety, den man in seinem Backfield in seiner Zone haben will, damit er die Offense diagnostizieren und dann reagieren kann. Das gilt in Coverage, aber auch wenn er als Run-Supporter plötzlich ins Bild schießt. Wurde im College nur ganz selten tief geschlagen, einfach so häufig zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Dennoch ist er in seiner Rolle etwas limitiert: eher kleiner mit kurzen Armen, dennoch mitnichten ein Box-Safety oder Safety-Slot-Corner-Hybrid. Stone ist ein Zone-Safety, der aus dem Raum heraus reagieren muss, und sonst vermutlich nichts. Doch diese Rolle ist in der modernen NFL durchaus wertvoll.
Big Board: Die Plätze 59 bis 50
59. Ross Blacklock, DT, TCU
Ein eindrucksvoller Athlet, und das überträgt sich auf sein Spiel. Blacklock ist flexibel, er ist explosiv, er gewinnt bei Stunts und kann auch im Play noch reagieren und plötzlich eine andere Gap attackieren - bewegt sich einfach gut. In Kombination mit einem sehr schnellen Get-Off schlägt er gerade Interior-O-Liner nicht selten blitzartig, hat dabei aber auch Power und kann zwei Gaps verteidigen. Als Pass-Rusher ist er allerdings noch deutlich unterentwickelt, da hat er viel schlicht über seine Athletik und Explosivität gewonnen. Gegen den Run wurde er noch etwas zu häufig komplett aus dem Play geschoben, gleichzeitig ist aber Potenzial mit den langen Armen und dem schnellen Get-Off nach oben noch definitiv vorhanden.
58. Cameron Dantzler, CB, Mississippi State
Press-Man-Corner. Dantzler ist riesig mit langen Armen und er weiß auch, wie man die einsetzt. Trotz seiner Größe bewegt er sich gut, spielt mit Antizipation und wenn Dantzler an der Seitenlinie Press spielen durfte, wurde er nur ganz selten geschlagen. Auch Jump Balls wird man gegen ihn nicht viele anbringen. Doch die Beweglichkeit kommt auch daher, dass Dantzler extrem schmal und leicht ist. Hat dementsprechend kaum Power und könnte in der Richtung in der NFL Probleme bekommen. Dantzler wird Muskelmasse draufpacken müssen, doch schon jetzt war seine Combine was Explosivität angeht extrem schlecht.
57. Noah Igbinoghene, CB, Auburn
Leichtathletik-Hintergrund, hat sechs State-Titel in Leichtathletik-Disziplinen in der High School gewonnen. Vergangenheit als Receiver, kann auch Returner spielen. Igbinoghene hat im College jede Menge Press-Man-Erfahrung gesammelt, er ist kompakt, bringt Power mit und rein physisch dürften Teams an Tag 2 großes Interesse haben. Doch die Lernkurve wird kommen müssen: Igbinoghene ist noch extrem roh, spielt zu physisch und mit zu viel Kontakt in der Route, muss den Ball besser finden und die Gefahr besteht definitiv, dass er in der NFL anfangs noch einige Male böse verbrannt wird.
56. Adam Trautman, TE, Dayton
In einer insgesamt schwachen Tight-End-Klasse ist Trautman derjenige, der am ehesten Potenzial für einen All-Around-Tight-End mitbringt. Herausragende Combine-Tests was Agilität und Short-Area-Explosivität angeht, und das sieht man auf Tape: Zeigt trotz seiner Größe auffallend scharfe Cuts, zeigt Moves mit dem Ball in der Hand und ist schon ein wirklich guter Route-Runner. Dazu ein schneller Release von der Line, sichere Hände und setzt seinen Körper am Catch Point gut ein. Doch vor allem war Trautman zusätzlich im College auch ein verlässlicher In-Line-Blocker und damit ist hier tatsächlich Potenzial für mehr. Was er sicher nicht ist? Ein Speedster. Es gibt Deep-Threat-Waffen in dieser Tight-End-Klasse, wie etwa Brycen Hopkins. Das ist Trautman nicht.
55. Austin Jackson, OT, USC
Auf den ersten Blick ist alles da. Lange Arme, großer Frame, Agilität, Explosivität - Jackson sieht in seinen besten Snaps aus wie ein absolutes Elite-Tackle-Prospect. Zwei Fragezeichen stehen im Fokus: Jacksons Power muss noch deutlich besser werden, in der Folge ist auch sein Anker in Pass-Protection ein Fragezeichen. Das wurde gerade auch in einigen Spielen gegen künftige NFL-Pass-Rusher wie etwa A.J. Epenesa deutlich. Und dann ist er in allem noch inkonstant. Jackson ist erst 20 Jahre alt, eine größere Entwicklung ist also absolut vorstellbar. Doch für den Moment ist er definitiv ein Boom-or-Bust-Kandidat.
54. Josh Uche, Edge/LB, Michigan
Ein super spannender Spieler, allein weil Uches Position in der NFL noch gefunden werden muss. Eine Art Linebacker-Edge-Hybrid. Die zentrale Frage wird sein: Hat Uche die Physis, um in der NFL konstant als Edge-Rusher zu bestehen? Im College gewann er häufig mit seiner spektakulären Beweglichkeit und Explosivität; eine Pass-Rush Win Rate von 27 Prozent ist enorm, genau wie die Tatsache, dass er bei 23,3 Prozent seiner Rushes Pressure kreierte. Uche ist super athletisch, schnell und wenn er nach innen arbeiten durfte, bekamen Guards häufig überhaupt keine Hände an ihn dran. Muss in der NFL zu einem kreativen Defensive Coordinator, vielleicht aber auch "nur" ein reiner Passing-Down-Edge-Rusher und sonst als Blitzer und Linebacker in einer Hybrid-Rolle.
53. Amik Robertson, SCB, Louisiana Tech
Eines der unterhaltsamsten Tapes dieser Draft-Klasse. Robertson spielt jeden Snap mit Feuer und einer Giftigkeit, die seinem künftigen NFL-Team viel Freude bereiten sollte. Extrem klein und das sieht man auf Tape, kein Speedster und keine große Reichweite; in der NFL ein reiner Slot-Cornerback - doch die haben Value, und Robertson ist für mich der beste Slot-Cornerback dieser Klasse. Agil, explosiv, super schnelle Füße, Richtungswechsel, Balance - Robertson sieht aus wie der geborene Slot-Corner und ist zusätzlich aber auch einfach ein unterhaltsamer Playmaker. Pick-Six gegen UMass, weil er den Pass perfekt antizipierte, spektakuläre Interceptions gegen USM, ein Onside-Kick-Return-Touchdown gegen FIU, macht Plays im Backfield gegen den Run und hatte auch einen Strip-Sack.
52. Jordan Elliott, DT, Missouri
Baut sehr gut Power auf, nutzt die volle Länge seiner Arme. Elliott zeigt verschiedene Pass-Rush-Moves und konnte hier auch konstant Druck auf den Quarterback aufbauen, insgesamt bereits ein High-Floor-Spieler. Sein Timing beim Get-Off könnte noch besser werden, dann würde er vielleicht noch einen deutlichen Schritt nach vorne machen. Double-Teams sind nicht sein Fall, bei Run-Plays löst er sich häufiger mal gar nicht. Elliott muss in eine Defense kommen, wo er nur eine Gap attackieren darf.
