Sport und Hype - diese beiden Dinge gehen Hand in Hand. Wenn eine Sache lange genug medial und in der Öffentlichkeit gären kann, entsteht früher oder später immer ein Hype in die eine oder andere Richtung.

Sei es das große Spiel mit wochenlangem Vorlauf, der lange herbeigesehnte Saisonstart - oder eben auch der Draft. Aus NFL-Perspektive klafft zwischen der heißen Phase der Free Agency und dem Draft ein rund vierwöchiges Loch, das nur zu häufig dazu führt, dass Spieler über alle Maßen analysiert, Rankings - obwohl keine Spiele mehr stattfanden - durcheinander gewirbelt werden, während die Gerüchteküche nur so überkocht.

Der Hype um die diesjährige Wide-Receiver-Klasse existiert bereits seit Monaten: Doch in diesem Fall lässt sich nach eingehender Betrachtung der Klasse sagen: Es wurde nicht zu viel versprochen.

Ob in der dritten Runde oder auch an Tag 3 des Drafts - in der diesjährigen Klasse wird es Receiver mit zweifellosem NFL-Starter-Potential noch in außergewöhnlichen Draft-Regionen geben. Und es werden Spieler durchs Raster fallen.

Ein Antonio Gandy-Golden von Liberty etwa, der interessantes Deep-Threat-Potenzial mitbringt und hervorragende Comeback-Routes läuft; er dürfte in diesem Jahr ein gutes Stück später gedraftet werden als in anderen Receiver-Klassen. Das könnte auch auf Ohio States Slot-Receiver K.J. Hill oder Jauan Jennings von Tennessee, der ein irrer Receiver nach dem Catch ist, zutreffen, genau wie auf Texas' physischen Slot-Receiver Devin Duvernay .

So gut ist die Klasse in der Spitze, aber auch in der Breite. Auf meinem Draft-Board haben in diesem Jahr 14 Wideouts ein Grade von der ersten bis einschließlich der dritten Runde erhalten.

Wie analysiert und bewertet man Wide Receiver?

Bevor das Ranking auf den Draft einstimmen soll, noch etwas mehr Kontext und Hilfe zur Einordnung generell. Wide Receiver zu analysieren erfordert neben den technischen Details auch eine Vorstellung der Offense: Was war die Rolle des Receivers? Welche der gezeigten Eigenschaften übertragen sich auf die NFL? Und wie, beziehungsweise in welcher Rolle?

Was von dem, was er gezeigt hat, war bedingt durch das Scheme, was war eigene Leistung? Und viele, viele weitere Fragen mehr. Um zumindest ein generelles Verständnis für die gröbsten Unterscheidungen der Position (Slot-, Z-, X-Receiver) zu entwickeln, wäre der Artikel zu genau dieser Frage aus dem Vorjahr zu empfehlen .

Einige Kernkompetenzen für Wide-Receiver-Play - auch hier gibt es im verlinkten Artikel noch mehr Details - sind:

  • Route-Running
  • Explosivität
  • Speed
  • Agilität
  • Release
  • Hände
  • Yards nach dem Catch
  • Contested Catches
  • Physis und Blocking

NFL Draft 2020: Wide Receiver Ranking

12. Michael Pittman Jr., USC

Receiver-Typ: X-/Big Slot Receiver

Stärken:

  • Ein sensationeller Raumdeuter. Pittman versteht es wahnsinnig konstant, Lücken in der Zone Coverage zu antizipieren und besetzt diese Räume dann. Er arbeitet permanent im Play, um offen zu sein, und arbeitet zum Quarterback und zum Ball zurück.
  • Pittman fiel insbesondere im Kurzpassspiel sehr positiv auf. Comeback-Routes läuft er sehr physisch, seine kurzen In- und Out-Cuts sind effizient.
  • Außerdem bringt Pittman einen enormen Catch-Radius mit, gerade in der Mitte des Feldes. Er ist groß, spielt physisch und wird am Catch Point kaum mal geschlagen. Pittman hat alle Werkzeuge, um in der NFL ein sehr guter Big-Slot- und Possession-Receiver zu werden; von der gedachten Rolle in etwa das, was Larry Fitzgerald unter Bruce Arians einst gespielt hat.
  • Absolut herausragende Hände. PFF hat ihn bei fünf Drops bei 176 fangbaren Pässen in seiner College-Karriere.
  • Auch wenn er alles andere als ein Speedster ist: Pittman hat dann doch überraschenden Build-Up-Speed in der Route, er findet den Ball konstant vertikal und ist auch hier mit der Mischung aus Physis und sehr guten Händen immer wieder mal für Big Plays gut.

