Gleich zu Beginn der Pokalpartie hatten die Schalker Fans ein Spruchband aufgehangen, das gegen den DFB gerichtet war. "Dementer Fußball Bund: Eure Zusage gegen Kollektivstrafen vergessen, versucht ihr nun uns Fans mit Spielabbrüchen zu erpressen!", war in der Nordkurve zu lesen.
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Damit wollten die Anhänger der Königsblauen auf den "Wortbruch des DFB" reagieren und diesen in die "öffentliche Wahrnehmung rücken", heißt es in der Mitteilung vom Dienstagabend.
Vorausgegangen war der Widerruf der Bewährungsstrafe seitens des DFB-SPortgericht gegen die Fans von Borussia Dortmund, die in der Konsequenz nach wiederholten Beleidigungen gegen den Hoffenheim-Mäzen Hopp in den kommenden zwei Jahren bei Spielen in der Hoffenheimer SAP-Arena kollektiv ausgeschlossen werden.
Der Bewährungs-Widerruf ist für die Fans daher gleichbedeutend mit der Rückkehr zur Kollektivstrafe als Instrument der DFB-Sportgerichtbarkeit. Vor rund zweieinhalb Jahren hatte der damalige Präsident Reinhard Grindel die Aussetzung (wohlgemerkt keine Abschaffung) der Kollektivbestrafung über einige Köpfe im Verband hinweg durchgesetzt.
Schalke-Ultras: Statement von Vorstand "hat alles aus den Angeln gehoben"
Neben dem "Wortbruch des DFB" kritisierten die "Ultras GE" aber besonders das Statement des Schalker Vorstandes in Folge der Ereignisse am vergangenen Bundesliga-Wochenende, als es beim Spiel zwischen dem FC Bayern und 1899 Hoffenheim zu zwei Spielunterbrechungen gekommen war.
"Dass sich aber nun sogar unser eigener Verein in persona des Vorstandes, offenbar aufgrund der medialen Hysterie, dazu genötigt fühlt, beinahe federführend für alle Fussballclubs eine Stellungnahme zu veröffentlichen, hat alles aus den Angeln gehoben", heißt es in der Mitteilung der Ultras.
Sportvorstand Jochen Schneider hatte nach den Schmähungen gegen Hopp am vergangenen Wochenende den Dreistufenplan des DFB infrage gestellt. Dieser sieht erst vor, die Partie zu unterbrechen und die Spieler in einer zweiten Stufe in die Kabine zu schicken, ehe ein Abbruch erfolgt. "Wahrscheinlich ist dieser Dreistufenplan auch nicht die Lösung", hatte Schneider gesagt: "Vielleicht brauchen wir einen Einstufenplan: Ein Transparent - Spielabbruch!"
Mit Blick auf die anstehende Bundesligapartie gegen die TSG Hoffenheim appellierte Schneider zudem an die Fans "sich fair zu verhalten". "Insgesamt, gegen Dietmar Hopp, gegen die TSG Hoffenheim, gegen Alexander Nübel - ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll", so Schneider.
Im Spiel gegen den 1. FC Köln hatten die S04-Fans zwar auf einen Banner der Köln-Anhänger mit Applaus reagiert und Nübels Rauswurf nach dessen Patzern gefordert, wirkliche Beleidigungen habe es nach der Ansicht der Ultras aber nicht gegeben. Deshalb heißt es: "In Drohgebärden etwaige zukünftige Meinungsäußerungen vorab zu sanktionieren, ohne, dass es überhaupt dazu gekommen ist, wirkt befremdlich."
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"Ultras GE": Gespräche mit Vorstand gab es "zu keinem Zeitpunkt"
Noch nie habe sich der Verein so verhalten. Demnach sei man zu "tendenziös und unobjektiv an Problemstellungen" der Thematik herangegangen. Auch die angedeuteten Gespräche zwischen Ultras und Vorstand seien zu "keinem Zeitpunkt" geführt worden, weshalb in der zweiten Hälfte ein zweites Spruchband in der Nordkurve zu sehen war: "Die Medien schreien und Schalke spricht - Nachgedacht wird wieder nicht! Sauber Vorstand!"
Nun wolle die Gruppierung abwarten, wie der Vorstand in der nächsten Zeit reagiert und anschließend weitergehende Überlegungen mitteilen. "Entsprechen kritische Spruchbänder gegen Kollektivstrafen bereits der Bagatellisierung und sollen diese vorab aus dem Verkehr gezogen werden? Möchte der Vorstand im Falle von Beleidigungen, beispielsweise beim Derby, einen Spielabbruch provozieren?", werden als Fragen diesbezüglich in den Raum gestellt.
Auch neben den "Ultras Gelsenkirchen" hingen weitere S04-Anhänger provokante Banner auf. So hieß es in der Ecke der Arena, wo sich normalerweise die "Hugos" aufhalten: "Wenn wir jetzt ein Hurensohn-Plakat zeigen, hört ihr dann auch auf zu spielen, und wir schaffen es ins Elfmeterschießen?". Die Gruppierung legte ebenfalls nach dem Seitenwechsel nach: "Wer im Glashaus sitzt, sollte zuerst mit Clemens Tönnies reden. Ihr Heuchler!" Ein Statement von den "Hugos" gibt es nach aktuellem Stand der Dinge jedoch noch nicht.