"Momentan sind viele Glaskugelleser unterwegs", sagt Peter Stöger im Skype-Interview mit dem vereinseigenen Medium Viola TV . "Viele sagen, dass wir das Gute herausnehmen müssen und wir wahnsinnig davon profitieren werden. Das mag sein. Ich glaube eher, dass viele Probleme auf uns zukommen werden."

Ob sich die Corona-Krise für einige Vereine als existenzbedrohend herausstellen wird? "Das kommt auf das Zeitfenster an", meint Stöger. "Es wird auf Dauer einfach schwierig, das positiv zu gestalten. Wir sind ein Fußballverein, der nicht Fußball spielen kann. Irgendwann gibt es dann auch keine Sponsorenverträge mehr. Wenn man über mehrere Monate seine Grundlage verliert, gerät man in Schieflage."

Stöger selbst führt im Home-Office viele Telefonate und Videokonferenzen mit Mitarbeitern, um "richtige Entscheidungen für die Zukunft zu treffen, die nur schwer kalkulierbar ist. Es ist so vieles in so kurzer Zeit passiert, man muss sehr schnell reagieren."

Peter Stöger: "Positive Resonanz auf Kurzarbeit"

Auch bei den Veilchen setzt man mittlerweile auf Kurzarbeit: "Da gab es unheimlich positive Resonanz. Das war ein total wichtiges Signal nach außen, aber noch viel wichtiger, ein Signal nach innen."

Mit Saisonende laufen bei der Austria die Verträge von Florian Klein, Manprit Sarkaria (Option auf ein weiteres Jahr), Ivan Lucic sowie die Leihen von Andreas Poulsen und Erik Palmer-Brown (Kaufoption) aus. "Damit haben wir uns im Detail noch nicht beschäftigt", sagt Stöger.

"Wir wissen schon, was wir generell machen wollen, vieles ist aber natürlich in der Schwebe. Umso bemerkenswerter ist es für mich, dass die Jungs, deren Verträge auslaufen, der Kurzarbeit zugestimmt haben", meint Stöger. "Wir haben uns für Anfang nächster Woche eine Frist gesetzt, wo wir uns dann wirklich intensiv damit beschäftigen. "

"Bislang haben wir versucht, alles aufzubauen, um eine Wahrscheinlichkeit schaffen zu können, dass wir Liquidität haben, um die Angestellten an Bord halten zu können", so Stöger weiter. "Das war oberstes und einziges Gebot.

Stöger: "Ich schaue schon, dass ich mich regelmäßig dusche"

Der ehemalige Teamspieler vertreibt sich die Zeit in der Coronakrise mit für ihn ungewohnten Dingen. "Ich habe sogar begonnen, wieder zu laufen. Man sollt's nicht glauben." Kleiderschränke seien ebenfalls ausgeräumt worden. "Ich habe etwas Altes von früher gefunden", scherzt Stöger, der sich im violetten Austria-Retroshirt präsentiert.

Für das Interview bereitete er sich am Vortag extra vor und legte Hand an: "Ich habe jetzt nicht den wahnsinnigen Bartwuchs, aber ich habe für meine Verhältnisse ziemlich verwildert ausgeschaut", gibt Stöger zu. "Ich schaue schon, dass ich mich regelmäßig dusche, aber rasieren war bislang nicht dabei."