Beim Stand von 6:0 für den FC Bayern hielten einige mitgereiste Münchner Fans ein beleidigendes Spruchband gegen Hopp hoch. "Alles beim Alten: Der DFB bricht sein Wort. Hopp bleibt ein Hurensohn", stand darauf geschrieben.
Die Bayern-Fans protestierten dabei gegen ein zwei Jahre andauerndes Zuschauerverbot für Dortmund-Fans bei Auswärtsspielen in Hoffenheim. Das DFB-Sportgericht hatte die Strafe in Folge wiederholter Beleidigungen gegen Hopp verhängt. Der DFB erntete daraufhin Kritik, er habe die Kollektivstrafen ausgesetzt.
Die Verantwortlichen beim FC Bayern reagierten empört auf die Schmähungen. Bayern-Trainer Hansi Flick rannte in der 69. Minute wutentbrannt zur Bayern-Kurve und forderte die Fans auf, ihre Beleidigungen zu unterlassen. Die Partie war zu diesem Zeitpunkt bereits unterbrochen. Auf der Haupttribüne versuchte Karl-Heinz Rummenigge im direkten Gespräch mit dem anwesenden Hopp zu beschwichtigen.
"Es ist richtig gemacht worden. Es (der Nichtangriffspakt in den letzten 13 Minuten, Anm. d. Red.) war eine Idee der Spieler in Absprache mit dem Schiedsrichter. So wie die Spieler das in den letzten 13 Minuten gemacht haben, ist es ein absolutes Zeichen. Ich schäme mich zutiefst aus Sicht des FC Bayern für diese Chaoten. Jetzt ist der Moment gekommen, an dem die Bundesliga und der DFB entschieden gegen diese Chaoten vorgehen müssen. Ich schäme mich zutiefst gegenüber Dietmar Hopp, der ein ganz feiner Ehrenmann ist", sagte Rummenigge.
Bayern- und Hoffenheim-Profis stellen Fußballspielen ein
Rund zehn Minuten später wurde die Partie nach weiteren Schmähungen wiederholt unterbrochen. Diesmal stürmte die gesamte Bayern-Mannschaft mitsamt des Trainerstabs und Sportdirektor Hasan Salihamidzic in Richtung Fankurve. Die Mannschaften wurden nach 77 Minuten in die Kabinen geschickt. Das Spiel wurde zwar wieder angepfiffen, die Profis stellten das Fußballspielen aber ein. Als Zeichen der Solidarisierung mit Hopp spielten sich die Stars bei laufender Uhr den Ball untereinander hin und her oder unterhielten sich einfach.
Hopp und Rummenigge standen währenddessen im Innenraum am Spielfeldrand. Nach dem Schlusspfiff hallten "Dietmar-Hopp"-Sprechchöre durch das Stadion. Der Hoffenheim-Macher, der immer wieder von Rummenigge und Oliver Kahn in den Arm genommen wurde, bedankte sich dafür sichtlich berührt bei den TSG-Fans. Beide Teams inklusive Trainer und Funktionäre stellten sich danach auf dem Spiefeld demonstrativ hinter Hopp.
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Auch BVB-Fans bleidigen Dietmar Hopp
Parallel beleidigten einige Fans von Borussia Dortmund im Heimspiel des BVB gegen den SC Freiburg den Hoffenheim-Mäzen. Minutenlang schallten Schmähungen gegen den Hopp aus der Südkurve. "Diemar Hopp, du Sohn einer H***", war etwa deutlich zu vernehmen.
Schiedsrichter Robert Hartmann holte BVB-Spieler Emre Can und Freiburg-Stürmer Nils Petersen zu sich. Wenig später sagte Co-Stadionsprecher Boris Rupert durch, dass ein Spielabbruch drohe, sollten die BVB-Fans ihre Beleidigungen nicht einstellen.
Der DFB hatte in der vergangenen Woche verkündet, dass der Gästeblock in Partien zwischen Hoffenheim und Borussia Dortmund in den kommenden drei Jahren aufgrund anhaltender Beleidigungen gegen Hopp leer bleiben wird.
Hopp wird seit dem Durchmarsch des Dorfklubs 1899 Hoffenheim aus der Regionalliga bis in die Bundesliga als Symbol für die Kommerzialisierung des Sports und damit als Feindbild gesehen. Im Februar 2015 wurden Hopps Investitionen auf 350 Millionen Euro geschätzt.
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BVB-Fans protestieren gegen DFB-Urteil
Bereits vor Anpfiff der Partie gegen den SC Freiburg am Samstag reagierten die BVB-Fans mit Spruchbändern auf das Urteil des Dachverbands: "Keine Kollektivstrafen mehr? Wie oft wollt ihr euer Wort noch brechen? Scheiß DFB!"
Auf einem weiteren stand: "Wer die Toten von Hanau missbraucht, um die Fankurven mundtot zu machen, der beweist mehr Anstandslosigkeit als jedes Fadenkreuz." Fans von Borussia Mönchengladbach hatten am vergangenen Spieltag im Heimspiel gegen Hoffenheim Plakate mit Hopps Konterfei hinter einem Fadenkreuz präsentiert.
DFB-Präsident Fritz Keller hatte darauf gesagt: "Wenn wir das sehen und den Vorfall in Hanau - wissen wir, dass in unserer Gesellschaft etwas nicht stimmt. Hass hat aber nichts, auch gar nichts im Stadion zu suchen."
Schmähtransparente auch beim FC-Spiel gegen Schalke
Weil Fans des Bundesligisten 1. FC Köln Schmähplakate in die Höhe gehalten haben, ist der Anpfiff der zweiten Halbzeit das Bundesligaspiel des Aufsteigers gegen Schalke 04 am Samstagabend verzögert worden. Die Kölner Mannschaft um Kapitän Jonas Hector, Trainer Markus Gisdol und Manager Horst Heldt eilten zur Fankurve, um das Geschehen zu beruhigen. Nach kurzer Zeit rollten die Fans ihr Transparent ein.
Das Plakat richtete sich offenbar gegen Mäzen Dietmar Hopp von der TSG Hoffenheim, die DFL und den DFB. Das DFB-Sportgericht hatte Fans von Borussia Dortmund für zwei Spielzeiten von Spielen bei der TSG Hoffenheim aufgrund von Beleidigungen gegen Hopp ausgeschlossen. Nun solidarisierten sich offenbar andere Ultra-Gruppen mit den BVB-Anhängern.
Zuvor hatten Fans von Bayern München beim 6:0-Sieg bei der TSG Hoffenheim mit einem Schmähplakat gegen Hopp für einen Eklat gesorgt. In der vergangenen Woche hatten Anhänger von Borussia Mönchengladbach mit einer ähnlichen Hetz-Aktion Hopp angefeindet.