Schwächen:

  • Explosivität und Agilität sind definitiv nicht sein Trumpf. Hier hat Pittman, auch gerade im Vergleich zur diesjährigen Receiver-Klasse, doch deutlichere Limitierungen. Seine Routes kommen häufiger nicht mit der nötigen Schärfe und gegen Man Coverage hat er immer wieder Mühe, sich Platz zu verschaffen.
  • Kein Receiver, der mit Speed gewinnen würde.
  • Generell sind sein Route-Running und auch sein Release limitiert. Pittmans Release ist häufig zu behäbig und dauert zu lange, sodass der Cornerback einen Zugriff auf ihn bekommt und Pittman zu lange braucht, um in seine Route zu starten.
  • Im College spielte er 811 seiner 886 Snaps in der vergangenen Saison Outside, nur 64 im Slot. In der NFL würde ich diese Rolle für ihn deutlich anders gestalten, um ihm aus dem Slot heraus mehr freie Releases und mehr Arbeit in der Mitte des Feldes zu ermöglichen. Hier könnte seine Physis auch noch besser zur Geltung kommen.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 2.-3. Runde.

© imago images

11. Tyler Johnson, Minnesota

Receiver-Typ: Slot-Receiver

Stärken:

  • Ein wirklich guter Route-Runner, und das obwohl er noch vergleichsweise frisch auf der Receiver-Position ist. Hat in der High School Quarterback und Defensive Back gespielt.
  • Kreiert schlicht konstant Separation. Agil, enorm gute Körperkontrolle, verschafft sich vor allem bei In-Breaking-Routes permanent Platz.
  • Johnson nutzt kleine Körpertäuschungen, er arbeitet gut mit seinen Füßen in der Route und findet permanent Lücken in der Zone Coverage.
  • Wirkt insgesamt wie ein spielintelligenter Receiver. Johnson weiß, wie er Verteidiger aushebeln kann und er weiß im Play, wo er sich hinbewegen muss.
  • Ist mehr ein Techniker als physisch über die Maßen eindrucksvoll, doch aufgrund seiner Größe gewinnt er durchaus häufiger auch Contested Catches.
  • Sehr guter Slot-Receiver, und neben einigen Routes aus einer Z-Receiver-Rolle sehe ich seinen Platz hier auch in der NFL. Hatte im Vorjahr 661 seiner 817 Snaps im Slot und verzeichnete 1.086 Slot-Receiving-Yards, die fünftmeisten in der vergangenen College-Football-Saison. War außerdem irre produktiv in der Red Zone, hier punktete er mit seinem Route-Running ganz besonders
  • Aber: gewinnt auch tief. 485 Deep-Receiving-Yards (Pässe, die mindestens 20 Yards Downfield fliegen) unterstreichen seinen Value auch hier.

Schwächen:

  • Release gegen Press Coverage könnte für ihn eine der größten Herausforderungen in der NFL werden. Dort hatte er bereits im College mit physischen Cornerbacks Probleme.
  • Kein sonderlich explosiver Spieler und kein Receiver, der in der NFL über Speed gewinnen wird. In manchen Phasen wirkt er fast etwas behäbig.
  • Mangelnder Speed macht sich auch nach dem Catch bemerkbar. Trotz vieler Underneath-Catches mit - in der Theorie - Möglichkeit für mehr ist Johnson kein Receiver, der viel Potenzial nach dem Catch mitbringt.
  • Hatte einige Drops auf Tape, hier muss er noch besser werden.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 2.-3. Runde.

