Es ist offiziell Draft-Season! Commissioner Roger Goodell hat die 32 Teams zum Ende der Vorwoche nochmals mit einer offiziellen Mitteilung darüber in Kenntnis gesetzt, dass der Draft trotz Corona zumindest was den zeitlichen Rahmen angeht wie geplant stattfinden soll - vom 23. bis zum 25. April 2020 also steigt der Draft.

Während also die Free Agency zunehmend abebbt, rücken damit die Draft-Prospects in den Fokus: Was macht Joe Burrow so stark? Wohin passt Tua Tagovaiola? Wie gut ist diese Receiver-Klasse wirklich, und was macht Chase Young so besonders? Die nächsten Wochen hier auf SPOX stehen komplett im Fokus des Drafts 2020! Los geht es mit den Quarterbacks.

Um vorweg meinen Maßstab offen zu legen, wenn in den nächsten Tagen die Quarterback-Analysen allesamt raus kommen - das sind für mich die wichtigsten Eigenschaften eines Quarterbacks, in dieser Reihenfolge, wenngleich einige natürlich zusammenhängen:

  1. Accuracy und Antizipation
  2. Processsing, Reads, Decision-Making
  3. Pocket-Verhalten
  4. Mechanics: Füße, Wurfbewegung, Release
  5. Verhalten gegen Pressure
  6. Off-Script Plays, Improvisieren
  7. Armtalent und Deep Passing
  8. Athletik

Es ist die mit Abstand wichtigste Position auf dem Feld. Jedes Jahr hoffen mehrere Teams, im Draft hier ihren Franchise-Quarterback für die nächsten 15 Jahre zu finden und vergleichsweise selten gelingt das wirklich.

Deshalb startet die SPOX -Draft-Coverage 2020 auch mit dieser Position: Diese Woche steht ganz im Zeichen der Quarterbacks, mit ausführlichen Analysen sowie dem Ranking der Top-10 Quarterback-Prospects im diesjährigen Draft, Hintergrund-Geschichten und mehr.

Los geht es mit dem spannendsten Prospect und dem für viele Experten bereits designierten Nummer-1-Pick Ende April: Joe Burrow.

NFL Draft 2020 Analyse: Joe Burrow, QB, LSU

Dass im Draft hoch ausgewählte Quarterbacks innerhalb ihrer letzten College-Saison nach oben schießen können, ist kein neues Phänomen - erst letztes Jahr katapultierte Kyler Murrays einzige Saison als Starter für die Oklahoma Sooners ihn im Draft nach ganz oben.

Meist gibt es dabei aber eine Hintergrundgeschichte. Das Small-School-Prospect, das einfach nicht auf dem Radar war (Carson Wentz), der mehrjährige Starter, der sich schrittweise entwickelt hat (Baker Mayfield) oder eben der Shootingstar, der nur ein Jahr gespielt hat, das aber auf extrem hohen Level (Murray).

Burrows Geschichte ist da etwas anders: Burrow war mitnichten ein unbeschriebenes Blatt, er wurde in seinem letzten High-School-Jahr als All-State Point Guard im Basketball ausgezeichnet und verließ sein High-School-Footballteam in Ohio mit über 11.400 Passing-Yards und 157 Touchdowns. Als Four-Star-Recruit war er begehrt und entschied sich für Ohio State. Der Weg schien bereit für eine Lokalhelden-Geschichte.

Doch es kam anders: In zwei Jahren bei Ohio State - nach einem Redshirt-Jahr - kam er nie über die Backup-Rolle hinaus und ein Handbruch beförderte ihn 2017 noch hinter den damaligen Backup Dwayne Haskins auf den dritten QB-Spot. Er warf ganze 39 Pässe in diesen beiden Jahren, ehe Burrow auf der Suche nach einer Starter-Chance nach LSU wechselte.

