Die rund 1600 mitgereisten Hertha-Fans ließen ihre Mannschaft minutenlang hochleben, der unter kuriosen Umständen zum Berliner Interimstrainer beförderte Alexander Nouri klatschte nach dem erlösenden 2:1 (1:0) beim Bundesligaschlusslicht SC Paderborn jeden seiner Spieler ab. Am Ende einer Chaos-Woche, die Jürgen Klinsmann mit seinem geräuschvollen Rücktritt ausgelöst hatte, stimmte bei der Alten Dame zumindest das Sportliche.
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"Man geht zur Besprechung und denkt, dass jetzt was Normales kommt und dann sagt er 'Tschüss, das war's'", sagte Hertha-Nationalspieler Niklas Stark bei Sky: "Wir müssen trotzdem unseren Job machen. Was geschrieben und gesagt wird, darf auf dem Platz keine Rolle spielen." Nouri lobte sein Team für die Leistung angesichts der schwierigen Umstände: "Die Mannschaft hat den Fight hier angenommen, großes Kompliment. Wir hätten das 2:0 früher machen können."
SC Paderborn - Hertha BSC: Stimmen
Steffen Baumgart (Trainer SC Paderborn): "Wir hatten uns das anders vorgestellt. Jetzt ist es ein Riesen-Abstand zu Hertha BSC. Am Ende waren wir nicht gut genug, um das Spiel zu gewinnen. Es ist ärgerlich und frustrierend. Wir müssen mit der Situation leben und ich hoffe, dass wir Lösungen finden. Ich habe nicht gesehen, dass wir die schlechtere Mannschaft waren."
Alexander Nouri (Trainer Hertha BSC): "Es war das erwartet schwere Spiel. Ich muss ein großes Lob an meine Mannschaft aussprechen, die hier den Fight angenommen hat. Vielleicht musst du früher das 2:0 machen, um es ruhiger zu gestalten. Ein riesengroßes Kompliment nach den Unruhen, dass die Mannschaft so gearbeitet hat."
Paderborn - Berlin: Der Spielbericht
Dedryck Boyata (10.) und Winter-Zugang Matheus Cunha (67.) per Hacke ließen die Ereignisse der turbulenten letzten vier Tage ein wenig in den Hintergrund rücken, verschafften den Hauptstädtern etwas Luft im Abstiegskampf - und beendeten Nouris unrühmliche Serie von 21 Spielen als Chefcoach ohne Sieg. Joker Dennis Srbeny (51.) hatte für den bemühten SCP zum zwischenzeitlichen Ausgleich getroffen.
Am Dienstag war der frühere Bundestrainer Klinsmann nach nur 76 Tagen bei der Alten Dame via Facebook-Video völlig überraschend vom Traineramt zurückgetreten - und stellte damit einiges auf den Kopf.
Zum Start in die Wochen der Wahrheit gelang der Hertha aber der erste Erfolg nach drei sieglosen Pflichtspielen. Zusätzlich sammelten die Blau-Weißen Selbstvertrauen für die kommenden Partien gegen die direkten Konkurrenten 1. FC Köln, Fortuna Düsseldorf und Werder Bremen. Paderborn (16 Zähler) bleibt weiter Tabellenletzter, Berlin hat zehn Punkte mehr auf dem Konto.
Nouri, zuletzt Co-Trainer unter Klinsmann, war von der "Endgültigkeit" der Entscheidung des Weltmeisters von 1990 "überrascht", versuchte den Fokus in einer chaotischen Woche aber auf das Sportliche zu legen.
Cunha trifft bei Debüt im Hertha-Trikot
Personell hatte Nouri, der erstmals seit November 2018 (damals beim FC Ingolstadt) als Cheftrainer an der Seitenlinie stand, die Qual der Wahl. Einzig Marius Wolf fehlte gesperrt. In der Offensive stürmte erstmals Cunha, der 20-jährige Brasilianer hatte am Freitag die Spielberechtigung erhalten.
Zwar erwischte der SCP vor 14.687 Zuschauern den besseren Start, die frühe Führung gelang aber den Berlinern. Boyata brachte eine weite Flanke von Santiago Ascacibar per Kopf in hohem Bogen im langen Eck unter. Die Hertha gewann an Selbstvertrauen, auch der neue 40-Millionen-Sturm Krzysztof Piatek/Cunha wirbelte immer besser durch die Abwehrreihen der Ostwestfalen.
In der 18. Minute jubelte Cunha über das vermeintliche 2:0, doch Piatek hatte den Ball zuvor mit der Hand berührt - das Tor wurde von Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus (Langenhagen) unter Mithilfe des Videoassistenten aberkannt. Kurz vor dem Pausenpfiff hatte Kai Pröger (45.) die große Chance zum Ausgleich, verzog aber.
Nach dem Seitenwechsel machte es Srbeny besser, der aus spitzem Winkel unter kräftiger Mithilfe von Hertha-Torhüter Rune Jarstein traf. Es entwickelte sich ein ausgeglichenes Duell, in dem Cunha (62.) völlig freistehend mit einem lässigen Heber an Leopold Zingerle scheiterte. Wenige Minuten später machte er es dann besser und traf etwas glücklich per Hacke.
SC Paderborn - Hertha BSC: Die Aufstellungen
Paderborn: Zingerle - Jans (75. Dräger), Strohdiek, Schonlau, Collins - Gjasula (86. Michel) - Zolinski (46. Srbeny), Vasiliadis - Pröger, Mamba, Antwi-Adjei. - Trainer: Baumgart
Berlin: Jarstein - Stark (70. Torunarigha), Boyata, Rekik - Ascacibar - Pekarik, Skjelbred (46. Darida), Arne Maier, Mittelstädt - Cunha (83. Ibisevic), Piatek. - Trainer: Nouri