© imago images

10. Laviska Shenault, Colorado

Receiver-Typ: Allzweckwaffe

Stärken:

  • Die schwierigste Receiver-Evaluierung der gesamten Klasse. Shenault ist gebaut wie ein Running Back - und kann zunächst einmal alles. Hat Outside gespielt, hat im Slot gespielt, wurde als Returner genau wie als Wildcat-Quarterback eingesetzt und lief Routes aus dem Backfield.
  • Ein extrem physischer Receiver. Arbeitet durch Kontakt in der Route als wäre es nichts und gewinnt Contested Catches mitunter problemlos; kann sich mit seiner Physis absetzen und hat enormes Potenzial nach dem Catch sowie bei designten Run-Plays. Läuft nach dem Catch mit scheinbarer Leichtigkeit durch Tackling-Versuche.
  • Allerdings kein Spieler, der nur Screens und kurze Dumpoffs erhalten würde - wenngleich nicht wenig seiner Production insgesamt auf diese Art zustande kam. Shenault hat vielmehr regelmäßig auch Downfield gewonnen und entschied mehrere simple Go-Routes für sich, weil seine Explosivität und seine Physis hier besonders gut zur Geltung kommen.

Schwächen:

  • Route-Running ist einfach wahnsinnig roh. Seine Cuts kommen oftmals zu durchschaubar. Obwohl er eigentlich ein so explosiver Spieler ist, sind seine Cuts nicht sonderlich scharf und häufig driftet er dabei weiter vertikal, statt einen präzisen Richtungswechsel zu setzen.
  • Separation ist in der Summe inkonstant, manchmal spielt er viel behäbiger als seine Explosivität in anderen Momenten nahelegen würde.
  • Auch was das Gespür für die Bewegungen des Verteidigers oder das Antizipieren der Coverage angeht, wirkt Shenault noch sehr unkonstant. Gleiches gilt auch für seinen Release, und wenn er es mal mit Press Coverage zu tun hatte, ließ er sich davon - trotz seiner Physis - zu häufig aus seiner Route ablenken.

© imago images

  • Die Gefahr mit Shenault ist, dass er in der NFL mehr Gadget-Spieler als wirklich guter Receiver wird. Das macht gerade für ihn die Frage danach, bei welchem Team und in welcher Offense er landet, umso kritischer.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: Späte 2. Runde.

9. K.J. Hamler, Penn State

Receiver-Typ: Speed Slot Receiver

Stärken:

  • Speed und Explosivität sind nichts anderes als spektakulär. Hamler explodiert sprichwörtlich vom Snap weg, er kann jederzeit in seiner Route plötzlich aufs Tempo drücken - und dann ist er weg.
  • Hamler ist dabei aber alles andere als nur ein Straight-Line-Speedster. Er setzt irre scharfe Cuts, Richtungswechsel sind nahezu ohne Geschwindigkeitsverlust, er hat eine spektakuläre Beschleunigung auch im Play und ist wahnsinnig agil. Läuft eindrucksvolle Routes.
  • Es gab schlicht kaum Cornerbacks, die über ein Spiel konstant - im wahrsten Sinne des Wortes - mit ihm mithalten konnten.
  • Ist auch eine Waffe bei Jet Sweeps und kann als Returner eine Rolle übernehmen. Wahnsinnig gefährlich auch nach dem Catch.
  • Dabei ist er aber alles andere als eine reine Kurzpass-Waffe. Hamler hat vielmehr oftmals auch Downfield gewonnen und verzeichnete im Vorjahr elf Catches bei Pässen über mindestens 20 Yards. Er ist die moderne Slot-Waffe, wie sie in der NFL immer stärker in den Fokus rückt: Explosiv und agil Underneath, aber kann auch aus dem Slot heraus vertikal attackieren.
  • Spielt giftig, attackiert in seiner Route gefühlt mit jeder Faser seines Körpers und jeder Bewegung aggressiv.

Schwächen:

  • Hat aufgrund seiner Größe und Physis offensichtliche Limitierungen. Hamler gewinnt mit Speed, Explosivität und Separation - aber nicht mit Physis oder Contested Catches. Wird in der NFL kaum einen Jump Ball gewinnen und physische Slot-Cornerbacks könnten ihm ernsthafte Probleme bereiten.
  • Reiner Slot-Receiver in der NFL.
  • Sein größtes Problem aber ist nicht die Physis oder die Beschränkung auf eine Receiver-Position; das wären vielmehr die Drops. PFF listet ihn bei zwölf Drops bei 70 fangbaren Pässen in der vergangenen Saison. Eine Horror-Quote. Hamler hat ganz viele Body-Catches, statt den Ball weg vom Körper zu sichern. Womöglich auch ein technisches Problem, an dem er noch arbeiten muss.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 2. Runde