Zumindest die größere Bühne bekam er auch, 2018 absolvierte er 13 Spiele für LSU und legte 2.894 Yards, 16 Touchdowns und 5 Interceptions auf. Es war eine gute Saison, teilweise besser, als die Zahlen vermuten lassen. Doch nichts hätte irgendjemanden erahnen lassen, was für eine unglaubliche 2019er Saison Burrow spielen würde.

Joe Burrows Total Stats 2019:

Completions/Attempts Yards (Average) TD/INT Rushing-Attempts Rushing-Yards (TD) 402/527 (76,3%) 5.671 (10,8) 60/6 115 368 (5)

Man könnte es als einen perfekten Sturm bezeichnen, was 2019 für LSU passierte: Die Installation einer neuen, sehr offenen Passing-Offense unter dem neuen Passing-Game-Coordinator Joe Brady - inzwischen der Offensive Coordinator der Carolina Panthers - traf auf ein unglaublich talentiertes Wide-Receiver-Duo, eine sehr gute Offensive Line - und auf einen enormen Leistungssprung von Burrow selbst.

Als erster LSU-Spieler seit Billy Cannon 1959 gewann Burrow die Heisman Trophy, mit welcher der beste College-Spieler des Jahres ausgezeichnet wird. Die Tigers gewannen 2019 jedes Spiel und ihren ersten nationalen Titel seit 2007. Es war eine Fabelsaison und für NFL-Scouts gilt es jetzt herauszufinden: Welche von Burrows gezeigten Qualitäten lassen sich sich auf seine NFL-Aussichten übertragen und inwieweit kann man seinen immensen Erfolg 2019 mit seinen möglichst isoliert betrachteten Leistungen erklären?

Pass-Genauigkeit als Trumpf Nummer 1

Sehr viele sehr schlaue Football-Köpfe, die viel mehr von Quarterback-Play verstehen als ich, haben eine Kernkompetenz bei ihren Quarterbacks stets am meisten hervorgehoben: Accuracy. Kann der Quarterback den Ball konstant zu seinem gewünschten Target bringen? Und mehr noch: trifft er seine Receiver so perfekt im Lauf, dass die ohne abzubremsen Yards nach dem Catch kreieren können?

Für den großen Bill Walsh war keine Qualität bei seinem Quarterback wichtiger, er drillte seine Quarterbacks mit pedantischer Hartnäckigkeit. Walsh forderte von Joe Montana und Co., dass der Ball auf den Zentimeter genau vor seinem Ziel landet. Gleichzeitig aber ist Accuracy auch eine Eigenschaft, die sich nur in sehr gewissem Maße verbessern wird.

Mike Leach hat hierüber bereits mehrfach gesprochen und er ist nicht der einzige, der diese Meinung vertritt: Wenn ein Quarterback als ungenauer Passer aus der High School ins College kommt, ist die Chance darauf, dass er sich noch zu einem akkuraten Passer entwickelt, minimal. Beim Schritt vom College in die NFL ist eine solche Entwicklung nahezu ausgeschlossen.

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Genau hier beginnt das Argument für Burrow . Arbeitet man sich durch Burrows 2019er Tapes, kann man die Pässe, bei denen seine Accuracy nicht gut war, mehr oder weniger an zwei Händen abzählen. Burrow ist ein extrem akkurater Passer und das in einer Offense, die von ihm deutlich mehr schwierige Würfe gefordert hat als etwa die Alabama-Offense von Tua Tagovailoa.

LSU beispielsweise arbeitete kaum mit Screen-Pässen, und während Run Pass Options - die auch häufig mit einem offenen Receiver einhergehen - der Fixpunkt der Offense waren, musste Burrow trotzdem auffällig mehr schwierige Pässe werfen. Das beinhaltet die vertikalen Pässe, die er meisterte wie kein anderer, aber auch in enge Fenster in der mittellangen Distanz. Burrow trifft mit hoher Verlässlichkeit und Konstanz enge Fenster.

