"In Salzburg hatten wir Top-Bedingungen und waren erfolgreich. Hier mussten wir uns in Containern umziehen, der Trainer stand noch nicht fest. Ich konnte mir nicht so recht vorstellen, wie es hier weitergehen soll", blickt Marcel Sabitzer in der deutschen Sportzeitschrift kicker auf den Sommer 2015 zurück, als der offensive Mittelfeldspieler nach seiner Leihe zu Red Bull Salzburg als Doublesieger nach Leipzig zurückkehren sollte und sich sogar öffentlich gegen den Wechsel sträubte.
Schließlich ging er dann doch nach Deutschland, stieg mit den Bullen in die Bundesliga auf und spielt aktuell mit dem Klub in der Champions League. "Rückblickend hätte es von da an kaum besser laufen können." Sabitzers Anfangszeit beim damaligen Zweitligisten verlief jedoch nicht problemlos, der ÖFB-Nationalteamspieler soll mit einer negativen und teils kontraproduktiven Ausstrahlung aufgefallen sein.
Mitspieler soll er zudem nach falschen Entscheidungen auf dem Platz dermaßen zusammengestaucht haben, dass dessen damaliger Trainer Ralph Rangnick den Grazer manchmal frühzeitig in die Kabine schicken musste. "Er konnte nie gut verlieren, was ich als absolut positiv bewerte", erzählt Rangnick. "Aber ganz am Anfang war er etwas überehrgeizig."
Marcel Sabitzer: "Ich wollte nie irgendjemandem etwas Böses"
Aber nicht nur Leipzig hat sich innerhalb der letzten fünf Jahre weiterentwickelt, auch bei Sabitzer selbst fand eine Entwicklung statt. "Er hat sich deutlich zum Positiven gewandelt und ist zu einem Führungsspieler geworden. Eine solche Persönlichkeitsentwicklung ist bemerkenswert, ich habe das nicht so oft erlebt", meint Rangnick. "Seine Entwicklung hätte kaum besser verlaufen können."
Zu seinem damaligen Verhalten meint Sabitzer selbst dieser Tage: "Ich wollte ja nie irgendjemandem etwas Böses, sondern nur Spiele gewinnen. Da ist dann vielleicht auch mal etwas rausgebrochen, möglicherweise war es auch mal etwas lauter und aggressiver. Aber das war nie persönlich gemeint, sondern immer der Sache geschuldet und dem Siegeswillen."
Mittlerweile ist Sabitzer Kapitän seines Teams und "keiner mehr, der ständig jemanden zusammenfaltet. Man muss auch den Menschen hinter dem Sportler sehen, jeder ist individuell. Früher konnte ich nicht wirklich damit umgehen. Da dachte ich: Nur das, was ich mache, ist richtig. Mittlerweile habe ich da einen anderen Blickwinkel."
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Sabitzer über Leipzig: "Gibt keinen Grund, Verein zu verlassen"
Auch Sabitzers derzeitige Trainer zeigen sich mit der Entwicklung des 25-Jährigen zufrieden. "Er ist ein nicht wegzudenkender Führungsspieler", sagt beispielsweise Leipzig-Coach Julian Nagelsmann. "Er ist unglaublich ballsicher und ein guter Balleroberer mit vielen wirklich tollen Aktionen. Auch taktisch ist er schon sehr weit. Ich bin hochzufrieden mit ihm."
Franco Foda, der mit Sabitzer und dem ÖFB-Team eine erfolgreiche EM-Qualifikation hinter sich hat, meint: "Er hat sich in den letzten zwei Jahren in allen Bereichen extrem weiterentwickelt: taktisch, spielerisch, mental."
Und Sabitzer selbst fühlt sich nach Startschwierigkeiten bei seinem aktuellen Klub offenbar so richtig wohl: "Wenn alles so weiterläuft, gibt es keinen Grund, den Verein zu verlassen. Es hat Spaß gemacht und ist auch etwas Besonderes, den Verein mitzuprägen und hochzubringen. Ich werde mich auch in 20 Jahren mit dem Verein und der Stadt verbunden fühlen."
Marcel Sabitzers Leistungsdaten für RB Leipzig
Saison Bewerbe Einsätze Tore Assists Minuten 2019/20 Bundesliga, Champions League, DFB-Pokal 34 13 8 2.832 2018/19 Bundesliga, Europa League, DFB-Pokal 43 5 6 3.287 2017/18 Bundesliga, Europa League, Champions League, DFB-Pokal 34 5 9 2.617 2016/17 Bundesliga, DFB-Pokal 33 9 4 2.718 2015/16 2. Bundesliga, DFB-Pokal 34 8 5 2.916