© imago images

8. Brandon Aiyuk, Arizona State

Receiver-Typ: Z-Receiver

Stärken:

  • Herausragende Explosivität. Aiyuk ist ein dynamischer Spieler mit Speed, Explosivität und Agilität. Er bewegt sich extrem gut und ist brandgefährlich nach dem Catch, seine 28 Catches über mindestens 15 Yards sprechen für sich. 10,9 Yards nach dem Catch waren der sechstbeste Wert im College Football 2019.
  • Variiert seinen Speed schon sehr ansehnlich beim Release und in der Route und kann mühelos blitzartig mehrere Gänge hochschalten.
  • Setzt auch Cuts, ohne dabei Geschwindigkeit zu verlieren.
  • Schon jetzt ein äußerst gefährlicher Retuner. Sollte als Rookie zumindest in dieser Rolle sofort einen Platz in der NFL finden.
  • Manche Routes sehen schon sehr gut aus, insbesondere wenn er einen frühen Cut setzen kann. Gerade Off-Coverage zerstört er teilweise.

Schwächen:

  • Ist in vielen Bereichen noch auffällig unkonstant. Das betrifft seinen Release, wo er deshalb auch mit Press-Coverage teilweise enorme Probleme hatte. Es betrifft aber auch sein Route-Running. Gerade von physischen Cornerbacks konnte er sich zu häufig in der Route nicht lösen.
  • Kontakt generell bereitet Aiyuk teilweise echte Probleme. Dadurch ließ er sich auch häufiger aus dem Rhythmus und letztlich aus der Route bringen.
  • Absolut kein Contested Catch Receiver und es ist schwer vorstellbar, dass er in der NFL in diese Rolle noch hineinwächst.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 2. Runde

© imago images

7. Justin Jefferson, LSU

Receiver-Typ: Slot Receiver

Stärken:

  • Eine exzellente Slot-Waffe. Verzeichnete 2019 die meisten Slot-Receptions (109) und Slot-Yards (1.518) im College-Football, genau wie 49 Catches im Bereich bis neun Yards nach der Line of Scrimmage.
  • Es gibt drei zentrale Gründe dafür, dass Jefferson so ein gefährlicher Receiver aus dem Slot ist: Er ist exzellent darin, Lücken in der Zone Coverage zu finden. Er hat sehr gute Hände und eine konstant gute Körperkontrolle, in Kombination mit seiner Größe bescherte ihm das mehrere gewonnene Contested Catches. Und er ist sehr gut nach dem Catch, wo er mit Vision und Speed regelmäßig noch mehr rausholt.
  • Die Explosivität im Raum war angesichts seiner Größe positiv überraschend. Gerade gegen Soft-Zone-Coverages, also wenn Jefferson etwas Platz bekommt, setzt er scharfe Cuts und bewegt sich auch auf engem Raum gut. Seine Underneath-Routes sind konstant gut gelaufen und mit seiner Beinarbeit bringt er Gegenspieler aus der Balance.
  • Ein williger und aktiver Blocker.
  • Hat die Größe in Kombination mit der Geschwindigkeit, um auch in der NFL im Underneath-Passspiel für Mismatches zu sorgen.

Schwächen:

  • Release ist schlicht ein Fragezeichen. Nicht, weil Jefferson hier schlecht wäre, sondern eher, weil er im College kaum getestet wurde. Hatte es kaum mal mit Press Coverage oder einem anderweitig erschwerten Release zu tun. Es ist aber eine legitime Frage, ob Jefferson die Explosivität und den Release hat, um sich hier in der NFL zu behaupten.
  • Die Stats sind fraglos enorm, dennoch wirft Jeffersons Tape noch weitere Fragen auf. Unheimlich viel seiner Production kam in Situationen, in denen er aus dem Slot gegen eine softe Zone Coverage ungehindert in die Route starten, einen einfachen Cut setzen konnte - und dann war der Ball auch schon da. Viele Plays, die einem kaum etwas darüber sagen, was für ein Receiver Jefferson in der NFL sein wird.
  • An enger Coverage - wenn er sie mal sah - lief er sich dann doch häufiger mal fest.

