Ab diesem Jahr tritt bei der Scouting Combine vor allem eine zeitliche Änderungen in Kraft: Die Übungen, die vom NFL Network übertragen werden, finden am Nachmittag und am Abend, also vermehrt zur Primetime in den USA, und nicht mehr am Morgen statt.

Die Idee dahinter? Die Combine soll verstärkt zur Primetime stattfinden, um mehr Zuschauer an die Bildschirme zu bringen.

Darüber hinaus wurden auch die On-Field-Workouts generalüberholt. Zahlreiche der Positions-spezifischen Übungen werden etwa mit einer Zeit-Komponente versehen, einerseits um noch größeren Wettbewerb zu schaffen und noch mehr Daten zu kreieren, andererseits aber auch um die Combine für Zuschauer interessanter zu machen.

Wie funktioniert die NFL-Combine?

Seit 1977 gibt es die Combine als Ansatz, Draft-Prospects einheitlichen Tests zu unterziehen. Weitsprung, Hochsprung, Sprints, Bankdrücken, einige Wurf-Drills für Quarterbacks, Receiving-Drills sowie Vermessungen von Spielern sollen Teams als zusätzlicher Bewertungsmaßstab für die Auswahl im anstehenden Draft dienen.

Vor allem interessant für die Teams aber ist hierbei die Möglichkeit, direkte Gespräche mit den College-Spielern zu führen und so ein Gefühl dafür zu bekommen, wie ein Spieler tickt. In privat gehaltenen Interviews stellen Teams den Spielern sportliche, taktische aber auch persönliche Fragen, um sie besser einschätzen zu können.

Nicht selten hört man in diesem Zusammenhang die Faustregel: Sportlich sind nur wirkliche Ausreißer aufsehenerregend - ein Wide Receiver etwa, der über die Maßen langsam ist, oder ein Quarterback, der jeden zweiten Wurf verfehlt. Solche Dinge können Draft-Aktien plötzlich steigen oder fallen lassen.

Bei den Interviews dagegen haben Team-Verantwortliche erstmals die Möglichkeit, sich ein wirkliches Bild von den Prospects abseits des Platzes zu machen. Teams dürfen sich bei der Combine mit maximal 45 Spielern treffen und mit jedem 18 Minuten sprechen. Bisher waren es maximal 60 Spieler, doch durch die Anpassungen im Combine-Zeitplan müssen Teams mit weniger Interviewmöglichkeiten auskommen.

Draft: Tua Tagovailoa bei der Combine

Die vielleicht kritischste Personalie, die den Draft Ende April am stärksten beeinflussen könnte, wird in Indianapolis nicht auf dem Feld zu sehen sein: Tua Tagovailoa, Quarterback der Alabama Crimson Tide, ist gerade im Reha-Prozess nach einer schweren Hüftverletzung. Einst galt er als künftiger Nummer-1-Pick - wo er tatsächlich im Draft ausgewählt wird, hängt maßgeblich von seinen medizinischen Untersuchungen und Fortschritten über die nächsten Wochen ab.

"Ich werde an der Combine teilnehmen", hatte Tua selbst Ende Januar erklärt, "aber mein Hauptziel ist es nicht, über 40 Yards oder beim Bankdrücken zu gewinnen. Mein Ziel ist es, meinen Medizincheck erfolgreich zu absolvieren. Ich will dort meinen Medizincheck erfolgreich gestalten und dann in meine Interviews mit den Teams gehen."

Alle bisherigen Berichte bezüglich Tuas medizinischen Fortschritten waren durchweg positiv. Die Combine bietet Teams erstmals die Möglichkeit, sich selbst ein genaueres Bild von dem jungen Quarterback zu verschaffen.

Combine 2020: Welche Prospects sind besonders spannend?

Letztlich dreht sich immer viel um die Quarterbacks, und neben den Berichten über Tagovailoas Untersuchungen sowie seine Interviews werden viele Augen auf LSU-Quarterback Joe Burrow - für viele Experten bereits der designierte Nummer-1-Pick - gerichtet sein.

