Im Februar hat der DHB trotz zahlreicher Lippenbekenntnisse Prokop von seinen Aufgaben entbunden - kurz nach dem Verpassen des Halbfinales bei der EM. Während die Entlassung für viele Fans und Experten vom Zeitpunkt her aus dem Nichts kam, wurde Kraus davon nicht überrumpelt.
"Für mich war es nicht überraschend. Auch bei den Garantien, die während des Turniers ausgesprochen wurden, war mir das klar. Was bleibt der Verbandsführung übrig, als irgendwelche Lippenbekenntnisse rauszuhauen, dass ein bisschen Ruhe einkehrt", sagte Kraus in einem Interview mit dem kicker .
Unfair sei es allerdings gewesen, Prokop bereits während der Europameisterschaft in Norwegen, Schweden und Österreich anzuzählen. Die DHB-Verantwortlichen hätten aber auch Aussagen getätigt, "die nicht so clever waren".
"Allerdings muss ich auch sagen, dass ich die Diskussionen verstanden habe", ergänzte Kraus: "Das erste Turnier von Christian war natürlich nichts (Platz 9 bei der EM 2018, d. Red.). Man hat sich zusammengerauft, aber ob man sich von diesem ersten Eindruck erholt, das weiß ich nicht."
Kraus: "Hatte nie das Gefühl, dass er fest im Sattel sitzt"
Der Spielmacher, der aktuell beim Zweitligisten SG BBM Bietigheim unter Vertrag steht, ist der Meinung, dass das Standing von Prokop bereits nach dem Turnier in Kroatien angekratzt war.
"Und sich davon zu erholen, ist extrem schwer. Man hat schon gesehen, dass sich die Mannschaft entwickelt hat. Aber ich hatte nie das Gefühl, dass er fest im Sattel sitzt", sagte der 36-Jährige. Ihm habe "die Autorität vom Trainer gefehlt".
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Kraus hätte sich auch Schwalb vorstellen können
Mit fehlender Autorität habe Prokops Nachfolger Gislason bestimmt nicht zu kämpfen, findet Kraus. "Er hat ein super Standing. Und vielleicht ist es ja das, was die Mannschaft braucht. Wenn man Alfred kriegen kann, dann muss man in der aktuellen Lage auch zuschlagen", so der gebürtige Göppinger.
Allerdings hätte sich Kraus auch einen anderen Coach als Bundestrainer vorstellen können. "Ich persönlich hätte auch Martin Schwalb gut gefunden. Als Vereinstrainer hat er seine Stärken und Schwächen, aber als Bundestrainer, glaube ich, wäre Martin eine richtig gute Wahl gewesen. Denn er ist Motivator par excellence, er hat auch einige Länderspiele, kann sich artikulieren und ist eine Autoritätsperson. Und was nicht unwichtig ist bei der Nationalmannschaft: Er kann mit Medien umgehen. Das sind alles so Attribute, die einem Bundestrainer nicht fehlen dürfen. Und da hat es mich schon gewundert, dass sein Name nie gefallen ist", so Kraus über den jetzigen Trainer der Rhein-Neckar Löwen.