51. Neville Gallimore, DT, Oklahoma
Ähnlich wie Elliott hatte auch Gallimore größere Probleme mit Double-Teams und generell gegen den Run, teilweise ist er zu übereifrig und nimmt sich selbst aus dem Play, weil er sofort ins Backfield explodiert und Agilität ist auch nicht sein Spiel. Aber: Swim Move, Spin Move, geht teilweise wirklich blitzartig durch die Offensive Line. Toller Get-Off, explodiert in seine Gap, hat definitiv auch viel Power. Setzt seine Hände sehr gut, Gallimore ist ein 1-Gapping Nose Tackle der definitiv Value als Pass-Rusher mitbringt.
50. Terrell Burgess, S, Utah
Ultra vielseitig, und damit genau das, was die meisten Defenses in der heutigen NFL von ihren Safeties haben wollen. Hat an der und um die Line of Scrimmage gespielt, hat Slot-Cornerback gespielt, hat in der Box gespielt, hat tief gespielt. Enormes Coverage-Potenzial gerade in dieser flexiblen Rolle als Matchup-Verteidiger. Reagiert schnell, spielt mit Übersicht und könnte in der NFL im Slot bestehen. Was er in der NFL nicht ist, ist ein Single High Safety. Dafür hat er nicht den Speed und nicht die Reichweite, Physis gegen Big Slot Receiver und gegen den Run könnte ebenfalls ein Thema werden.
Big Board: Die Plätze 49 bis 40
49. Jordan Love, QB, Utah State
Wenn man Verletzungen ausklammert, ist Love der wohl größte Boom-or-Bust-Pick dieser Klasse. Loves Highlight-Plays lassen einen denken, dass man den nächsten Elite-Quarterback gefunden hat: Ein spektakulär schneller Release, ein fantastischer Arm, der Bälle aus jedem Winkel und von jeder Plattform anbringen kann, Athletik - das ist alles da. Doch die schlechten Stats letztes Jahr (20 TDs, 17 INTs) waren nicht einfach nur dem Umbruch bei Utah State geschuldet, oder eben den Plays, bei denen Love zu viel wollte, wie er selbst bei der Combine zugab. Klebt regelmäßig am ersten Read, übersieht Verteidiger komplett, Accuracy ist inkonstant, Entscheidungen und Reads dauern viel zu lange. Im Moment ein Projekt und mehr ein Athlet auf der Quarterback-Position.
48. Akeem Davis-Gaither, LB, Appalachian State
Die Athletik bei Davis-Gaither ist überdeutlich. Der Linebacker bewegt sich wahnsinnig gut auf engem Raum, hat aber auch Speed, Reichweite und spielt mit Antizipation, um Lücken und Pass-Fenster zu schließen. Davis-Gaither ist ein moderner Linebacker aus dem Bilderbuch, weil er in Coverage extrem gut aussah, problemlos jede Bewegung von Running Backs in der Route mitgehen konnte und auch als Blitzer glänzte. Selbst als Edge-Rusher kam er in der Rolle um Tackles herum. Deckte auch Tight Ends und zum Teil sogar Receiver im Slot. Davis-Gaither ist klein und sein Tackling in der Folge inkonstant, er hat nicht die Power, die man von einem Inside Linebacker in der NFL erwarten würde und bleibt auch häufiger an Blocks hängen. Aber seine Rolle gegen den Pass alleine macht ihn sehr spannend.
47. Michael Pittman, WR, USC
Wenn man Pittman mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es wohl "Raumdeuter". Versteht einfach wahnsinnig gut, wo sich in der Coverage lücken auftun, arbeitet andauernd, um frei zu sein und hat dann extrem verlässliche Hände. Super Waffe im Kurzpassspiel, ein physischer Receiver am Catch Point mit sehr großem Catch-Radius über die MItte des Feldes. Pittman ist weder sonderlich explosiv, noch sonderlich agil. Press Coverage bereitet ihm teilweise Probleme, er läuft auch keine sonderlich scharfen Routes. Kann eine X-Rolle ähnlich wie ein Alshon Jeffery einnehmen, sein idealer Platz in der NFL könnte aber als Big Slot Receiver sein.
46. Tyler Johnson, WR, Minnesota
Johnson wurde erst im College vom High-School-Quarterback und -Defensive-Back zum Receiver umgeschult - dafür ist er schon eindrucksvoll weit. Ein toller Route-Runner mit schnellen Füßen, super fließenden Bewegungen, hat einfach ein sehr gutes Gefühl dafür, wann er einen Cut setzen soll. Johnson arbeitet konstant mit kleinen, schnellen Körpertäuschungen und kreiert so schlicht regelmäßig Separation. Das sieht man auch in der Red Zone, wo er letztes Jahr mehr Bälle gefangen hat als jeder andere College Wide Receiver (19). Johnson gewinnt nicht mit Speed, er gewinnt nicht mit Explosivität, und das gibt ihm gewisse Limitierungen. Aber gerade im Kurzpassspiel sollte er in der NFL schnell eine Rolle finden.
45. Laviska Shenault, WR, Colorado
Das Schweizer Taschenmesser unter den Receivern. Spielt Outside, im Slot, als Running Back, als Returner und sogar als Wildcat-Quarterback. Lief Routes aus dem Backfield und bringt enorme Qualitäten nach dem Catch mit. Hat auch regelmäßig Downfield gewonnen, Shenault ist ein extrem physischer Spieler mit guten Händen. Aber: Alles was mit Route-Running zu tun hat ist wahnsinnig roh, das gilt auch für seinen Release. Kreiert somit wenig Separation und viele Plays waren direkt darauf ausgelegt, dass er den Ball frei fangen und dann in den Raum arbeiten kann. Shenault braucht schlicht eine sehr spezifische Rolle und einen kreativen Offensive Coordinator, das ist kein Receiver, der einfach in jeder Offense als Nummer 2 oder Nummer 3 funktioniert. Ein gewisses Boom-or-Bust-Potenzial ist hier auf jeden Fall dabei, womöglich wird Shenault nur eine Art Gadget-Spieler.
44. Jake Fromm, QB, Georgia
Sehr hohe, sichere Base-Line. Fromm ist ein klassischer Pocket-Passer, der Coverages erkennt, das Feld liest und den Ball mit Antizipation verteilt. Touch im vertikalen Passspiel ist sichtbar, Dropback und Wurf sind meist eine fließende Bewegung und der Release ist relativ kompakt. Seine Augen bleiben auch gegen Pressure Downfield. Doch Fromm hat zweifellos Limitierungen, beginnend mit der Armstärke. Hier hatte er mehr als nur ein paar Wackler auf Tape, umso verwunderlicher war es, dass er dennoch zu häufig Bälle in Fenster erzwingen wollte, die gar nicht da sind. Sein Pocket-Verhalten ist auch noch zu inkonstant. Fromm muss in eine Offense, in der er den Ball primär im Kurzpassspiel schnell und präzise verteilen kann.