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Eine starke und konstante Accuracy wird im Gesamtkontext geschmälert, wenn der Quarterback die nötige Antizipation vermissen lässt. Heißt: Muss ein Quarterback erst sehen, wie ein Receiver offen ist und wirft den Ball dann? Oder kann er antizipieren, je nachdem wie sich die Verteidiger verhalten und wo seine Routes hinlaufen, wann und wo ein Receiver frei sein wird? Wirft er den Ball, bevor der Receiver frei ist?

Hier haben viele Quarterbacks, selbst noch in der NFL, große Probleme. Burrow zeigt ein enorm hohes Maß an Antizipation und die Fähigkeit, Bälle permanent zwischen Verteidiger oder zwischen Cover-Zones zu platzieren .

Das ist insbesondere bei In-Breaking-Routes deutlich, die für nahezu jede NFL-Offense die absolute Basis bieten. Burrow brachte in der vergangenen Saison bei In-Breaking-Routes 100 von 121 zum Mitspieler, für 14,5 Yards pro Pass. Eine immense Quote und eine Statistik, die seine Accuracy und seine Fähigkeit, den Receivern Yards nach dem Catch zu ermöglichen, unterstreicht.

Nur ganz selten hat man den Eindruck, dass Burrow an einem Receiver klebt. Stattdessen liest er die Defense und erkennt, wo er mit dem Ball hingehen muss, wo sich ein Raum öffnen wird, anhand der Coverage sowie der Art wie sich die Verteidiger bewegen, mit den Routes seiner Receiver passend dazu im Hinterkopf.

Joe Burrow: Advanced Stats 2019

Statistik Wert (Platzierung unter College-QBs 2019) Adjusted Completion Percentage 81,9% (Platz 2) Average Depth of Target 9,6 Yards (Platz 47) Deep Passing Yards 1.711 Yards (Platz 1) Pressure-Rate 30,8% (Platz 58)

Alle Statistiken in dieser Tabelle stammen aus dem Draft Guide von Pro Football Focus. Alle Rankings unter College-Quarterbacks 2019 mit mindestens 300 Dropbacks.

Am eindrucksvollsten ist diese Mischung aus Accuracy und Antizipation bei Burrow fraglos im vertikalen Passspiel. 1.711 seiner Passing-Yards 2019 kamen bei Pässen, die 20 Yards oder weiter geflogen sind, kein Quarterback im College konnte hier mithalten.

Dabei waren selbstredend auch Pässe, bei denen Burrow einen offenen Receiver Downfield "nur" im Lauf treffen musste. Wirklich spektakulär aber wurde es, wenn er den Ball warf, bevor der Receiver offen war, weg vom Verteidiger, perfekt platziert. Wie bei diesem Touchdown gegen Vanderbilt :

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Wenn man Burrow im vertikalen Passspiel analysiert, fällt direkt eine Parallele zu einem anderen Prospect aus der jüngeren Vergangenheit auf: Die Art, wie Burrow Receiver 20, 30, 40 Yards Downfield perfekt in den Lauf und weg vom Verteidiger trifft erinnert an das, was Kyler Murray 2018 für Oklahoma auf Tape gepackt hat - mit dem Unterschied, dass Burrow diese Distanz nochmal deutlich häufiger attackierte als Murray und noch effizienter war als der Vorjahres-Nummer-1-Pick.

Burrow warf 2019 26 Touchdown-Pässe auf eine Distanz von mindestens 20 Yards Downfield, 47 von 83 Pässen brachte er hier an und nur zwei dieser Pässe landeten beim Gegner. Das sind enorme Zahlen und unterstreichen, wie viele vertikale Elemente in dieser Offense vorkamen. Kein Quarterback war in dieser Disziplin letztes Jahr besser.

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Dieser Pass gegen Texas ist exemplarisch für einen Wurf-Typ, den man bei Burrow auf jedem Tape sehen kann: Die Füße in perfekter Wurfposition, der Ball ist raus, ehe der Receiver Separation kreiert hat und landet dennoch exakt so, dass nur der Receiver eine Chance hat, den Pass zu fangen. Das kann per Backshoulder-Pass oder eben gerade außerhalb der Reichweite des Defensive Backs sein.