© imago images

  • Jefferson gewann durchaus auch tief (neun Catches über mindestens 20 Yards), dennoch driftete er bei vertikalen Routes häufiger das Feld runter, statt wirklich scharf und aggressiv zu laufen.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 2. Runde

6. Jalen Reagor, TCU

Receiver-Typ: Z-Receiver

Stärken:

  • Release ist bereits sehr gut. Reagor hat enorm schnelle Füße und weiß genau, wie er Press Coverage bestrafen kann.
  • Generell: exzellenter Play-Speed. Auch wenn seine Tests bei der Combine in der Hinsicht überraschend durchwachsen waren. Reagor läuft scharfe Routes, seine Richtungswechsel kommen blitzschnell.
  • Reagors Release funktioniert insgesamt sehr gut zusammen mit seiner Explosivität. Er nimmt schnell Tempo auf und ist so auch eine permanente Big-Play-Bedrohung. 2019 verzeichnete er vier Touchdowns bei Pässen über mindestens 20 Yards.
  • Gute Qualitäten auch nach dem Catch. Verfügt über gute Vision und sehr gefährliche Agilität im offenen Feld. Ist auch als Returner eine Waffe.
  • Gilt beim Release genau wie innerhalb seiner Route: Wenn sich Reagor einmal von seinem Gegenspieler gelöst hat, wird er nicht mehr eingeholt.
  • Attackiert den Ball trotz seiner eher geringen Größe extrem aggressiv.

Schwächen:

  • Absolut kein physischer Spieler. Kontakt kann ihn in einer Route komplett rauswerfen, das überträgt sich auch auf seine Snaps als Blocker.
  • Hatte zu häufig noch Concentration Drops. Alleine sieben Drops bei 88 Targets in der vergangenen Saison sind viel zu viel.
  • Seine Routes sahen zwar in Ansätzen schon gut aus, doch war Reagors Route Tree limitiert. Primär lief er Hitch- und Go-Routes und fing Screen-Pässe. Generell war die Offense undankbar für Reagors Evaluierung, er hatte zusätzlich zu einer wenig kreativen Offense auch mit sehr schlechtem Quarterback-Play zu kämpfen. Von seinen im Vergleich der Klasse schlechten Total Stats sollte man sich also nicht täuschen lassen.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 1. Runde

© imago images

5. Denzel Mims, Baylor

Receiver-Typ: X-Receiver

Stärken:

  • Die Mischung aus Größe, Explosivität, genereller Athletik und schlicht dem Potenzial ist mehr als verlockend . Mims verfügt über einen enormen Catch-Radius, ist gebaut wie ein echter Nummer-1-X-Receiver in der NFL und nimmt dabei dennoch sehr schnell Speed auf.
  • Mims hat nicht nur Speed und Explosivität, er spielt auch damit. Variiert das Tempo in der Route und beim Release, das ist definitiv auffällig. Hat so auch auffällig häufig Press Coverage geschlagen
  • Darüber hinaus bewegt er sich schlicht erstaunlich fließend für seine Größe. Mims zeigt eine exzellente Körperkontrolle, auch am Catch Point, was zu mehreren absoluten Highlight-Catches geführt hat . Außerdem hatte er damit auch nach dem Catch einige gute Momente.
  • Mims versteht es schon beim Catch, sich in Position zu bringen, um anschließend mehr Yards rauszuholen. Sein Körper dreht sich schnell wieder nach vorne, er scannt und erkennt, wo sich eine Lücke auftut.
  • Speed und Physis bei Comeback-Routes sind eindrucksvoll. Verteidiger müssen hier seinen vertikalen Speed respektieren, Mims kann sich zusätzlich an der Spitze der Route mit seiner Physis noch mehr Platz verschaffen, um zum Ball zurück zu arbeiten.
  • Einer der Draft-Riser über die letzten Wochen aus zwei Gründen: Weil er bei der Combine exzellent getestet hat - und weil er beim Senior Bowl mit einer Vielzahl an verschiedenen Routes konstant überzeugte.