43. Zack Baun, Edge/LB, Wisconsin
Ein gefährlicher Pass-Rusher, das sei zunächst gesagt. Baun ist ein explosiver Spieler mit sehr guten Bewegungen auf engem Raum, Richtungswechsel kommen problemlos und so navigiert er sich auffallend häufig schnell durch die Offensive Line oder auch um einen Tackle herum. Sehr gut auch in Coverage, PFF listet ihn über die vergangenen beiden Jahre bei 195 Coverage-Snaps - und nur 112 zugelassenen Yards. Bei Baun wird die Rolle in der NFL interessant sein: Er könnte eine Art Edge-Linebacker-Hybrid vom Stil wie Kyle Van Noy werden, um in der NFL als Edge-Verteidiger zu bestehen, muss er aber noch deutlich mehr Power aufbauen. Blieb häufig an Tackles komplett hängen.
42. Kenneth Murray, LB, Oklahoma
Wenn Murray in einer geraden Linie verteidigen darf, hat er eine absolut spektakuläre Explosivität. Die Combine-Tests bestätigten hier das Tape, Murray hat durch seinen Speed eine enorme Reichweite und nimmt auch im Play nach einem Richtungswechsel sehr schnell wieder Geschwindigkeit auf. Ein gefährlicher Blitzer und ein sehr produktiver Downhill-Run-Stopper. Das größte Fragezeichen betrifft seine Reads. Reagiert häufiger mal einen Schritt zu langsam, klebt mit seinen Augen zu lange im Backfield, fällt auf Fakes rein. Ist auch nicht der agilste Spieler und seine Coverage-Qualitäten sind durch den Speed in Ordnung, aber auch nicht mehr. Murray muss in eine Defense, in der er nicht viel lesen muss sondern mit seiner Athletik attackieren darf.
41. D'Andre Swift, RB, Georgia
Der klare Nummer-1-Back auf meinem Board. Swift kann blitzartig in den zweiten Gang beschleunigen, er ist explosiv, extrem agil und kombiniert das mit meist guten Reads. Die Richtungswechsel auch im vollen Lauf sind mühelos, dazu zeigt er als Receiver extrem gute Hände, findet den Ball auch Downfield. Lässt Gegenspieler mit seinen schnellen Füßen und schnellen Bewegungen regelmäßig komplett ins Leere laufen. Er ist kein Power-Runner und mit seinem teilweise eher aufrechten Laufstil wurde er bisweilen von Verteidigern komplett zerlegt. Aber hier ist echtes Potenzial für einen 3-Down-Back.
40. K.J. Hamler, SWR, Penn State
Wahrscheinlich der "aufregendste" Slot-Receiver dieser Klasse. Hamlers Tape ist schlicht spektakulär: Hamler explodiert vom Snap weg, kann jederzeit in der Route plötzlich aufs Tempo drücken - und dann ist er weg. Setzt irre scharfe Cuts, aus dem Slot heraus gegen Off-Coverage unfassbar schwer zu verteidigen und für die Defense gibt es dann häufig gar keinen Zugriff. Hat aber auch vertikal gewonnen (elf Catches bei Pässen mindestens 20 Yards Downfield), spielt einfach giftig und mit Feuer. Warum also nicht noch höher? Hamler hat offensichtliche physische Limitierungen: Er ist sehr klein, er hat kaum Power - physische Cornerbacks können ihn dominieren und blocken wird er auch eher selten. Dazu noch deutlich zu viele Drops, Hamler ist primär ein "Body-Catcher", will den Ball also nahe am Körper fangen statt mit ausgestreckten Armen. Ein reiner Slot-Receiver in der NFL.
Big Board: Die Plätze 39 bis 30
39. Brandon Aiyuk, WR, Arizona State
Einer der explosivsten Receiver dieser Klasse. Super dynamisch, ist vom Start weg vermutlich der gefährlichste Returner seines neuen NFL-Teams und ist brandgefährlich nach dem Catch. In Ansätzen läuft Aiyuk schon sehr gute Routes, seine 28 Catches über mindestens 15 Yards unterstreichen die Explosivität, die er mitbringt. Aiyuk ist als Receiver schlicht noch roh, deshalb steht er "nur" auf Platz 39: Press-Coverage bereitete ihm beim Release zum Teil deutliche Probleme, Kontakt in der Route ebenfalls und manchmal fehlte seinen Cuts komplett die Schärfe, zu der er eigentlich in der Lage ist.
38. Antoine Winfield, S, Minnesota
Winfield in einem Wort: "Playmaker". Spielt mit extrem hoher Spielintelligenz und ist auch deshalb permanent in der Nähe des Balls; sieben Interceptions letztes Jahr unterstreichen das. Weiß mitunter einfach, was die Offense vorhat. Hat Ball-Skills, hat Körperkontrolle, kann in Man Coverage bestehen. Ein Do-it-All-Safety, der mit Physis spielt und harte Hits austeilt. Galt in Minnesota als absoluter Leader. Winfield hat nicht die athletischen Möglichkeiten der Top-Safety-Prospects dieser Klasse. Er hat nicht den Speed und die Reichweite, um in der NFL als Single-High-Safety konstant zu bestehen, und kommt mit einigen Verletzungen (Fuß, Oberschenkel) aus den vergangenen Jahren im Gepäck.
37. Yetur Gross-Matos, Edge, Penn State
Hat zunächst einmal Gardemaß für einen Edge-Verteidiger. Groß, lange Arme, spielt dennoch mit tiefem Pad-Level und schlägt Tackles teilweise blitzschnell auch nach innen. Explosivität ist da, Gross-Matos kommt eng um Tackles herum und sollte noch mehr Power mit seinen langen Armen aufbauen können. Die generell gute Athletik erlaubt ihm auch kurze Drops in Coverage. Gross-Matos sollte von seinen physischen Anlagen her eigentlich noch höher auf dieser Liste stehen können - die Werkzeuge sind da, jetzt muss er sie nur noch effizienter aufs Feld bringen. Das betrifft seine Pass-Rush-Moves, er sollte noch mehr Power draufpacken können und Plays besser lesen können. Die Dominanz, die man sich erhoffen würde, war einfach nicht konstant da - kann NFL-Coaching das hervorbringen?
36. Ezra Cleveland, OT, Boise State
Ist riesig, dabei aber ein guter Athlet mit schnellen Füßen. Eine exzellente Combine bestätigte die enorme Athletik, die Cleveland mitbringt. Bewegt sich sehr kontrolliert und effizient in Pass-Protection, geht Bewegungen der Pass-Rusher oft problemlos mit und bewegt sich selbst auch problemlos bei Second-Level-Blocks oder Screens im Raum. Cleveland ist ein rundum solider Spieler, der vielleicht nie ein Elite-Tackle wird, aber für "rundum solide" würde so manche NFL-Teams auf Tackle einiges geben. Mit Blick auf die NFL muss er definitiv noch Power drauf packen, sein Anker in Pass-Protection ist noch ein größeres Fragezeichen. Das wird auch im Run-Blocking teilweise deutlich, selbst gegen die eher überschaubare Competition bei Boise State.