Abseits der Quarterbacks dürften die Wide Receiver am spannendsten sein. 2020 hat das Potenzial, eine der tiefsten und besten Receiver-Klassen seit vielen Jahren zu werden. CeeDee Lamb (Oklahoma), Jerry Jeudy, Speedster Henry Ruggs (beide Alabama), Tee Higgins (Clemson), Justin Jefferson (LSU), Jalen Reagor (TCU), Denzel Mims (Baylor) - kann eines der vielen Receiver-Prospects mit einer außergewöhnlichen Combine noch die Draft-Boards hoch klettern?

Hier gibt's die Liste mit allen Teilnehmern bei der diesjährigen Combine.

NFL Combine: Wie sieht der Ablauf aus?

Für alle Spieler ist die Woche in Indianapolis gleich aufgebaut - die verschiedenen Positionsgruppen kommen lediglich an unterschiedlichen Tagen an und starten ihre Combine dementsprechend versetzt, um so einen reibungslosen Ablauf gewährleisten zu können.

Dieses Jahr sieht es so aus :

Tag bei der Combine Ablauf 1 Ankunft, Registrierung, Orientierung, Interviews 2 Measurements, Voruntersuchung im Krankenhaus, Interviews 3 Medien-Termine, Medizincheck, Position Coach Interview, Psychologischer Test 4 NFLPA Meeting, Interviews, Bankdrücken, Psychologische Tests 5 Tests und Interviews, On-Field-Workouts 6 Abreise

Für Fans und Zuschauer, die von den Interviews und Gesprächen hinter den Kulissen nicht viel mitbekommen, sind insbesondere die Trainingseinheiten auf dem Feld interessant. Das NFL Network überträgt diese Workouts von Donnerstag bis Sonntag in ausführlichen Livesendungen aus Indianapolis.

NFL Combine 2020 - wann finden die On-Field-Workouts statt?

Positionsgruppen Termin (Tag) Übertragung ( NFL Network ) Tight Ends, Quarterbacks, Wide Receiver 27. Februar (Donnerstag) 22 Uhr - 5 Uhr deutscher Zeit Punter, Kicker, Special Teams, Offensive Line, Running Backs 28. Februar (Freitag) 22 Uhr - 5 Uhr deutscher Zeit Defensive Line, Linebacker 29. Februar (Samstag) 22 Uhr - 5 Uhr deutscher Zeit Defensive Backs 1. März (Sonntag) 20 Uhr - 1 Uhr deutscher Zeit

Alle Workouts, die im NFL Network zu sehen sind, könnt ihr live auch über das NFL Network auf DAZN verfolgen !

Welche Combine-Rekorde könnten gebrochen werden?

Der mit Abstand am stärksten antizipierte Wettbewerb in dieser Hinsicht ist Jahr für Jahr der 40-Yard-Sprint. Running Back Chris Johnson schockte die Scout-Welt 2008, als er die 40 Yards in 4,24 Sekunden lief. Diese Bestmarke hielt bis 2017, als John Ross CJ2K mit 4,22 Sekunden noch unterbot - bei diesem Sprint zog sich Ross eine Wadenverletzung zu, sodass der Receiver die restlichen Einheiten nicht mitmachen konnte.

In diesem Jahr gibt es vor allem einen Kandidaten, der die prestigeträchtige Bestmarke anvisieren könnte: Henry Ruggs. Ruggs war Teil des spektakulären Wide-Receiver-Trios in Alabama und dürfte einer der Receiver sein, der im Draft in der ersten Runde ausgewählt wird.

Seine beste Qualität ist der Speed: Ruggs wurde bei Alabamas Junior Day im Vorjahr Berichten zufolge bei 4,2 Sekunden gemessen; der einstige High-School-Sprinter, der den Alabama-State-Rekord über 100 Meter gebrochen hat, könnte Ross' Spitzenwert noch unterbieten.

NFL Combine: Die Bestwerte seit 2006:

Disziplin Spieler (Jahr) Wert 40-Yard-Sprint John Ross, Wide Receiver (2017) 4,22 Sekunden Bankdrücken Stephen Paea, Defensive Tackle (2011) 49 Wiederholungen Hochsprung Chris Conley, Wide Receiver (2015) 45 Inches (1,14 Meter) Weitsprung Byron Jones, Cornerback (2015) 12'3" (3,74 Meter) 3-Cone-Drill Jordan Thomas, Cornerback (2018) 6,28 Sekunden