Das ist Burrows immense Qualität im vertikalen Passspiel, zusammengefasst in einer Szene.

Joe Burrow und die Improvisationen

Burrow war 2019 fantastisch innerhalb der Struktur der Offense: Wenn er den Ball schnell werfen konnte, wenn er sich die Run Pass Options zunutze machen konnte, wenn die Route-Kombinationen griffen und er einen Receiver in vollem Lauf über die Mitte anvisieren konnte - hier kam ganz viel von Burrows Production zustande.

Doch man würde seiner Leistung nicht gerecht werden, wenn man Burrows Fabelsaison auf das Scheme und die Waffen schieben würde.

Denn einerseits war es Burrow, der dieses Scheme mit seiner herausragenden Accuracy und Antizipation erst so gefährlich machte - andererseits aber war Burrow auch stets in der Lage, selbst Plays außerhalb der Struktur zu kreieren.

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Dieses Play gegen Oklahoma unterstreicht diese Qualität . Burrow hat zunächst Zeit in der Pocket, keiner seiner Receiver aber kann sich freilaufen.

Dabei manövriert er sehr gut durch den steigenden Traffic und verhindert etwa, dass der freie Verteidiger (Nummer 34) direkt einen Zugriff auf ihn bekommt. Burrows Augen bleiben Downfield, und das ändert sich auch nicht, als er schließlich nach rechts aus der Pocket rollt - und auch nicht, als er einen gewaltigen Hit einsteckt, während er den Ball anbringt.

Seine durchschnittliche Wurfzeit von 2,7 Sekunden (die Zeit zwischen Snap und Wurf) war vergleichsweise sehr hoch, 86 College-Quarterbacks waren hier letztes Jahr schneller. Das liegt teilweise daran, dass RPOs als Play schlicht länger dauern, doch bei den meisten seine 2019er Tapes gibt es auch einzelne "Wow-Plays", die Burrow spät im Down und außerhalb der Play-Struktur kreiert.

Spieler: Burrow Huntley Tagovailoa Herbert Hurts Passer Rating gegen Pressure 2019 143.2 124.7 115.5 102.2 99.8

Statistiken laut Sports Info Solutions

Joe Burrow und das Thema Pocket-Movement

Accuracy, Antizipation, die Fähigkeit, das Feld schnell zu lesen, Räume zu finden und Plays notfalls zu improvisieren - all das sind Fähigkeiten, die die meisten Elite-Quarterbacks maßgeblich ausmachen. Doch wird nahezu jede dieser Qualitäten maßgeblich limitiert, wenn der Quarterback die Pocket nicht navigieren kann.

Wenn ein Quarterback nicht in der Lage ist, sich in der Pocket Platz zu verschaffen und mit dem richtigen Gefühl für den Pass-Rush und der inneren Uhr zu agieren, wird er seine Accuracy und sein Spielverständnis deutlich seltener zeigen können - weil er häufiger als notwendig unter Druck geraten wird.

Bei Burrow haben wir hier noch ein zweischneidiges Schwert.

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Die Vielzahl der Plays, und das ist zwingend zu betonen, sind positiv. Burrow hat meist ein exzellentes Gefühl für die Pocket, mit kleinen, subtilen Bewegungen verschafft er sich Zeit und verliert dabei selten seine Plattform, um stets in Wurfposition zu sein.

Es gibt Highlight-Plays, wie die Szene oben gegen Alabama , wo Burrow mit zwei kürzen Sprüngen fast wie ein Running Back den Verteidigern ausweicht und so aus einer scheinbar aussichtslosen Situation kommt.

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Auch diese Szene gegen Ole Miss geht in die Richtung.

Burrow ist unter Druck, schon bevor er seinen Dropback fertig durchgeführt hat und innerhalb von Sekundenbruchteilen bricht ein weiterer Verteidiger durch. Burrow bleibt ruhig, macht eine kurze Bewegung seitlich nach hinten und kann dann in die einzige Lücke treten, die sich geöffnet hat.