35. Ashtyn Davis, S, Cal
Vermutlich der beste Single-High-Safety, also ein Safety, der in Cover-1 und Cover-3 einen großen Teil des tiefen Feldes abdeckt. Genau das ist Davis' Spiel: Hat Speed, Richtungswechsel kommen problemlos und zeigt generell gute Antizipation sowie Ball-Skills, was das vertikale Passpiel der gegnerischen Offense schon signifikant schmälern kann. Davis ist überhaupt kein Matchup-Safety, der rund um die Box spielt und sich dann beim nächsten Snap wieder tief fallen lässt. Er ist auf die tiefe Safety-Rolle limitiert, die aber hat in der NFL einen nicht zu verachtenden Wert und in dieser Rolle könnte er ein sehr guter NFL-Verteidiger werden.
34. A.J. Terrell, CB, Clemson
Sehr groß mit sehr langen Armen, was ihn in Press-Coverage zu einer echten Waffe macht. Terrell verfügt zudem über Speed und kann so auch mal Raum aufholen, wenn er dann doch beim Release mal geschlagen wurde. Spielt mit Antizipation und hat Power in den Händen - für Teams, die viel auf Cover-3 setzen, wäre Terrell ein idealer Cornerback. Um in Man Coverage noch mehr zu bieten, müsste er noch agiler und mit noch besserer Balance spielen; wurde häufiger mal von guten Cuts deutlich geschlagen. Terrell, auch aufgrund seiner Größe und Physis, bewegt sich einfach etwas steifer, als man es von einem Top-Man-Corner sehen wollen würde.
33. Jeremy Chinn, S, Southern Illinois
Ein athletischer Freak. Chinn ist groß, schwer und testete dennoch in der 93. Perzentile beim 10-Yard-Split, der 92. beim 40-Yard-Sprint, der 96. beim Hoch- und der 99. beim Weitsprung. Selbst beim Bankdrücken legte er 20 Wiederholungen auf. In anderen Worten: Hätte Isaiah Simmons nicht eine absolute Freak-Combine gehabt, würden wir vermutlich mehr über Chinn sprechen. Zeigt diesen Speed und die Beschleunigung auch eindrucksvoll auf Tape und hat so eine enorme Reichweite, Chinn kann Passfenster noch schließen, die schlicht nicht viele Safeties so noch zu bekommen. Ein Playmaker mit mindestens drei Interceptions in jeder College-Saison, ein Monster als Blitzer aber auch mit Tackles im offenen Feld gegen den Run. Teilweise wirkt es so, als wäre Chinn in seiner Entwicklung was Spielverständnis und Antizipation angeht noch roh, womöglich auch bedingt durch die athletischen Vorteile bei Southern Illinois. Hatte dazu Schulterprobleme über die letzten Jahre. Für ihn wird der Schritt in die NFL sehr groß sein, aber die Möglichkeiten sind enorm.
32. Julian Okwara, Edge, Notre Dame
Explodiert regelmäßig vom Snap weg und setzt so Tackles blitzartig unter Druck. Kann Speed in Power umwandeln und schlägt Tackles so auch nach innen, gewinnt aber auch als Edge-Bender um den Tackle herum. 32 QB-Pressures in der vergangenen Saison bei nur 202 Pass-Rush-Snaps. Bewegt sich generell sehr gut, kann auch problemlos die Flat oder eine kurze Underneath-Zone in Coverage decken. Womöglich aber auf eine 3-4-Outside-Linebacker-Rolle limitiert, denn Okwara braucht Raum für sein Spiel. Die größten Fragezeichen stehen bei ihm hinter technischen Dingen wie Pad-Level und Leverage, auch verpasste er noch zu viele Tackles. Vieles davon sollte aber coachbar sein. Okwara hat das Potenzial, ein Nummer-1-Pass-Rusher zu werden.
31. K'Lavon Chaisson, Edge, LSU
Chaisson sieht in manchen Momenten wie ein Pass-Rusher aus dem Bilderbuch und ein sicherer Erstrunden-Pick aus: Ein herausragender Get-Off, mit dem er vom Snap weg explodiert, Speed, Power, ein sehenswerter Spin Move, hat lange Arme und setzt die auch gut ein, extrem gute Körperkontrolle. Allein - die Konstanz und somit die Production war einfach nicht da. Weder 35 QB-Pressures (370 Pass-Rush-Snaps) noch die Pass-Rush Win Rate von 13,1 Prozent lassen einen Erstrunden-Pass-Rusher vermuten, an guten Tackles blieb er regelmäßig komplett hängen. Teilweise spielte er zu hektisch, teilweise reichte seine Power nicht. Chaisson ist ein Upside-Pick, bei dem man auf eine deutliche Entwicklung über die nächsten zwei, drei Jahre hofft.
30. Trevon Diggs, CB, Alabama
Groß, lang, physisch. Diggs kann Receivern mit Press-Coverage enorme Probleme bereiten, ließ letztes Jahr ganze acht Completions bei Pässen über zehn Yards Downfield zu (29 Targets). Spielt mit Power, ist aggressiv gegen den Run, zeigt gute Balance und Richtungswechsel. Der kleine Bruder von Stefon Diggs sollte in puncto Ceiling sogar noch einiges an Upside mitbringen: Seine Rückwärtsbewegung kann noch deutlich besser werden, insgesamt muss er noch sicherer und kontrollierter spielen. Diggs ist definitiv besser, wenn er die Hand an den Gegenspieler bringen darf; muss vermutlich in ein Press-Scheme in der NFL.
Big Board: Die Plätze 29 bis 20
29. A.J. Epenesa, Edge, Iowa
Eine desolate Combine hat Epenesa womöglich tatsächlich aus der ersten Runde befördert. Dabei wurden die Tests seinem Tape nicht gerecht: Dort nämlich spielt er definitiv mit Power, das ist seine beste Qualität. Setzt seine Hände gut, baut dann enorme Kraft auf und schiebt regelmäßig Tackles oder Guards vom Snap weg in den Schoß des Quarterbacks. Epenesa ist ein guter Run-Verteidiger mit einem sehr guten Anker, er zeigt Konter-Moves zu seinem Bull-Rush und der Motor ist ebenfalls überdeutlich. Gleichzeitig ist auch klar, dass er in eine spezifische Rolle muss. Die athletischen Limitierungen sind deutlich sichtbar, Epenesa ist am ehesten ein Edge-Verteidiger bei Early Down und rückt dann bei Passing Downs nach innen; der Vergleich zu Trey Flowers liegt hier auf der Hand.
28. Cesar Ruiz, C, Michigan
Der mit Abstand beste Interior Offensive Lineman auf meinem Board. Wird erst in einigen Wochen 21 Jahre alt, und dennoch ist Ruiz schon unheimlich weit in seiner Entwicklung. Bewegungen und Spielverständnis etwa bei Screens sind eindrucksvoll, setzt seine (riesigen) Hände sehr sicher und wird dann kaum noch geschlagen. Verlässlicher Anker, bewegt sich trotz seiner Größe fließend und im Run Game schiebt er Defensive Linemen regelmäßig durch die Gegend. Ruiz ist kein athletischer Freak - nicht, dass man das auf Center zwangsläufig sein müsste -, könnte sich noch etwas leichter bewegen um etwa bei Outside Zone Blocks sicherer um den Gegenspieler herum zu kommen und kann technisch sicher noch besser werden. Aber die Base-Line ist hier schon spektakulär hoch.