Schwächen:

  • Will Routes zu häufig mit seiner Physis gewinnen, statt dass er konstant versuchen würde, Separation zu kreieren. Das führt dazu, dass er immer wieder mal komplett an einem Gegenspieler hängen bleibt. Teilweise wirkt es so, als würde er bewusst in den Cornerback rein laufen, um dann eher am Catch Point als in der Route zu gewinnen.
  • Das fiel insbesondere gegen Off-Coverage auf, wo er teilweise noch sehr roh wirkte. Hat noch zu häufig Snaps, bei denen er - auch selbstverschuldet - keinen Zentimeter Separation kreiert.
  • Concentration Drops, womöglich auch bedingt durch den regelmäßigen Versuch, mit dem Ball in der Hand schnell wieder Downfield arbeiten zu können, sind noch ein ernsthaftes Problem. Mims zeigt zu häufig zu gute Hände, als dass ich das Problem hier vermuten würde; doch eine Drop-Quote von 12,9 Prozent über die letzten beiden Jahre ist ohne jede Diskussion viel zu hoch.
  • Ultra-limitierter Route-Tree im College. Fast 50 Prozent seiner Routes über die vergangenen beiden Jahre waren Go- und Hitch-Routes. In der Hinsicht brachte seine Evaluierung einige ähnliche Probleme wie das Tape von D.K. Metcalf im Vorjahr mit sich.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 1. Runde

© imago images

4. Henry Ruggs, Alabama

Receiver-Typ: Z-Receiver

Stärken:

  • Der erste Punkt und Ruggs' Kernkompetenz dürfte kaum irgendwen überraschen: Speed, Speed, Speed. Ruggs ist ein Speed-Monster und wenn er mal im offenen Feld ist oder den Ball mit etwas Platz in die Hand bekommt, ist er weg. Von seinen 98 Catches im College gingen 24 für Touchdowns. Absurd.
  • Ruggs hat auch für die NFL Gamebreaker-Speed, auf den sich Defenses einstellen müssen. Teams werden wegen Ruggs teilweise ihre Safeties anders einsetzen und ihre Coverage anpassen müssen, so gefährlich ist Ruggs. Vergleichbar mit dem was Tyreek Hill für die Chiefs-Offense bedeutet.
  • Doch man würde Ruggs absolut nicht gerecht werden, wenn man ihn als reinen Speedster abstempelt. Zunächst einmal ist er einen durchaus vielseitigen Route Tree gelaufen: Im Gegensatz etwa zu einem CeeDee Lamb oder Denzel Mims, die maßgeblich über Go- und Hitch-Routes kamen, lief Ruggs auch eine Vielzahl verschiedener In-Breaking-Routes - und das überaus erfolgreich. 15 Catches hatte er bei In-Breaking-Routes in der vergangenen Saison, die gingen für 26,5 Yards pro Catch!
  • Darüber hinaus hat er spektakulär sichere Hände. Nicht selten sind Speedster etwas eindimensional in ihrem Route Tree und haben zu viele Drops auf Tape - Ruggs ist das Gegenteil davon. Zeigt schwierige Catches in Traffic, fängt den Ball weg vom Körper, richtet sich zu ungenauen Pässen neu aus und hat Contested Catches auf Tape, die man so von ihm vielleicht nicht erwarten würde.

Schwächen:

  • Am häufigsten negativ notiert habe ich mir sein Verhalten früh im Down. Der Release ist oftmals zu träge - was man angesichts seines Speeds so nicht erwarten würde - und wenn der Gegenspieler früh in der Route an ihm dran ist, kommt Ruggs oftmals nicht mehr los. Das fiel häufiger auf.
  • Generell: Ruggs brauchte nicht selten zu lange, um sich in der Route zu lösen. Sein Route-Running in der Summe ist noch merklich ausbaufähig, die Cuts sind oftmals zu rund und nicht mit der nötigen Schärfe gelaufen.
  • Besonders große Probleme bekam Ruggs, wenn sein Gegenspieler die Seitenlinie zu Hilfe nehmen konnte. Dann löste er sich oft überhaupt nicht.

