Muhr selbst befindet sich derzeit nicht in Kurzarbeit, wie er im Skype-Interview verriet. Der Vorstand der Wiener Austria - bestehend aus Peter Stöger und Markus Kraetschmer - legten fest, wer Kurzarbeit verrichten soll und entschieden sich dabei gegen den Sportdirektor.
Wohl auch deshalb, weil dieser nicht nur in seinem eigenen Metier unterwegs ist: "Ich bin derzeit mit Dingen beschäftigt, die weniger in meinem Arbeitsgebiet liegen, bedingt durch die Kurzarbeit." Dazu gehört vor allem die Betreuung der Spieler.
Diese sollen einerseits ihre Trainings-Einheiten und ihre Gesundheit ernst nehmen, aber auch vom Verein Unterstützung erhalten, damit sie nicht vereinsamen. Dies betrifft allen voran die Legionäre, die aufgrund der Corona-Pandemie nicht zu ihren Familien in die Heimat reisen konnten.
"Alle unsere Spieler sind in Wien. Ein paar Spieler wollten beim Ausbruch ins Heimatland, aber da mussten wir leider gleich sagen ‚Burschen, das können wir in der Phase nicht zulassen'. Deswegen bin ich mit Spielern, die ihre Familie im Ausland haben (Erik Palmer-Brown, Maudo Jarjue und Andreas Poulsen als Beispiel) in regelmäßigem Kontakt. Es sind derzeit alle Jungs gut versorgt", so der 49-Jährige.
Ralf Muhr: "Merkt, mit wem man nicht durch dick und dünn gehen kann"
Zudem betonte Muhr, dass er es vermisse, am Wochenende am Fußballplatz zu stehen - mit dem Zusatz: "Auch wenn es vielleicht nicht immer ein Genuss ist." Dennoch sei es wichtig "keinen künstlichen Druck auf die Regierung auszuüben" und dieser in der aktuellen Situation zu vertrauen.
Stichwort Vertrauen: In der heimischen Bundesliga wurde zuletzt die große Solidarität der verschiedenen Klubs gelobt, auch von Finanz-Vorstand Markus Kraetschmer. Prinzipiell schlug Muhr in dieselbe Kerbe, meinte aber auch, dass man in der aufkommenden Diskussion um die Beendigung der Saison merke, mit wem man "durch dick und dünn gehen kann und mit wem nicht".
"Es macht nicht viel Sinn derzeit über die restliche Saison zu spekulieren, da wir nicht wissen, welches Zeitfenster wir überhaupt zu Verfügung haben werden", sagte Muhr. Allerdings hoffe er, "dass im Sommer die Saison beendet werden kann. Da ist durch die Verschiebung der Euro nun wohl genügend Platz."
Auslaufende Verträge, wie jene von Florian Klein oder Dominik Prokop, sowie Leihverträge wie bei Erik Palmer-Brown und Andreas Poulsen sollen nach Ostern angegangen werden. Denn einerseits fehlt der Austria derzeit der Zeitrahmen für die restliche Saison, andererseits muss dies auch mit den Vereinen der Leihspieler besprochen werden.
Generell erwartet der Sportdirektor aber ein heruntergefahrenes Transferfenster: "Die Auswirkungen auf das Transferfenster werden kurzfristig im Sommer- und Winter-Transferfenster groß sein. Ich denke, es wird sich in einem vernünftigeren Rahmen bewegen als sonst. Ob es langfristig zu einer, auch gewünschten, Veränderung der Transfersummen kommen wird, kann man bezweifeln."