27. Jeff Gladney, CB, TCU
Spielt schneller als er bei der Combine getestet hat - in puncto "Play-Speed", also wie schnell er sich auf dem Feld bewegt, eher im oberen Spektrum dieser Klasse. Es gibt schlicht wenige einfache Catches gegen Gladney, weil er konstant extrem eng am Mann verteidigt, beweglich ist und in Off-Zone-Coverage sehr gut antizipiert. Super schnelle Füße, starke Rückwärtsbewegung. Agilität ist nicht auf Top-Level, eine Slot-Rolle kommt hier also nicht wirklich in Frage. War im College eher in Man Coverage zuhause. Hatte eine Meniskus-OP im März.
26. Justin Jefferson, SWR, LSU
Mutmaßlich der beste Slot-Receiver der Klasse. Jefferson findet konstant Lücken gegen Zone Coverage, hat exzellente Hände und eine sehr gute Körperkontrolle und ist gefährlich nach dem Catch. Hatte letztes Jahr die meisten Slot-Receptions (109) und Slot-Yards (1.518) im College-Football. Seinen Speed stellte er bei der Combine eindrucksvoll unter Beweis und Jefferson gewann für LSU auch häufiger Downfield. Das größte Fragezeichen bei ihm liegt in der Art und Weise, wie die Elite-Production zustande kam: Extrem viele Plays, bei denen er einen freien Release hat und erst einmal im freien Raum arbeiten darf, ohne dass er direkt einen Gegenspieler schlagen muss. An enger Coverage dagegen lief er sich dann doch häufiger fest, die letzte Schärfe und Aggressivität fehlt in seinen Routes häufig. Wenn Defenses seinen ersten Cut gut antizipieren konnten, kreierte er häufig überhaupt keine Separation. Jefferson wird eine gute Rolle in der NFL finden, aber eben eher als Nummer 2. Den nächsten Superstar-Receiver sollte man nicht erwarten.
25. Patrick Queen, LB, LSU
Ein moderner Linebacker wie aus dem Bilderbuch. Wahnsinnig agil und explosiv, Queen hat eine enorme Reichweite in Coverage. Richtungswechsel im Play sind kein Problem, Balance ist da, hat sogar vereinzelt im Slot gespielt. Sehr schnelle Füße, ein guter Blitzer. Ein 3-Down-Linebacker Queen schwächelt da, wo es in der heutigen NFL als Linebacker reicht, durchschnittlich zu agieren: Primär gegen den Run. Da hat er nicht die Power eines "Oldschool"-Linebackers, hier liest er auch Plays häufiger mal einfach falsch. Und dann wenn ein Blocker die Hände an ihn bekommt, ist es gegen den Run auch häufig eher schnell vorbei.
24. Mekhi Becton, OT, Louisville
Einer der großen Boom-or-Bust-Kandidaten in diesem Draft - mit "groß" in zweifacher Bedeutung. Becton misst über zwei Meter, bei 165 Kilo und allein die schiere Power, die er daraus kreiert, ist eindrucksvoll. Schiebt (und hebt!) Defensive Linemen durch die Gegend, als wäre es nichts. Und hier kommen auch die Fragezeichen: Becton hat im College so häufig mit seiner schieren Physis und Power gewonnen, dass er technisch nicht sonderlich sauber agieren musste. Das wird sich in der NFL ändern. Für seine Größe und Masse bewegt sich Becton wirklich gut, bekommt schnell Tiefe bei seinen Pass-Blocking-Drops und lässt sich nicht einfach mit Speed überrumpeln Wie genau er sich in Pass-Protection - neben den technischen Aspekten - entwickeln wird, wissen wir schlicht nicht. Hatte bei Louisville keine 80 "echten" Pass-Blocking-Snaps, also Plays, bei denen der Quarterback ohne Play Action, Run Pass Option, Screen oder anderen Fakes einen normalen Dropback durchführt. Becton ist roh, das physische Potenzial ist aber absolut enorm und er ist auch in seinen Bewegungen nicht so unterentwickelt, wie es teilweise berichtet wird.
23. Kristian Fulton, CB, LSU
Ein Press-Corner wie aus dem Bilderbuch. Bewegt sich gut, ist schnell - Fulton klebt regelmäßig am Gegenspieler. Explosivität ist auch in Off-Coverage überdeutlich, lässt schlicht sehr wenig zu. Nutzt seine Größe sehr gut am Catch Point. Was Balance und das Reagieren auf scharfe Cuts angeht, ist er nicht auf dem Level von Okudah und Henderson in der Spitze der Klasse. Manchmal sieht man ein leichtes Speed-Defizit, zusätzlich muss man bei Fulton erwähnen, dass er im Februar 2017 bei einem Test auf leistungssteigernde Substanzen die Urinprobe einer anderen Person eingereicht hatte. Fulton hatte wohl Angst davor, dass bei ihm THC nachgewiesen werden könnte. Wurde erwischt und dann für letztlich eineinhalb Jahre gesperrt.
22. Jaylon Johnson, CB, Utah
Ein Zone-Corner mit exzellentem Spielverständnis. Johnson führt den Quarterback in die Irre, verkleinert Räume, bewegt sich sehr clever. Erkennt Plays und liest sie richtig, ist groß und nutzt seine langen Arme. Wurde kaum mal tief geschlagen, bei 31 Targets über mindestens zehn Yards erlaubte er vier Catches. Ein Playmaker. Johnson hat nicht ansatzweise die Agilität der Top-Cornerbacks dieser Klasse, er ist ein Zone und kein Man Corner. Richtungswechsel sind nicht so fließend, manchmal will er zu sehr aufs Big Play gehen und spielt dann zu aggressiv. Hatte zudem Schulterprobleme im College.
21. Justin Herbert, QB, Oregon
Physisch bringt Herbert alles mit. Ein herausragender Arm, Athletik, hier kann Herbert überall einen Haken dahinter setzen. Doch Oregons Offense tat ihm keinen Gefallen. Wahnsinnig viel über Screens und One-Read-Plays, dadurch ist er in puncto Read-Verhalten noch sehr roh. Klebt häufig an einem Receiver, hat ein sehr inkonstantes Gefühl für die Pocket. Antizipation muss noch deutlich besser werden, gerade in der Mitte des Feldes, dazu hatte er deutlich zu viele Fumbles und wirft zum Teil Pässe "blind", ohne nach dem Snap die Defense nochmal zu lesen. Herbert hat in Ansätzen eine gute Beinarbeit, er könnte in einer vertikalen Offense bestehen und Value als Runner auch in die NFL mitbringen. Aber hat noch einen ordentlichen Weg vor sich.
