Wann findet der NFL Draft 2020 statt?

Der NFL Draft 2020 soll vom 23. bis 25. April ausgetragen werden. Los geht es das ganze Spektakel um 2.00 Uhr deutscher Zeit. Wie immer wird am ersten Tag des Drafts die erste Runde abgehalten. An Tag zwei folgen die Runden zwei und drei. Am dritten Tag machen die Runden vier bis sieben den Abschluss.

Der Draft wird allerdings nicht wie ursprünglich geplant in las Vegas stattfinden. Eigentlich sollte die Auswahl der besten Talente in diesem Jahr erneut ein großes Event sein und sogar den Start der NFL in Las Vegas - die Raiders ziehen in diesem Jahr von Oakland nach Vegas - einleiten.

Aufgrund der Folgen durch COVID-19 fallen diese Pläne allerdings ins Wasser: Die Top-Talente des Landes sollen nicht vor Ort sein, auch Zuschauer wird es nicht geben. Zeitlich aber soll alles im ursprünglich geplanten Rahmen bleiben.

Auch für die Teams stellt der Draft in diesem Jahr daher eine besondere Herausforderung dar: Aufgrund der Schutzmaßnahmen wegen des Coronavirus fallen jegliche Team-Visits der Spieler weg, somit müssen die Teams mit deutlich weniger Infos auskommen. Da betrifft auch Prospects, bei denen noch weitere Medizinchecks ein kritisches Thema sind - allen voran Quarterback Tua Tagovailoa.

Darüber hinaus sollen Teams den Draft nicht von ihren Vereinsgeländen durchführen und nur wenige Mitarbeiter an einem Ort versammeln. Dies erklärte NFL Commissioner Roger Goodell vergangene Woche in einer Nachricht an die 32 Franchises . Die großen Draft War Rooms, die man aus Dokumentationen kennt, wird es dieses Jahr also nicht geben. Das wird die Teams auch intern in puncto Kommunikation vor neue Hürden stellen; Experten gehen davon aus, dass etwa weniger Trades eine Folge sein könnten.

Wie entstand der NFL Draft?

Der Draft entstand als ein neues Mittel, das den schwächeren Teams in der Liga ein gewisses Maß an Chancengleichheit garantieren sollte. Bert Bell, einer der Besitzer der Eagles, stellte diesen Antrag bei einem Treffen der Owner Mitte der 1930er Jahre. Zuvor hatten die Bears, Packers, Giants und Redskins die Liga praktisch dominiert.

Durch den Draft erhielten fortan auch die weniger guten und weniger reichen Teams die Chance, sich die besten verfügbaren Nachwuchsspieler zu sichern, die in den Jahren zuvor noch auf dem freien Markt gelandet waren. Somit konnten sie zu den Teams gehen, die ihnen am meisten Geld boten - die ohnehin guten Teams wurden besser, die schlechten Teams hatten das Nachsehen.

Der Weg zur heutigen Draft-Industrie war aber noch lang. Bis in die 1950er Jahre wählten die Teams teilweise Spieler, die sie nie zuvor hatten spielen sehen - man informierte sich etwa anhand von Magazinen. Das Scouting entwickelte sich über die Jahre allerdings mehr und mehr zu einer echten Wissenschaft.

Heute gibt es keinerlei Geheimnisse mehr für die Teams: Die Spieler spielen bei der NFL Combine, zahlreichen Pro Days sowie individuellen Team-Workouts vor, die Krankenakte der Talente fließt ebenso in die Beurteilung ein wie mögliche kriminelle Delikte in der Vergangenheit.

Zudem beschäftigt fast jedes Team - die Cincinnati Bengals sind die große Ausnahme - einen großen Scouting-Mitarbeiterstab, der das gesamte Jahr über durch das Land reist und die zahllosen Spieler unter die Lupe nimmt.

Wie läuft der NFL Draft ab?

Nacheinander darf jedes Team sich aus den noch verfügbaren Spielern seinen Wunschspieler auswählen. Die Reihenfolge wird dabei durch die Bilanz in der Vorsaison bestimmt: Das schlechteste Team darf zuerst picken, anschließend folgt das zweitschlechteste und so weiter. Bei "Gleichstand" entscheidet die so genannte Strength of Schedule: Das Team, das in der Vorsaison den leichteren Spielplan hatte, darf somit zuerst einen Spieler auswählen.