Den perfekten Pass zum Touchdown gibt es obendrauf.

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Der Touchdown gegen Oklahoma hier unterstreicht nochmals, wie gut Burrow technisch in der Pocket bereits ist.

Nachdem er zunächst im exakt richtigen Moment in die Pocket getreten ist, wodurch der Edge-Rusher ins Leere läuft, sind seine Füße konstant in Wurfposition. Was dann passiert, ist außergewöhnlich.

Burrow täuscht eine Bewegung nach rechts an, wo sich eine Lücke aufgetan hat. Das zieht den Underneath-Linebacker nach vorne, und das ist der Schlüssel, um die Crossing-Route zu öffnen.

Nachdem der Linebacker den Schritt nach vorne gemacht hat, zieht Burrow zur anderen Seite aus der Pocket und hat jetzt ein offenes Fenster, um den Ball, welchen er abermals perfekt platziert, zum Receiver zu bringen. Mehr kann man von einem Quarterback hier nicht verlangen.

Joe Burrow Draft Analyse: Burrows Schwächen

Die andere Seite des Pocket-Verhaltens

Burrows außergewöhnliches Pocket-Verhalten ist auch die Überleitung zu seinen Schwächen - Spoiler: Dieser Part wird deutlich kürzer sein als der erste Teil.

Wenn man sich auf eine Schwäche bei Burrow festlegen will, dann wären das die Aussetzer in seinem Pocket-Verhalten. So gut er hier oftmals ist, gibt es hier eine auffällige Inkonstanz, die man bei nahezu jedem seiner Tapes findet.

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Gemeint ist die Tendenz, Pressure anzuziehen. Burrow hat immer wieder Snaps , bei denen er in den Druck rein läuft, bei denen er zu viel will, bei denen er den Ball zu lange hält oder bei denen er seine Fähigkeiten in der Pocket überschätzt und hier Räume antizipiert, die überhaupt nicht da sind.

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Kombiniert man das mit der Tatsache, dass Burrow im College eine sehr gute Offensive Line vor sich hatte und er es in der NFL, was enge Pockets und Pressure-Quote angeht, fraglos schwerer haben wird, dann gibt es hier zumindest die eine Alarmglocke in Burrows Analyse.

Die Kritik dabei ist nicht als gravierende Schwäche zu verstehen - eher ist es eine Auffälligkeit, die sich durch Burrows Tape gezogen hat.

Burrow und die gelegentlichen Patzer

Die anderen Kritikpunkte sind weitestgehend nichts anderes als jammern auf ganz hohem Niveau.

Gelegentlich etwa dauert seine Ausholbewegung etwas zu lange und dadurch ist der Release einen Sekundenbruchteil zu spät, Burrow hat keine Elite-Armstärke und die Offense vor allem bedingt durch die hohe Anzahl an Run Pass Options ermöglichte ihm viele simple Reads.

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Und natürlich hat auch Burrow den gelegentlichen Aussetzer, insbesondere durch Unkonzentriertheiten und wenn er sich zu sehr auf seinen Pre-Snap-Read verlässt. So wie etwa hier gegen Ole Miss , als er so fixiert auf die kurze Slant war, dass er den Defensive End, der sich nach hinten fallen lässt, schlicht überhaupt nicht registriert.

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Generell hatte keines von Burrows 2019er Tapes mehr schlechte Plays als das gegen Ole Miss. Insbesondere spät im Spiel, als die Partie eigentlich schon entschieden war, leistete er sich absolut untypische Fehler.

Wie etwa auch diese Interception . Ähnlich wie Burrow in der Pocket manchmal zu viel machen will, will er auch gelegentlich außerhalb der Struktur noch ein Play retten, das nicht zu retten ist. Das kam nur sehr vereinzelt vor, gegen Ole Miss hatte er mehrere solcher Szenen.

Joe Burrow Analyse: Fazit: Wie gut ist Burrow wirklich?