20. Jalen Raegor, WR, TCU
Reagor verfügt über exzellenten Play-Speed, auch wenn seine Tests in der Richtung überraschend durchwachsen waren - mutmaßlich hat er zu viel Gewicht vor der Combine drauf gepackt. Der Release ist gut, er hat super schnelle Füße und weiß, was er damit macht. Bestraft Press-Coverage regelmäßig, nimmt schnell Geschwindigkeit auf und läuft bereits sehr scharfe Routes mit guten Cuts. Zusätzlicher Value als Returner. Reagor ist kein physischer Spieler und hat noch zu viele simple Drops auf Tape, zudem lief er in der - generell üblen - TCU-Offense einen limitierten Route-Tree. Das Potenzial, schnell ein guter Nummer-2-Receiver in der NFL zu werden, ist aber definitiv vorhanden.
Big Board: Die Plätze 19 bis 11
19. Denzel Mims, WR, Baylor
Die Mischung aus Größe, Speed, Explosivität, aber auch Agilität ist absolut verlockend. Mims kommt als X-Receiver-Prospect - also ein "klassischer" Nummer-1-Receiver - in die NFL und bringt einen enormen Catch-Radius mit. Sein Release vor allem auch gegen Press Coverage ist bereits fortgeschritten, die Bewegungen sind für einen Spieler seiner Größe und Physis schlicht außergewöhnlich. Ein sehr guter Senior Bowl sowie eine starke Combine dürften seine Aktien nochmal hochgetrieben haben. Und dabei ist Mims noch vergleichsweise roh: Seine Cuts sind häufiger mal vorhersehbar und verpuffen dadurch wirkungslos, zu häufig sucht er noch in der Route den Kontakt, statt zu versuchen, Separation zu kreieren. Darüber hinaus hatte er noch deutlich zu viele Drops. Doch die Werkzeuge und auch die Ansätze auf dem Feld sind spektakulär.
18. Grant Delpit, S, LSU
Das große Manko mit Delpit sind die verpassten Tackles - und gerade für einen Safety, der naturgemäß häufig die letzte Verteidigungslinie darstellt, ist das problematisch. 36 Missed Tackles über die vergangenen beiden Jahre sind eine gigantische rote Flagge; warum also ist Delpit dennoch ein Kandidat für Runde 1? Alles andere abgesehen vom Tackling ist schlicht zu gut. Delpit ist ein spektakulärer Pass-Defender, mit seiner Größe und Länge, kombiniert mit der Antizipation im Passspiel sowie der herausragenden Explosivität hat er in Coverage enorme Reichweite. Delpit kann in Man Coverage Tight Ends ausschalten oder in Zone Coverage Plays lesen, er ist für seine Größe sehr beweglich und als Blitzer ist er eine konstante Gefahr. Es ist eine Passing-Liga, und Delpit sollte sofort einen merklichen Impact auf die Pass-Defense seines neuen NFL-Teams haben.
17. Tristan Wirfs, OT, Iowa
Zunähst springt bei Wirfs die Athletik ins Auge. Er war in einer Combine mit mehreren athletischen Freaks neben Simmons der größte Freak, und das überträgt sich auf sein Spiel. Wirfs ist extrem agil, hat leichte Füße, ist explosiv - und baut eine herausragende Power auf. Geht in Protection gut in die Knie, setzt einen Anker und lässt sich dann auch nicht mehr nach hinten bewegen. Kann problemlos in einem Zone Blocking Scheme bestehen und falls er auf Tackle aufgrund der kurzen Arme nicht funktioniert, wäre er potenziell ein Elite-Guard. Teilweise hat man hier die Probleme auch im College gesehen, Edge-Rusher mit langen Armen konnten ihn mitunter kontrollieren. Wirfs muss seine Athletik noch sicherer im Raum umsetzen, manchmal ist er aus seinem Stance zu schnell parallel zur Pocket und lässt sich dann nach innen schlagen. Einige Male erkannte er Stunts zu spät. Wirfs ist noch roher als die Elite-Prospects auf der Position, mit etwas mehr Feinschliff könnte er diese aber über die nächsten Jahre einholen.
16. Josh Jones, OT, Houston
Jones kommt als extrem vielversprechendes Pass-Blocking-Prospect in die NFL. PFF listet ihn bei 18 (!) zugelassenen Quarterback-Pressures über die letzten drei Jahre (1.282 Pass-Blocking-Snaps), eine unfassbare Zahl für einen Tackle. Eindrucksvoll ist die Art und Weise, wie Jones sich bewegt: flexibel, immer in guter Balance, bewegt sich problemlos auch im Raum und kommt sehr gut aufs Second Level oder vor Screens. Hände sind in Protection sehr aktiv, macht Bewegungen gegnerischer Pass-Rusher scheinbar problemlos mit. Woran er definitiv noch arbeiten muss, sind die ersten Schritte in Protection. Da macht er häufiger mehrere kurze gerade Schritte nach hinten, fast wie ein Cornerback, statt direkt in einem Winkel gegen den Pass-Rusher zu arbeiten und nach hinten zu sliden. Teilweise ist er zu aufrecht, teilweise könnten seine Füße noch aktiver sein - die Tatsache, dass er in seinen vier Jahren als Starter mehrere O-Line-Coaches hatte, spielt hier womöglich auch eine Rolle. Wird zudem in der NFL mehr Power aufbauen müssen. Er hat, das dürfte einige NFL-Teams in der ersten Runde zögern lassen, kurze Arme, wenngleich sich das auf seinem Tape nur sehr bedingt bemerkbar macht.
15. Derrick Brown, DT, Auburn
Physischer Freak. Ein gigantischer Defensive Tackle, Größe und Power sind absolut eindrucksvoll. Dabei ist er aber nicht behäbig, im Gegenteil: Brown explodiert zum Teil tief vom Snap weg, und dann ist er überhaupt nicht zu halten. Bewegt sich generell gut, zeigt Moves als Pass-Rusher und nicht selten braucht es schlicht ein Double-Team, um ihn zu stoppen. Mehrere Plays, bei denen er einen Guard oder Center schlicht in den Quarterback rein schiebt. Brown sollte in der NFL ein Elite-Run-Stopper werden - die große Frage, und der Knackpunkt bei seiner Projection, ist die Frage: Was wird er als Pass-Rusher liefern? Im College war er hier gut; doch es besteht fraglos die Gefahr, dass seine Defizite in puncto Quickness und Explosivität - die Combine war für Brown absolut katastrophal - ihn als Pass-Rusher doch deutlicher limitieren, und er so vielleicht ein Elite-Run-Stopper, aber nur ein solider Pass-Rusher wird. Das hat fraglos ebenfalls einen Wert, gerade weil er dennoch alle drei Downs spielen können sollte und viele Räume für Mitspieler schaffen wird. Der Positional Value ist dann aber nicht in einem Ausmaß gegeben, dass es einen Top-10-Pick rechtfertigen würde.
14. Javon Kinlaw, DT, South Carolina
Zum jetzigen Zeitpunkt ist Kinlaw in seiner Entwicklung längst nicht auf dem Level von Brown - doch bereits jetzt ist er ein gefährlicherer Pass-Rusher. Extrem groß mit sehr langen Armen, dabei aber explosiv; diese Mischung ist ein gewaltiges Problem für Interior Offensive Linemen. Sein Tape erinnert teilweise an Chris Jones von den Chiefs, der auf ähnliche Art und Weise gewinnt. Kinlaw hat einen spektakulär schnellen Release und baut dann eben auch mit den langen Armen eine gewaltige Power auf. Er ist kein Spieler, der zwei Gaps besetzen kann, Kinlaw muss in eine attackierende Rolle. Noch wird er häufiger mal zu aufrecht, was für ihn das Play dann meist beendet, und seine Reads sind generell noch inkonstant. Auch Verletzungen waren bei ihm bereits ein Thema (Knie, Hüfte). Als Run-Stopper wird er höchstwahrscheinlich nie auf Browns Level kommen - als Pass-Rusher aber ist das Potenzial nach oben enorm.
