Das große Scheinwerferlicht, das in den Wochen vor dem NBA Draft 2020 unweigerlich auf Onyeka Okongwu und die weiteren Top-Prospects des Jahrgangs gerichtet sein wird, ist für den Big Man von USC bei weitem nichts Neues. Landesweite Aufmerksamkeit kennt er schon seit der High School, auch wenn damals der Fokus eher auf seinen Mitspielern lag.

Als die drei Ball-Sprösslinge Lonzo, LiAngelo und LaMelo, ein weiterer potenzieller Top-Pick im Draft 2020 und ein guter Freund Okongwus, gemeinsam an der Chino Hills High School für Schlagzeilen sorgten, streifte sich auch Okongwu das Huskies-Trikot über. 2016 lieferte das Team eine perfekte Saison ab (35 Siege, keine einzige Niederlage). Nachdem die Ball-Brüder nach und nach die High School aus dem Vorort von Los Angeles verließen, übernahm Okongwu das Kommando.

Erst als fünfter Spieler überhaupt schnappte sich der Big zweimal in Folge die Auszeichnung als California Mr. Basketball, 2018 schenkte er einem gewissen Zion Williamson 35 Punkte und 14 Rebounds ein. Wenig überraschend waren mehrere Top-Colleges hinter dem Fünf-Sterne-Rekrut her, er entschied sich für USC und blieb damit seiner Heimatstadt L.A. treu.

Gerade einmal ein Jahr später macht sich Okongwu nun mit dem Ruf als einer der besten Big Men der Draft-Klasse 2020 auf den Weg in die Association. "Ich denke, ich habe meinen Namen in meiner Freshman-Saison etabliert und gezeigt, dass ich mit jedem mithalten kann", erklärte der 19-Jährige, als er vor guter einer Woche seine Anmeldung zum Draft offiziell verkündete.

Die Statistiken von Onyeka Okongwu am College

Spiele Minuten Punkte Rebounds Assists Steals Blocks FG% 28 30,6 16,2 8,6 1,1 1,2 2,7 61,6

Eine erste Duftmarke hinterließ der Sohn nigerianischer Eltern bereits in seinem ersten Auftritt für die Trojans mit 8 Blocks. Es sollte kein Ausreißer nach oben bleiben, über die komplette Spielzeit überzeugte Okongwu als Shotblocker ebenso wie mit seiner Produktion in der Offense.

In den Kategorien Punkten (16,2), Rebounds (8,6) sowie Blocks (2,7) führte er sein Team 2019/20 jeweils an, am Ende wartete eine Nominierung ins All-Pac-12 First-Team. So spielte er sich im Laufe der Saison in den Mock Drafts immer weiter nach oben.

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Onyeka Okongwu: Stärken

  • Post-Ups sind nicht mehr modern? Das sieht Okongwu ganz offensichtlich anders. In seinem ersten und einzigen Jahr für die Trojans agierte er in der Offensive häufig mit dem Rücken zum Korb. Dabei stach in erster Linie seine Beweglichkeit hervor. Okongwu besitzt schnelle Füße, um den Gegenspieler beispielsweise per Spin-Move stehen zu lassen. Gepaart mit seiner Athletik, Kraft und der Fähigkeit, mit beiden Händen abzuschließen, trifft er in direkter Ringnähe äußerst hochprozentig (72,6 Prozent FG).
  • Die Quote ist auch deshalb so hoch, weil Okongwu regelmäßig einfache Dunks durch die Reuse hämmert. Die erarbeitet er sich unter anderem im Pick'n'Roll. Auch in dieser Hinsicht kommt ihm seine Beweglichkeit und Explosivität - auch vertikal - zugute. Als stete Lob-Gefahr wird er auch in der NBA in einem Up-Tempo-System als Rim-Runner glänzen können.
  • Okongwu ist wohl einer der besten Ringbeschützer des diesjährigen Jahrgangs. Das beweist nicht nur die Statistik (2,7 Blocks pro Spiel), sondern auch der Blick in die Videoanalyse. Die Mischung aus Athletik, Länge und seinen Instinkten machen ihn zum exzellenten Shot-Blocker und darüber hinaus zu einem vielseitigen Verteidiger, ohne dass er groß in Foulprobleme kommen würde (2,7 Fouls pro Partie). Auch am Perimeter verteidigt er solide, dank der langen Arme ist er zudem ein starker Rebounder.

Onyeka Okongwu: Schwächen

  • In Sachen Länge könnte es für Okongwu auf dem NBA-Level allerdings auch zu Problemen kommen. Mit 2,06 Meter bei 111 Kilogramm ist er wohl zu klein, um in der besten Basketballliga der Welt auf der Fünf aufzulaufen, wie er es die meiste Zeit am College tat. Immerhin macht seine Spannweite von circa 2,15 bis 2,18 Meter einiges wett.
  • In Sachen Shooting wird Okongwu den Anforderungen an einen modernen Stretch-Big nicht gerecht. In der vergangenen Saison drückte er ganze viermal ab (in 28 Spielen wohlgemerkt), auch in der High School zählte der Dreier nicht zu seinem Repertoire. Immerhin macht seine Freiwurfquote von 72,0 Prozent sowie eine solide Wurfbewegung Hoffnung, dass Okongwu einen Jumper entwickeln kann.
  • Bis es soweit ist, droht Okongwu eine gewisse Eindimensionalität in der Offense. Als reiner Dunker mit ein paar Post-Moves sollte er auf NBA-Niveau relativ leicht aus dem Spiel zu nehmen sein, am College profitierte er teils noch von physischen Vorteilen. Sein Ballhandling und Play-Making, genau wie seine Fähigkeiten als Passer sind nicht besonders ausgeprägt.

Onyeka Okongwu: Der nächste Bam Adebayo?

Trotz der derzeitgen Fragezeichen in der Offensive sollte Okongwu eines Tages auf eine gute Karriere als Starter in der NBA zurückblicken können. Allein seine Defense wird ihm eine gute Profi-Karriere ermöglichen. Der Big sollte in der Lage sein, einem Team sofort weiterzuhelfen und in Zukunft mit mehr Muskelmasse drei bis vier Positionen zu verteidigen.

Arbeitet er zudem an seinem Wurf, steckt in Okongwu All-Star-Potenzial. Eine tadellose Einstellung und sein Arbeitseifer auf und abseits des Courts stellen zumindest in Aussicht, dass er an seinen Schwächen arbeiten wird. Mit 19 Jahren ist seine Entwicklung als Basketballer noch lange nicht abgeschlossen.

In einigen Mock Drafts wird Okongwu deshalb als potenzieller Top-5-Pick gehandelt, gemeinsam mit James Wiseman gilt er als der beste Center des Jahrgangs. Manche Beobachter sehen in ihm sogar einen neuen Bam Adebayo, mindestens aber wohl einen Montrezl Harrell.

Letzterer ging 2015 in der zweiten Runde über die Ladentheke (Nr.32-Pick), die Heat entschieden sich 2017 an 14. Stelle für Bam. Okongwu wird ziemlich sicher nicht so lange warten müssen, bis Commissioner Adam Silver am Draft-Abend seinen Namen verkündet.