Es war "keine Sensation, sondern erwartet". So leitete Sturm-Präsident Christian Jauk in der heutigen Pressekonferenz des Vereins den Rollentausch im sportlichen Management ein.

Andreas Schicker wird ab 30. April die Rolle von Günter Kreissl als Geschäftsführer Sport übernehmen. Bis dorthin wird Kreissl Schicker zur Seite stehen um eine "nahtlose Übergabe" zu gewährleisten. Kreissl wird sich zudem von Juli bis September eine dreimonatige Auszeit unterziehen, ehe er ab 1. Oktober als Technischer Direktor dem Verein erhalten bleibt. Kreissl wird daher aus der zweiten Reihe Schicker bei "sportstrategischen Fragen" zur Seite stehen.

"Acht Jahre als Sportdirektor bringen einfach ein extrem intensives Tagesgeschäft mit sich. Die Gefahr ist dabei, dass man immer im Tagesgeschäft verhaftet ist, dass man manchmal den Blick auf das Große und Ganze ein wenig abhandenkommt. Dass Dinge wie Kreativität, Innovation, auch die Zeit für Reflexion zum Teil fehlen", so Kreissl. Aus diesen Gründen wolle er daher eine kurze Pause einlegen um "einfach, physisch und psychisch die Batterien wieder neu aufzuladen, um im Herbst wieder mit der gleichen Begeisterung für den SK Sturm tätig zu sein."

Günter Kreissl: "Wollen massiv in den Trainersektor investieren"

Kreissls neue Position definiert sich vor allem über Personalthemen. "Ganz stark im Scouting, was Spieler betrifft, aber wir wollen auch massiv in den Trainersektor investieren", verriet Kreissl. "Man tut gut daran, möglichst tiefes und profundes Wissen über mögliche Trainerkandidaten zu haben. Insbesondere den deutschsprachigen Raum wolle man dabei überblicken. Der frühere Goalie widmet sich künftig aber auch dem großen Thema Spielphilosophie und Ausbildungsprinzipien im Nachwuchs, die - das ließ er durchklingen - im "intensiven Tagesgeschäft" manchmal zu kurz kommen.

Vom Club-Boss wurde er am Montag mit viel Lob bedacht: "Du hast eine unglaubliche Bindung und Beziehung zu diesem Verein aufgebaut. Du hast eine Erfolgsbilanz", sagte Jauk mit Blick auf Kreissls emotionalen All-In-Zugang. "Manchmal hätte ich gesagt, du kommst direkt aus der Fankurve."

Die Fans seien tatsächlich mitausschlaggebend für seinen Wechsel nach Graz 2016 gewesen, betonte Kreissl. "Die Fans waren all die Jahre für mich eine große Inspiration, um alles zu unternehmen, um den Verein so gut und erfolgreich wie möglich zu führen. Dass das nicht immer gleichermaßen gelingt, ist zu akzeptieren", sagte Kreissl. Er gibt den Geschäftsführer-Posten mit 1. Mai und damit nach exakt vier Jahren ab, organisiert bis Ende Juni die Übergabe und verabschiedet sich mit u.a. dem Cup-Titel 2018 in die Auszeit.

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Kreissl über Andreas Schicker: "Bringt alles mit, was man braucht"

Sein Nachfolger Schicker arbeite man nun schon seit einem Jahr im intensiven Austausch zusammen. Es habe "eine Menge an Hearings" gegeben, die schlussendlich den Vorstand überzeugten: "Wir haben vieles hinterfragt und unsere Vorstellungen formuliert. Wir sind überzeugt, dass Schicker es so umsetzen kann, um unsere Ziele zu erreichen", so Sturm-Präsident Jauk.

