"Ich gehe zu 100 Prozent davon aus, dass es ein Rematch geben wird. Ich kenne beide Teams. Ich weiß, dass Shelly Finkel (Co-Manager von Deontay Wilder, Anm d. Red.) schon mit Frank Warren (Promoter von Tyson Fury, Anm. d. Red.) gesprochen hat. Ich glaube, sie werden nächste Woche bereits bekannt geben, dass sie das Rematch machen werden", sagte Bönte gegenüber SPOX .

Ein mögliches Datum hat der 64-Jährige dafür bereits auch im Sinn: "Das wird denke ich im Juni oder Juli stattfinden." Als ehemaliger Manager von Wladimir Klitschko betreute Bönte den Ukrainer auch im Jahr 2015 bei dessen Niederlage gegen Fury und ist mit den Vertragsstrukturen bestens vertraut.

"Es dürfte ähnlich wie bei Fury gegen Wladimir sein. Damals gab es auch eine Vereinbarung, dass Wladimir bei einer Niederlage die Option auf ein Rematch ziehen kann, dann aber nur noch einen geringeren Anteil an den Gesamteinnahmen bekommt", erklärte Bönte. Ein Rematch kam damals jedoch nicht zustande, weil Fury zwischenzeitlich zurückgetreten war.

Fury an Rematch gegen Wilder interessiert

Fury selbst signalisierte nach der zweiten Auflage des Aufeinandertreffens gegen Wilder Interesse an einer dritten: "Ich bin ziemlich sicher, dass wir das nochmal machen - wenn er das will." Nach dem Remis im Jahr 2018 hatte der "Gypsy King" Wilder am vergangenen Samstag nach technischem K.o. in der siebten Runde besiegt.

Mit einer ähnlichen Herangehensweise wie bei seinem Sieg dürfte er wohl beim möglichen Rematch antreten. Durch seine "Gewichtszunahme konnte er mehr Druck aufbauen und wie eine Wand auf Wilder zugehen. Mit dieser Wucht und der Angriffstaktik ist Wilder nicht zurechtgekommen", so Bönte. Außerdem sei Fury jemand, der sich trotz seiner Größe und seines Gewichts exzellent bewege.

Ein von vielen erwarteter Fight zwischen Fury und Anthony Joshua noch in diesem Jahr ist laut Bönte durch das Rematch aber nicht vom Tisch. "Sollte Fury das Rematch gewinnen, könnte es die große Unification aller Verbände gegen Anthony Joshua geben. Ich tippe darauf, dass diese gegen Ende des Jahres, beispielsweise im klassischen Pay-per-View-Monat November, stattfinden könnte", sagte er.

Fury vs. Joshua? Problem sind die TV-Partner

Problem an den Verhandlungen dürfte jedoch sein, wo und mit welchen TV-Partnern der Kampf stattfinden soll. "Denn in den unterschiedlichen Ländern stehen die beiden Boxer bei unterschiedlichen TV-Sendern unter Vertrag. In England beispielsweise steht Fury bei BT und Joshua bekanntlich bei Sky unter Vertrag", erklärte Bönte. Es gehe daher nicht um den Börsensplit untereinander, sondern welche TV-Partner an dem Kampf beteiligt wären.

Darüber hinaus bleibt die Frage nach der physischen Verfassung von Fury bestehen. Nach dem Sieg über Klitschko im Jahr 2015, als er sich den WM-Titel zum ersten Mal gesichert hatte, stürzte er ab und verwunderte mit bizarren Aussagen.

"Ich kann aus der Ferne nicht in seinen Kopf hineinschauen. Ob er irgendwelche Dämonen in seinem Kopf hat, kann ich also nicht beurteilen", sagte Bönte. "Er ist scheinbar ein Typ, bei dem Desaster und Normalität ziemlich nah beieinander liegen", räumte er ein.

Bernd Bönte: "Würde Fury nicht in die Top-10 einordnen"

Im All-Time-Ranking der Schwergewichtsboxer sieht Bönte Fury außerdem noch nicht im Kreis der ganz Großen: "Ich würde ihn noch nicht in die Top-10 aller Zeiten einordnen. Da gehören für mich Leute wie Muhammad Ali, Joe Louis, Lennox Lewis, George Foreman oder die Klitschkos in ihrer Prime hinein."

Dabei gibt er aber zu bedenken, dass Fury mit seinen 31 Jahren vergleichsweise noch jung ist. "Wenn er da weitermacht, wo er jetzt gerade aufgehört hat, wenn er beispielsweise einen Anthony Joshua schlagen würde, wenn er seine Titel in Zukunft weiter verteidigen wird, dann gehört er sicherlich irgendwann in dieses Ranking hinein", sagte Bönte.