13. C.J. Henderson, CB, Florida
Athletisch bringt Henderson absolut alles mit, um ein exzellenter Man-Corner in der NFL zu werden. Wahnsinnig schnelle Füße, super Balance, Körperkontrolle: Henderson kann jede Bewegung des Receivers mitgehen, ist explosiv und schließt Lücken mit seinem Speed spät im Down. Gegnerische Offenses passten ihren Game Plan an und versuchten, ihm aus dem Weg zu gehen. Verletzungsprobleme ließen sein 2019er Tape etwas schlechter aussehen, bei Henderson fällt der Mangel an Physis teilweise am Catch Point, vor allem aber gegen den Run regelmäßig auf - kurzum: Er ist alles andere als ein guter Tackler. Mit noch etwas mehr Feinschliff könnte Henderson allerdings ein Nummer-1-Corner in der NFL werden.
12. Henry Ruggs, WR, Alabama
Ein absolutes Speed-Monster, ein Spieler, der einfach nur durch seine Geschwindigkeit jederzeit ein Game-Breaker sein kann. Defenses werden sich etwa mit der Positionierung ihrer Safeties auf ihn einstellen müssen. Aber Ruggs ist mehr als nur Speed: Er hat super Hände, er hat erstaunlich häufig auch Contested Catches gewonnen, er ist brandgefährlich nach dem Catch. Die große Frage wird sein: Kann man Ruggs zu einem besseren Route-Runner machen? Dann hätte er echtes Elite-Potenzial. Aktuell ist sein Release häufig zu behäbig, oftmals kann er sich in der Route so gar nicht lösen. Insbesondere wenn ein Gegenspieler noch die Seitenlinie als Unterstützung nutzen konnte sah Ruggs häufiger gar kein Land. Gewinnt eher mit Speed als mit Technik. Für den Moment machen ihn aber allein der Speed und die exzellenten Hände zu einer gefährlichen Waffe.
11. Tee Higgins, WR, Clemson
Ein prototypischer X-Receiver, der mit seinem Speed überrascht. Herausragende Hände, ist riesig mit langen Armen und hat in der Folge einen gigantischen Catch-Radius. Higgins verfügt über sehr gute Körperkontrolle und gewinnt konstant vertikal, zudem ein besserer Route-Runner als gedacht. Gleichzeitig beginnt hier aber auch der Kritikpunkt: Higgins ist kein Receiver, der sich regelmäßig Separation verschafft. Der Release ist noch inkonstant und mit Agilität wird er auch nur bedingt punkten können. Higgins wird zu einem Quarterback kommen müssen, der gewillt ist, ihm Contested Catches aufzulegen. Dann kann er eine gefährliche Waffe werden.
Big Board Draft 2020: Die Top 10
10. Andrew Thomas, OT, Georgia
Eine irre hohe Base-Line. Thomas ist groß, hat gigantisch lange Arme, bewegt sich dafür aber sehr, sehr gut. Schnell auf den Füßen, hat zunächst Right Tackle, dann Left Tackle für Georgia gespielt und kommt mit 41 Starts in der SEC - der besten College-Conference - in die NFL. Ein physischer, bisweilen dominanter Run-Blocker mit jeder Menge Kraft und das sieht man. Bei Thomas kann man es am ehesten so formulieren: Die Base-Line ist, dass er ein solider Tackle wird - und das ist schon enorm viel wert. Einschränkungen: Thomas passt deutlich eher in ein Power- als in ein Zone-Blocking-Scheme, er muss die Hände schnell an den Gegenspieler bekommen. Vereinzelt hat er seinen Anker in Pass-Protection verloren. Ein wenig besteht die Sorge, dass er ein besserer Run-Blocker als Pass-Blocker wird; doch das ist schon Sorge auf hohem Niveau.
9. Xavier McKinney, S, Alabama
Wenn man den idealen Safety für die moderne NFL entwerfen würde, dann wäre der vermutlich nicht allzu weit von Xavier McKinney entfernt. Eine vielseitige Matchup-Waffe, McKinney kann eine tiefe Zone spielen, er kann in der Box spielen, er kann Man Coverage im Slot spielen. Sehr gute Instinkte in Zone, hat in Coverage wahnsinnig viele Plays beendet - nicht selten, weil er zu wissen schien, was die Offense plant. Erkennt Underneath-Route-Kombinationen, liest den Quarterback und geht dann im perfekten Moment nach vorne. Bewegt sich sehr fließend, Richtungswechsel und Agilität im Raum sind komplett mühelos; gleichzeitig aber auch ein harter Hitter. McKinney ist kein physischer Freak; weder ist er sonderlich groß, noch ist er der explosivste Spieler. In der NFL auch eher kein Single-High-Safety. Aber in der Matchup-Rolle, die viele NFL-Defenses heute von ihren Safeties fordern, ist er ein Day-1-Starter.
8. Jedrick Wills, OT, Alabama
Auch wenn hier am Ende nur zwei Plätze zwischen Thomas und Wills stehen - Wills ist auf meinem Board der klare Nummer-1-Tackle. Ein dominanter Run-Blocker, der aggressiv und explosiv spielt, ohne dabei aber unkontrolliert zu werden. Sehr sichere Füße in der Rückwärtsbewegung in Pass-Protection, richtet sich auf schnelle Bewegungen der Pass-Rusher aus, hat zumeist eine exzellente Base. Extrem hohe Spielintelligenz, erkennt den Plan des jeweiligen Rushers und antizipiert dessen Moves entsprechend. Technisch wahnsinnig weit. Abgesehen von Young gab es zumindest auf meiner Liste bei keinem Spieler weniger negative Punkte. Wills wurde vereinzelt bei Inside- und Spin-Moves geschlagen, aber in der Summe gehört er ganz klar zu den Elite-Prospects dieser Klasse.
7. Tua Tagovailoa, QB, Alabama
Die ultimative Wildcard und der Spieler, der die erste Runde maßgeblich prägen könnte - mit der alles überschattenden Frage: Wie steht es um Tuas Gesundheit? Und noch mehr: Wie sehen NFL-Teams seine Gesundheit? Die Angst, dass infolge seiner schweren Hüftverletzung Tuas Gesundheit perspektivisch ein Problem werden könnte, dürfte so manchen GM abschrecken; und dann fällt er womöglich weiter als gedacht. Und sportlich ? Tua ist ein sehr präziser Passer, mit schnellen Reads, guten Mechanics und sehr gutem Ball-Placement. In einer West-Coast-Style-Offense mit schnellen Pässen sollte er sich gut zurechtfinden, häufig bewegt er sich in der Pocket sehr gut. Doch auch sportlich gibt es Ansatz zur Kritik: Pressure bereitete ihm teilweise doch deutliche Probleme, er hatte sehr viele One-Read-Plays und musste wenige Pässe in enge Fenster anbringen. Teilweise ist sein Bewegungsablauf als Passer etwas langsamer als erhofft und weil er seine Füße in der Pocket zum Teil nicht ideal setzt, haben sich doch einige Overthrows in sein Tape geschlichen.