© imago images

  • Mit seinem schieren Speed, seinen sicheren Händen und auch dem Potenzial nach dem Catch ist Ruggs ein Erstrunden-Talent und auch ein Top-5-Receiver in einer exzellent besetzten Klasse. Aber um noch mehr als das zu werden, muss er sich insbesondere, was das Route-Running angeht, noch steigern.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 1. Runde

3. Tee Higgins, Clemson

Receiver-Typ: X-Receiver

Stärken:

  • Ein prototypisches X-Receiver-Prospect. Hatte die achtmeisten Deep-Receiving-Yards im College letztes Jahr (565) und das sieht man auf Tape.
  • Higgins hat unerwartet guten Speed sowie Agilität für seine Größe, dazu verschafft er sich Downfield am Catch Point sehr konstant Platz und schlägt Press Coverage. Hat extrem lange Arme und kann sich so auch Platz verschaffen
  • Higgins hat einen riesigen Catch-Radius und kombiniert diesen mit exzellenten Händen. Arbeitet sehr gut durch Kontakt.
  • Ein zumindest mal in Ansätzen besserer Route-Runner als gedacht. Hat sich auch ohne Kontakt mehrfach bei Out- und Comeback-Routes erstaunlich viel Platz verschafft.
  • Hat schnelle Füße, nicht nur für seine Größe.
  • Sehr gute Körperkontrolle.

Schwächen:

  • Release ist unkonstant, teilweise merklich zu langsam.
  • Nicht der agilste Receiver, weder in der Route noch nach dem Catch. Für seine Größe ist er in dieser Hinsicht mehr als in Ordnung, doch im Vakuum betrachtet wird er damit in der NFL nicht viel punkten können.
  • Könnte noch physischer spielen, etwa was seinen Handeinsatz gegen Press Coverage angeht.
  • Ohne Frage primär ein Contested-Catch- und kein Separation-Receiver.
  • Hat nicht den Downfield-Speed von Jeudy und nicht die Fähigkeiten nach dem Catch von Lamb oder natürlich Ruggs. Doch Higgins kann ein Nummer-1-Receiver in der NFL werden, solange er in eine Offense kommt, die ihn vertikal einsetzt sowie zu einem Quarterback, der keine Angst vor engen Fenstern hat. Dieser Part ist absolut kritisch.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 1. Runde

© imago images

2. CeeDee Lamb, Oklahoma

Receiver-Typ: X-Receiver

Stärken:

  • Spektakulär nach dem Catch, ist physisch, agil, hat exzellente Vision mit dem Ball in der Hand und Power. Elf Yards nach dem Catch pro Reception sind ein unglaublicher Wert. Gleichzeitig auch ein guter Route-Runner mit subtilen Bewegungen und fantastischen Händen. Ein komplettes Receiver-Prospect.

Schwächen:

  • Ist kein Speedster und hat keine Top-Explosivität. Man sollte es nicht schwarz-weiß trennen, weil er absolut beides auf Tape hatte, aber Lamb ist eher ein Contested-Catch- als ein Separation-Receiver.

Zur ausführlichen Analyse von CeeDee Lamb geht's hier entlang !

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: Top-15

© imago images

1. Jerry Jeudy, Alabama

Receiver-Typ: Z-Receiver

Stärken:

  • Die Kombination aus einem exzellenten Release, hervorragendem Route-Running, Explosivität und Speed machen Jeudy zu einem Elite-Prospect. Jeudy gewinnt früh im Down und gewinnt auch Downfield, er lief In-Breaking-Routes, Out-Breaking-Routes, fing Screens, Jet Sweeps, kurze und tiefe Routes.

Schwächen:

  • Jeudy hat noch zu viele Drops auf Tape und ist kein Contested Catch Receiver. Ist generell ein schmaler Receiver und muss somit auch in der NFL mit seiner Technik und Explosivität gewinnen.

Zur ausführlichen Analyse von Jerry Jeudy geht's hier entlang !

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: Top-10

© imago images

Das Draft Wide Receiver Ranking 2020 im Überblick:

Platzierung Spieler College Rundenempfehlung 1. Jerry Jeudy Alabama Top-10 2. CeeDee Lamb Oklahoma Top-15 3. Tee Higgins Clemson 1. Runde 4. Henry Ruggs Alabama 1. Runde 5. Denzel Mims Baylor 1. Runde 6. Jalen Reagor TCU 1. Runde 7. Justin Jefferson LSU 2. Runde 8. Brandon Aiyuk Arizona State 2. Runde 9. K.J. Hamler Penn State 2. Runde 10. Laviska Shenault Colorado 2. Runde 11. Tyler Johnson Minnesota 2.-3. Runde 12. Michael Pittman USC 2.-3. Runde