In der ersten Runde des Drafts haben die Teams zehn Minuten Zeit, um ihren Pick bei der NFL einzureichen. Dieses Zeitfenster kann allerdings auch dazu genutzt werden, um einen Trade einzufädeln, den eigenen Pick also in einem Tausch an ein anderes Team abzugeben. Die Washington Redskins könnten beispielsweise den zweiten Pick im Draft im Gegenzug für den fünften, den 18. und den 26. Pick an die Miami Dolphins abgeben.

In der zweiten Runde haben die Teams für einen Pick schließlich noch sieben Minuten Zeit, von der dritten bis zur sechsten Runde sind es nur noch fünf Minuten, ehe sie ihre Entscheidung mitteilen müssen. In der siebten und letzten Runde muss der neue Pick nach vier Minuten eingereicht worden sein.

Top-10: Wie ist die Draft-Reihenfolge 2020?

Pick Team Bilanz Team-Needs #1 Cincinnati Bengals 2-14 QB, OT, OG, LB #2 Washington Redskins 3-13 WR, TE, CB, LB, QB (?) #3 Detroit Lions 3-12-1 CB, S, Edge, DT, OG #4 New York Giants 4-12 OT, Edge, LB, S #5 Miami Dolphins 5-11 QB, OT, WR, S #6 Los Angeles Chargers 5-11 QB, OT, OG, LB #7 Carolina Panthers 5-11 CB, S, Edge, OG #8 Arizona Cardinals 5-10-1 OT, Edge, DT, S #9 Jacksonville Jaguars 6-10 CB, S, OT, OG, QB #10 Cleveland Browns 6-10 OT, LB, OG, S

Welche Teams haben das meiste Draft-Kapital?

  • Die Miami Dolphins haben gleich drei Picks in der ersten sowie zwei Picks in der zweiten Runde. Insgesamt verfügt das Team über 14 Picks.
  • Die Minnesota Vikings haben zwei Picks in der ersten Runde und fünf Picks in den ersten drei Runden. Insgesamt verfügen sie über elf Picks.
  • Auch die Jacksonville Jaguars verfügen über zwei Picks in der ersten Runde und kommen insgesamt auf elf Picks.
  • Die Las Vegas Raiders verfügen ebenfalls über zwei Picks in der ersten Runde, zudem hat das Team drei Picks in der dritten Runde.
  • Die San Francisco 49ers sind das fünfte Team mit mehr als einem Erstrundenpick (zwei) - allerdings müssen die Niners aktuell ohne Picks in der zweiten, dritten und vierten Runde auskommen.
  • Die Baltimore Ravens verfügen über zwei Picks in der zweiten, dritten, vierten und fünften Runde. Insgesamt kommt das Team auf 10 Picks.
  • Auch die Seattle Seahawks dürfen in den ersten zwei Runden drei Mal picken. Zudem hält Seattle zusätzlich zwei Picks in der vierten Runde.
  • Die Philadelphia Eagles verfügen über zwei Picks in der dritten, drei Picks in der vierten und zwei Picks in der fünften Runde. Philly wird in den ersten fünf Runden somit gleich neun Mal picken dürfen.
  • Die Cincinnati Bengals dürfen aufgrund der schlechtesten Bilanz in der Vorsaison in jeder Runde als erstes picken. Cincy hält noch alle seiner sieben ursprünglichen Picks.

Eine Übersicht über das Draft-Kapital aller 32 Teams findet ihr hier :

Welche sind die Top-Talente im NFL Draft 2020?

  • Joe Burrow, Quarterback, LSU (voraussichtlich Top-1-Pick)
  • Chase Young, Edge, Ohio State (Top-3-Pick)
  • Jeff Okudah, Cornerback, Ohio State (Top-5-Pick)
  • Tua Tagovailoa, Quarterback, Alabama (Top-10-Pick)
  • Tristan Wirfs, Offensive Tackle, Iowa (Top-10-Pick)
  • Mekhi Becton, Offensive Tackle, Louisville (Top-10-Pick)
  • Isaiah Simmons, Linebacker, Clemson (Top-10-Pick)
  • Jedrick Wills, Offensive Tackle, Alabama (Top-10-Pick)
  • Andrew Thomas, Offensive Tackle, Georgia (Top-15-Pick)
  • Jerry Jeudy, Wide Receiver, Alabama (Top-15-Pick)
  • CeeDee Lamb, Wide Receiver, Oklahoma (Top-15-Pick)
  • Derrick Brown, Defensive Tackle, Auburn (Top-15-Pick)
  • Justin Herbert, Quarterback, Oregon (Top-15-Pick)
  • Henry Ruggs III, Wide Receiver, Alabama (Top-15-Pick)
  • K'Lavon Chaisson, Edge, LSU (Top-15-Pick)

Welche sind die größten Storylines?

