Der weißrussische Fußballverband (ABFF) zeigte sich unbeeindruckt davon, dass in Europa sonst niemand mehr spielt. "Eine Oase in der toten Fußballwüste" - so sahen es Fußballkommentatoren im Fernsehen. Auch im benachbarten Russland etwa, wo Stillstand vorerst bis 10. April herrscht, fanden sich plötzlich Fans wie in vielen Ländern für die sonst kaum beachtete Liga.
Die Spieler selbst zeigen sich von der Fortführung der Liga nicht begeistert. Harte Kritik äußerte etwa die weißrussische Fußballlegende Alex Hleb. "Es ist, als wenn sich niemand darum kümmert", so der 38-Jährige zur Sun .
"Jeder weiß, was in Spanien und Italien passiert. Das sieht nicht gut aus. Aber in unserem Land glaubt die Präsidenten-Bürokratie, dass es nicht so schlimm ist. Die ganze Welt schaut jetzt die weißrussische Liga. Jeder sollte seinen Fernseher einschalten und uns zusehen", meinte der Ex-Arsenal-Star mit zynischem Unterton.
Darko Bodul steckt in Soligorsk fest
Mitten im weißrussischen Chaos sitzt auch Darko Bodul fest. Der ehemalige Sturm-Offensivspieler (52 Spiele, 25 Scorerpunkte) steht bei Soligorsk unter Vertrag. "Als wir hörten, dass die Liga startet, war es ein harter Schlag. Es ist schockierend. Wir Spieler und alle Menschen, die in Weißrussland die Nachrichten verfolgen, wissen, was in Europa los ist. Aber wir können es nicht ändern", sagte Bodul zur Kronen Zeitung .
Schon am Samstag steigt gegen Gorodeya die nächste Partie. Auch mit Staatspräsident Alexander Lukaschenko, der den Virus als "weltweite Psychose" bezeichnete, ist Bodul unglücklich: "Er spielt gerne den Big Boss. Aber die Leute nehmen diese Aussagen zum Glück nicht ernst. Es sind auch ohne Maßnahmen der Regierung viel weniger Menschen als sonst unterwegs. Alte sehe ich überhaupt keine mehr."
Bitter für Bodul: Aktuell kann er nicht seine Familie besuchen. Denn die lebt in Amsterdam - und die Niederlande ergriff deutlich drastischere Maßnahmen als Weißrussland. "Dadurch kann ich meine Familie wahrscheinlich lange nicht sehen. Das ist sehr hart für mich."