Draft Analyse: Joe Burrows Stärken und Schwächen

Stärken:

  • Accuracy und Antizipation sind Burrows größte Trumpfkarte.
  • Das Armtalent ist überdeutlich sichtbar. Er hat nicht die Armstärke der NFL-Spitze in dieser Disziplin, wie etwa Mahomes oder Wilson. Aber mit seiner Fähigkeit, Speed, Power und Touch zu variieren, anzupassen und perfekt zu timen, bringt er alles mit, um hier in die NFL-Elite aufzusteigen.
  • Antizipation und Ball-Placement im vertikalen Passspiel sind mit das Beste, was man bei einem College-Prospect über die letzten fünf Jahre beobachten konnte.
  • Reads und Decision-Making sind ein riesiges Plus. Burrow trifft kaum wirklich schlechte Entscheidungen. Stattdessen weiß er meist genau, wo er mit dem Ball hingehen muss und was die Defense ihm gerade präsentiert.
  • Burrow ist in der Lage, Offense zu kreieren. Wenn das Play mal zusammenbricht oder in der Protection ein Fehler passiert, kann er selbst auch außerhalb der Struktur kreieren.
  • Auch wenn er hier Aussetzer hat: Burrows Pocket-Verhalten und Gefühl für den Pass-Rush sind bereits auf einem sehr hohen Level. Bringt er hier mehr Konstanz rein, könnt er sich innerhalb weniger Jahre zu einem der besten NFL-Quarterbacks in puncto Pocket-Verhalten entwickeln.

Schwächen:

  • Sein Pocket-Verhalten hat noch die angesprochenen Aussetzer. Manchmal will er zu viel, manchmal läuft er in den Pass-Rush und manchmal zieht er den Pressure auch an. Ein bis zwei solcher Momente sind zum jetzigen Zeitpunkt noch auf fast jedem seiner College-Tapes zu sehen.
  • Teilweise ist sein Dropback etwas behäbig, dann lässt er sich etwas zu viel Zeit und steht zu spät zu tief in der Pocket, oder lässt dadurch auch ein Passfenster mal verstreichen. Diese Sekundenbruchteile werden in der NFL noch kritischer.
  • Trotz all der hier aufgeführten Stärken in Burrows Spiel, die sich auch in schlechtere Umstände bei seinem künftigen NFL-Team übertragen sollten, bleibt festzuhalten, dass er im College eine unglaubliche Saison hatte - nachdem er sich zuvor bei Ohio State nicht durchsetzen konnte und 2018 für LSU solide, aber nicht mehr war.

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Fazit: Wie gut ist Joe Burrow?

Joe Burrow ist ein enorm vielversprechendes Quarterback-Prospect und im direkten Vergleich - rein die Pre-Draft-Bewertung ist hier selbstverständlich gemeint - wäre er für mich mindestens das beste Prospect der letzten fünf Jahre. Vor Murray, vor Rosen und Mayfield, vor Mahomes, vor Wentz - meine Top-QB-Prospects vor den jeweiligen Drafts seit 2016. Man kann sehr gut argumentieren, dass er das vielversprechendste Quarterback-Talent seit Andrew Luck ist.

Burrow ist in puncto Scheme-Fit sehr flexibel. Er könnte in einer vertikalen Offense funktionieren, er könnte in einer Offense funktionieren, die mehr auf ein Timing-Kurzpassspiel setzt. Der zentrale Punkt bei Burrow ist der, dass er in vielen Bereichen, die Kernkompetenzen für gutes Quarterback-Play in der NFL darstellen, bereits auf einem extrem hohen Level ist.

In jedem Fall aber wären seine neuen Coaches gut beraten, sich anzuschauen, was LSU von 2018 auf 2019 geändert hat. Mit deutlich mehr Spread-Formationen, einer offenen Passing-Offense und zahlreichen Play-Designs, die Burrows immenses Big-Play-Potenzial sowie seinen Willen, den Ball Downfield zu werfen und auch gegen Pressure den Pass anzubringen nutzen.

Die Anlagen bei Burrow sind da, um der nächste NFL-Superstar-Quarterback zu werden.