6. Isaiah Simmons, S/LB, Clemson
Eine absolut spektakuläre Allzweckwaffe. Hat Free Safety, Slot-Corner, Edge-Verteidiger und Linebacker gespielt, dazu sogar einige Snaps auf Outside-Corner. Simmons kann problemlos Tight Ends covern, er kann aber auch gelegentlich den Slot Receiver - Running Backs sowieso - in Coverage übernehmen. Gewinnt als Pass-Rusher und ist ein absoluter athletischer Freak, wie die Combine nochmals untermauert hat. Große Reichweite, wenn er als tiefer Safety spielt, Matchup-Kapazitäten in verschiedener Hinsicht, wenn er in der Box spielt. Eigentlich ein moderner Verteidiger wie aus dem Bilderbuch; die größte Schwachstelle bei Simmons ist ein Punkt, für den er selbst nichts kann: Um aus ihm auch wirklich diesen Elite-Verteidiger herauszuholen, der er definitiv sein kann, muss Simmons in eine Defense kommen, die ihn auch entsprechend flexibel einsetzt. Draftet ihn ein Team, um einfach Linebacker und bei Passing-Downs gelegentlich Safety zu spielen, wäre das nicht nur Talent-Verschwendung, es wäre auch nur bedingt einen Top-10-Pick wert.
5. CeeDee Lamb, WR, Oklahoma
Das beste X-Receiver-Prospect dieser Klasse. Groß, spielt physisch, gewinnt Downfield, hat eine fantastische Körperkontrolle und läuft effiziente, subtile Routes. Lamb ist extrem stark nach dem Catch, in der Route und auch beim Release variiert er seinen Speed. Er ist nicht der Elite-Route-Runner und gewinnt nicht über Explosivität und Speed; aber er gewinnt, und das häufig. Mal mit Separation, mal mit dem Contested Catch, mal nach dem Catch - der Vergleich zu DeAndre Hopkins drängt sich bei Lamb förmlich auf. Lamb hat extrem gute Hände, er attackiert den Ball und die Füße sind schneller aus gedacht. Ein Receiver, der konstant Outside gewinnen kann.
4. Jerry Jeudy, WR, Alabama
Jeudy ist der beste Route-Runner dieser Klasse und in der Hinsicht das beste Receiver-Prospect, das über die letzten Jahr in die NFL gekommen ist. Irre schnelle Füße, brutal scharfe Cuts ohne dabei Speed zu verlieren. Jeudy legt sich Verteidiger zurecht und lässt sie dann mit seiner Explosivität und seiner Beweglichkeit komplett aussteigen. Dazu ein exzellenter Release, Jeudy lässt Cornerbacks in Press-Coverage regelmäßig ins Leere laufen und in Kombination mit seinem Speed ist das Play für den Verteidiger dann häufig schon verloren. Variiert sein Tempo, gewinnt vertikal, kann aber auch bei Screens oder Jet Sweeps punkten. Im Gegensatz zu Lamb ist Jeudy eher nicht der prototypische X-Receiver; dafür hat er nicht ganz die Physis. Hat außerdem noch einige Drops auf Tape.
3. Jeffrey Okudah, CB, Ohio State
Quickness und Agilität auf Elite-Level, Okudah kann mühelos jede Bewegung und jeden (angetäuschten) Cut des Receivers mitgehen, dabei verliert er so gut wie nie die Balance oder gibt Raum auf. Verliert kaum einmal die Übersicht, wird selten mit gutem Route-Running bezwungen, Explosivität, Spielverständnis und Ball-Skills sind überdeutlich. Spielt physisch in Press-Coverage, antizipiert Pässe in Off-Coverage. Okudah hat laut PFF über die letzten beiden Jahre (27 Spiele) in keinem einzigen Spiel mehr als 50 Receiving-Yards zugelassen. Wenn man etwas kritisieren will, dann wäre das die Tatsache, dass Okudah keinen Elite-Speed hat und in Run-Defense eher durchwachsen ist, zudem wurde er einige Male am Catch Point physisch bezwungen. Doch hier sind alle Werkzeuge für einen Shutdown-Nummer-1-Cornerback vorhanden.
2. Chase Young, Edge, Ohio State
Ist physisch gebaut, als hätte man einen Pass-Rusher im Labor zusammengebastelt. Groß, lange Arme, enorme Power, starke Hände - Young hat zunächst einmal den perfekten Frame für einen NFL-Edge-Rusher. Zusätzlich aber punktet er mit Explosivität und auch einer gewissen Flexibilität; Young kann auch mal in der Interior Line gewinnen, wo er viel zu schnell für Guards ist, nach dem Snap schießt er teilweise blitzartig zwei Gaps zur Seite, um plötzlich ganz woanders anzugreifen. Young legt sich Blocker zurecht, arbeitet mit verschiedenen Pass-Rush-Moves, mit dem Bull-Rush dominiert er teilweise scheinbar mühelos aber für seine Größe ist er auch agil. Negativ gibt es schlicht nicht viel - gelegentlich könnte er noch kompakter spielen, manchmal kann ihn ein Tackle deshalb aus dem Play blocken oder er kommt nicht eng genug um den Tackle. Doch bei all den herausragenden Pass-Rush-Prospects der letzten Jahre - Young ist Pre-Draft der Beste dieser Gruppe.
1. Joe Burrow, QB, LSU
Ein spektakulär akkurater Passer. Burrow, obwohl er bei LSU in einer durchaus vertikalen Offense gespielt hat, zeigte immer und immer wieder herausragendes Timing und Ball Placement. er variiert Speed und Power, er trifft enge Fenster, seine Antizipation als Passer ist extrem gut - und Burrow glänzte regelmäßig auch gegen Pressure oder wenn er improvisieren musste. Bei In-Breaking-Routes, die Basis der meisten NFL-Offenses, war er wahnsinnig effizient, in seinen Reads machte er kaum gravierende Fehler. Er weiß, wo sich Räume öffnen und bringt den Ball mit richtigem Timing dorthin. Zwei negative Punkte lassen sich bei Burrow festhalten: Er hat keinen Elite-Arm, spektakuläre Würfe mit den Beinen in der Luft oder aus schier unmöglichen Winkeln wird man von ihm nicht sehen; teilweise schränkt ihn die Armstärke auch etwa bei tiefen Out-Routes ein. In dem Punkt etwa wäre er deutlich hinter Vorjahres-Top-Pick Kyler Murray anzusiedeln. Darüber hinaus muss er in der Pocket noch konstanter werden. Häufig ist er hier bereits sehr gut, aber letztlich hatte er doch in nahezu jedem Spiel noch einige Szenen, wo er in einen Verteidiger reingelaufen ist, den Ball zu lange gehalten hat oder auch schlicht zu wild in der Pocket war und zu viel wollte.