Schicker "bringe alles mit, was man braucht", erklärt Kreissl. Er habe "ein großartiges Auge für den Fußball", bringe Fachkompetenz mit und sei vor allem ein "unglaublich positiver Charakter als Mensch". Das alles seien "großartige Voraussetzungen", um als neuer Geschäftsführer Sport erfolgreich zu sein. Laut Jauk kenne Schicker den österreichische Markt und habe - wohl auch durch sein Alter - exzellenten Zugang zu noch aktiven Spielern. Und: "Ihn zeichnet eine unglaubliche optimistische Grundhaltung aus, er ist wahnsinnig fleißig".

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Schicker will Jugend forcieren

Dabei soll der SK Sturm wieder auf bewährte Lösungen setzen und mit neuen Wegen kombinieren: "Wir haben viele Ideen, die wir umsetzen wollen, was insbesondere Spielphilosophie und Positionsdefinitionen angeht, und dass wir schauen, dass wir den Verein wieder nach vorne bringen. Auch was die Ausbildung der Jugend angeht, versuchen wir viele Sachen umzusetzen", so Schicker.

Junge Spieler sollen laut dem 33-Jährigen wieder vermehrt Chancen beim SK Sturm bekommen: "Es war schon im Frühjahr ganz klar erkennbar war, dass wir mehr auf die Jugend gesetzt haben. Wir haben in den vier Spielen im Grunddurchgang drei Spieler mit Startelf-Debüt gehabt, das ist der richtige Weg und den wird es auch weiterhin gehen." Seine Vision: "Prinzipiell ist in meinen Planungen drinnen, dass die Jugend ganz klar forciert wird." Es sei daher kein Zufall, dass Trainer Nestor El Maestro bei guten Leistungen in Testspielen vermehrt auf den Nachwuchs setze.

Zugänge: Positionsdefinitionen sollen nachgeschärft werden

Weiters wolle man in der Ausbildung ein klareres Profil der Positionsdefinition ausfeilschen. Es soll dabei zwar keine einheitliche Spielphilosophie a la Red Bull Salzburg entwickelt werden, sondern am Konzept der Positionen geschärft werden: "Wie wollen wir, dass ein linker Verteidiger, ein rechter Mittelfeldspieler, ein Mittelstürmer funktioniert, was soll der für Qualitäten haben? Das hilft in der Ausbildung sowie im Suchprofil im Scouting", so Kreissl. Und weiter: "Es muss für den Trainer genug Freiheit sein, für die Gegebenheiten anzupassen und flexibel zu bleiben und sich dem Gegner anzupassen."

Kaderplanung aufgrund von Budgetfrage unklar

Etwas umständlicher gestaltet sich zurzeit aufgrund der Corona-Maßnahmen die Kaderplanung. Kreissl: "Es gibt einfachere Zeiten zur Kaderplanung. Es gilt jetzt, sich zu orientieren und an verschiedenen Szenarien zu arbeiten. Wir haben eine Menge Spieler, die über diesen Sommer hinaus Vertrag haben. Die sind alle in unseren Planungen miteinbezogen. Was weiters möglich ist, hängt von den wirtschaftlichen Möglichkeiten des Vereins ab." Dabei sei aber noch nicht absehbar, wie groß das Budget tatsächlich sein wird.

Schicker ergänzt, dass man bei jenen Spielern, mit denen man über die Saison hinaus weitermachen wolle, aufgrund der aktuellen Lage die Angebote zurückgezogen habe. Er versichert aber: "Sportlich hat sich dadurch nichts geändert". Die Zeit wird seitdem genützt, um den Markt weiterhin im Auge zu behalten: "Wir haben sehr viel Video-Scouting gemacht und bin überzeugt, dass wir gut aufgestellt sind und einige gute Ideen im Kopf haben", so Schicker.

In der aktuellen Saison sein Platz drei ein realistisches Ziel. "Ich traue das unserer Mannschaft absolut zu." Das Team erlebte am Montag noch die ersten Covid-19-PCR-Testungen, ehe möglicherweise am Dienstag erstmals wieder in Kleingruppen trainiert wird.