Ein sicherer Nummer-eins-Pick (?): Joe Burrow gilt bereits seit Wochen als nahezu garantierter Nummer-eins-Pick der Bengals. Burrow dominierte im Vorjahr auf einem unglaublich hohen Niveau, gewann mit LSU die National Championship und sicherte sich die Heisman Trophy. Zudem braucht Cincy einen neuen Franchise Quarterback. Burrow ist wohl der sicherste Nummer-eins-Pick seit Andrew Luck. Sollten sich die Bengals an Position eins für einen anderen Spieler entscheiden, wäre das nicht weniger als eine absolute Sensation.

Tua Tagovailoa: Noch vor einem halben Jahr galt Tua als der wahrscheinliche Nummer-eins-Pick, Burrows herausragende Leistungen sowie Tagovailoas schwere Hüftverletzung haben ihn in den Rankings jedoch abrutschten lassen. Tagovailoas Status ist ungewiss: Es erscheint möglich, dass ein Team sich den Quarterback an zweiter Stelle des Drafts sichert, sein nicht genau bekannter Fitnesszustand könnte Tua allerdings auch weit fallen lassen. Man darf gespannt sein.

Die Wide-Receiver-Klasse: Mit A.J. Brown, Terry McLaurin, D.K. Metcalf, Marquise Brown und Co. spielten im Vorjahr zahlreiche Rookie-Receiver groß auf. Die diesjährige Klasse gilt allerdings als noch besser, sogar als einer der besten Jahrgänge aller Zeiten. Dies sorgt für Spannung: Jerry Jeudy und CeeDee Lamb gelten als zukünftige Nummer-eins-Receiver, die tiefe Klasse ließ sie in Mock Drafts zuletzt allerdings ein wenig fallen. Es ist möglich, dass mindestens fünf Receiver in der ersten Runde gezogen werden, in den ersten drei Runden könnten mehr als 15 Receiver vom Board gehen. Namen wie Tee Higgins, Jalen Reagor, Denzel Mims und Brandon Aiyuk könnten NFL-Fans schon bald Freude bereiten.

Isaiah Simmons: Simmons wird in den Top 10 gedraftet werden, sofern es keine großen Überraschungen rund um den Clemson-Star mehr geben wird, davon darf man ausgehen. Das interessante an Simmons ist nicht seine Draft-Position, sondern seine Vielseitigkeit. Er gilt als der Inbegriff des Schweizer Taschenmessers und kann von Cornerback über Safety und Linebacker bis zum Pass-Rusher theoretisch nahezu alle Positionen in der Defense spielen. Es wird spannend, welches Team Simmons auswählen wird und wie es ihn einzusetzen gedenkt.

Die Offensive-Tackle-Klasse: Nicht ganz so tief besetzt wie die Wide Receiver, in der Spitze aber mindestens ebenso beeindruckend. Mit Tristan Wirfs, Mekhi Becton, Jedrick Wills und Andrew Thomas gelten gleich vier Pass-Blocker als Top-Talente. Alle vier kommen als Top-5-Pick in Frage, in den Top-10 könnten daher tatsächlich gleich vier Offensive Tackles ausgewählt werden. Für die späte erste und frühe zweite Runde gibt es weitere Kandidaten.

Jordan Love: Der Quarterback galt als eines der größten Talente des Landes, spielte dann aber in einem personell stark veränderten Team eine sehr enttäuschende Saison 2019, in der er sich in praktisch allen statistischen Kategorien verschlechterte. Love meldete sich dennoch zum Draft an, nun gehen die Meinungen über ihn weit auseinander. Einige sehen in ihm einen Top-15-Pick und den drittbesten Quarterback hinter Burrow und Tagovailoa, andere glauben, er könnte bis ans Ende der zweiten Runde rutschen.