Die Hertha-Fans schmetterten voller Sarkasmus "Oh, wie ist das schön", die Berliner Spieler machten einen Bogen um ihre Kurve, während der Kölner Anhang bei seiner Karnevalsparty den selbst ernannten Big City Club mit "Jürgen Klinsmann"-Gesängen verhöhnte: Eineinhalb Wochen nach dem geräuschvollen Rücktritt des ehemaligen Bundestrainers hat Hertha BSC eine sportliche Bankrotterklärung abgegeben, beim 0:5 (0:3) gegen den 1. FC Köln präsentierte sich der ambitionierte Klub wie ein Absteiger.

"Die Kölner hätten von der Mittellinie schießen können, die Dinger wären auch reingegangen. Es war ein Tag, an dem nix geht", sagte Hertha-Kapitän Niklas Stark bei Sky : "Da hat man nicht besonders Bock, in die Kurve zu gehen." Mitspieler Marius Wolf fügte an, er habe "noch nie so ein schlechtes Spiel gemacht. Wir waren gar nicht auf dem Platz".

Und Interimstrainer Alexander Nouri meinte: "Wir wollten ein Signal senden - das ist uns nicht gelungen. Völlig unerwartet. Wir hatten eine sehr gute Trainingswoche und wir haben heute alle Tugenden vermissen lassen, die wir letzte Woche auf den Platz gebracht haben. Laufbereitschaft, Umschaltverhalten: All die elementaren Dinge. Da musst du dich nicht wundern, wenn du in drei Kontersituationen läufst. Wir müssen uns bei den Zuschauern entschuldigen."

In dieser Verfassung und angesichts der eklatanten Heimschwäche (11 Punkte aus 12 Spielen) wird es für die ambitionierte Hertha allein um den Klassenerhalt gehen. Berlin steht bereits am kommenden Freitag vor einem "Endspiel": Verliert die Mannschaft von Nouri bei Fortuna Düsseldorf, ist der Relegationsplatz höchstens noch vier Punkte entfernt.

Cordoba und Kainz treffen jeweils doppelt

Jhon Cordoba (4./22.) legte mit seinen Saisontoren acht und neun früh den Grundstein für den so wichtigen Kölner Sieg und die dramatische Berliner Pleite, Florian Kainz (39./62.) und Mark Uth (70.) besiegelten später den Dreier, durch den der FC bei einem absolvierten Spiel weniger an den punktgleichen Berlinern (26) vorbeizog - und auf dem Höhepunkt der "fünften Jahreszeit" reichlich Grund zu feiern hatte: Seit der Jahrtausendwende ist es der erst dritte Sieg für die Domstädter am Karnevalswochenende, in den vorigen 19 Partien hatte Köln nur beim FC Bayern (2009) und beim FC Ingolstadt (2019) gewonnen.

Vor 46.207 Zuschauern kam die frühe Führung der Gäste zur Unzeit. Cordoba veredelte einen rasanten Konter, den Santiago Ascacibar noch leicht abfälschte. Die Berliner suchten immer wieder die Lücke auf der linken Seite, nur selten kamen sie über Maximilian Mittelstädt durch. Nachdem Kölns Florian Kainz wenig später an Hertha-Keeper Rune Jarstein scheiterte, machte es Cordoba besser: Eine Flanke von Ismail Jakobs köpfte der Kolumbianer wuchtig ins Netz.

Sorgen um Kölns Abwehrchef Rafael Czichos

Die Berliner waren in der Folge dem schnellen Umschaltspiel der Gäste ausgeliefert. Die schwache Hertha-Leistung gipfelte im 3:0, bei dem Jarstein einen Schuss von Kainz unglücklich ins eigene Tor ablenkte. Ein Wermutstropfen für die Gäste war die Verletzung von Abwehrchef Rafael Czichos.

Nach einem Zusammenprall mit Marko Grujic (41.) musste der Verteidiger auf einer Trage abtransportiert und ins Krankenhaus gebracht werden. Bei Untersuchungen im Virchow-Klinikum in Berlin eine Verletzung im Bereich der Halswirbelsäule festgestellt. Der 29-Jährige muss zur Überwachung über Nacht im Krankenhaus bleiben und soll am Sonntag nach Köln zurückreisen.

Danach hätte Ellyes Skhiri (45.+3) gar auf 4:0 erhöhen müssen, er löffelte einen Freistoß von Uth aus nächster Nähe über das Tor.

Nach der Pause kam Berlin aktiver aus der Kabine, doch als Kainz später den nächsten Kölner Konter mit Leichtigkeit verwandelte und Uth per direktem Freistoß traf, war der Widerstand der Gastgeber endgültig gebrochen.

Hertha BSC - 1. FC Köln: Die Aufstellungen

Berlin: Jarstein - Stark, Boyata, Rekik - Ascacibar - Wolf, Grujic, Arne Maier (46. Darida), Mittelstädt - Piatek, Cunha (46. Lukebakio). - Trainer: Nouri

Köln: Timo Horn - Ehizibue, Leistner, Czichos (45. Mere), Schmitz - Skhiri, Rexhbecaj - Kainz, Uth, Jakobs (78. Höger) - Cordoba (73. Terodde). - Trainer: Gisdol