Warum wurde Manchester City verurteilt?
Im Statement der UEFA ist von "schwerwiegenden Verstößen gegen die UEFA-Klublizenz- und Finanz-Fairplay-Regeln" die Rede. Das Urteil stammt vom unabhängigen Finanzkontrollgremium der UEFA, dem CFCB.
Manchester City habe im Zeitraum zwischen 2012 und 2016 Sponsoreneinnahmen in der Bilanz überbewertet, erklärte das CFCB. Das CFCB wirft dem amtierenden Meister der Premier League außerdem vor, während der Untersuchungen nicht ausreichend kooperiert zu haben.
Die Untersuchungen begannen im Dezember 2018 in Folge der Veröffentlichung des Spiegel von geleakten E-Mails und Dokumenten.
Aus diesen Unterlagen geht wohl hervor, dass von den rund 80 Millionen Euro, die Manchester City vom Hauptsponsor Etihad jährlich erhält, tatsächlich nur rund zehn Prozent von der Fluggesellschaft mit Sitz in Abu Dhabi stammen. Der Rest fließe direkt von City-Eigentümer Scheich Mansour bin Zayed al-Nahyan, respektive von seiner Abu Dhabi United Group, in die Vereinskasse.
Wie sieht die Strafe von Manchester City genau aus?
Das Urteil des CFCB sieht vor, dass Manchester City in den kommenden beiden Spielzeiten (2020/21 und 2021/22) an keinem Klub-Wettbewerb der UEFA teilnehmen darf. Heißt: Keine Champions League für City, keine Europa League für City.
Die aktuelle Saison ist davon nicht betroffen. Manchester City trifft im Achtelfinale der Champions League auf Real Madrid.
Zusätzlich zum Ausschluss vom Europapokal muss Manchester City laut Urteil 30 Millionen Euro Strafe an die UEFA zahlen.
Es könnte aber noch schlimmer für Manchester City kommen. Auch der englische Fußballverband, die FA, ermittelt aufgrund der Anschuldigungen gegen Manchester City. Möglicherweise werden sogar die drei Meistertitel der Citizens (13/14, 17/18, 18/19) in Frage gestellt. Das ist allerdings der Worst Case für City. Der Klub könnte auch deutlich glimpflicher davonkommen.
Was bedeutet das Urteil für Manchester City?
Erstmal bedeutet das Urteil der UEFA nämlich nichts. Manchester City kann und wird vor dem Internationalen Gerichtshof CAS Berufung gegen das Urteil der UEFA einlegen.
Wenige Minuten nach der Verkündung des UEFA-Urteils teilte Manchester City in einem Klub-Statement mit, man sei "sehr enttäuscht, aber nicht überrascht" von der Entscheidung des europäischen Dachverbands.
Laut The Athletic sei City bis zuletzt davon ausgegangen, dass es nicht zu einem derart harten Urteil kommen würde. Der Klub wittert eine Agenda von CFCB-Chef Jose da Cunha Rodrigues. Er habe von Beginn an, noch vor etwaigen Ermittlungen, schon eine harte Strafe für City prognostiziert. Dieses Narrativ hält City auch jetzt noch aufrecht.
Im Statement des Klubs ist von einem "fehlerhaften Ermittlungsprozess" der UEFA die Rede. Man strebe nun eine objektive Beurteilung der Sachlage an. "Einfach ausgedrückt: Das ist ein Fall, der von der UEFA initiiert, von der UEFA verfolgt und von der UEFA beurteilt wurde", teilte City mit. Die UEFA sei demnach Richter, Jury und Henker.
Manchester City wirkt verärgert, aber gut vorbereitet. Vorbereitet auf die bevorstehenden Verhandlungen vor dem CAS. Zwischen der Ermittlungsaufnahme und dem Urteil der UEFA verstrich über ein Jahr. Eigentlich hatte City schon im Dezember 2019 mit einem Urteil gerechnet. Nun dauerte es bis Mitte Februar.
Manchester City wird über diese Zeit selbst einen Haufen Akten angesammelt haben: Beweise, Gegenargumente, Informationen über den Ermittlungsprozess der UEFA, Präzedenzfälle.
So kann City die Verhandlungen vor dem CAS zumindest in die Länge ziehen. Bis vor dem Internationalen Gerichtshof kein Urteil gefällt wird, wird die von der UEFA verhängte Strafe ausgesetzt.
City könnte unter Umständen ein Inkrafttreten des UEFA-Urteils sogar bis zum Ende der nächsten Saison hinauszögern, wodurch City auch in der kommenden Spielzeit in der Champions League antreten könnte.
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Was bedeutet das Urteil für die Zukunft von Manchester City?
Nichtsdestotrotz ist das Urteil der UEFA ein herber Schlag für die Citizens.
Es droht die Trennung von Trikot-, Akademie- und Stadionsponsor Etihad. Der Vertrag mit der Fluggesellschaft läuft zum Ende der Saison 2020/21 aus. Allerdings stand eine weitere Zusammenarbeit ohnehin zur Debatte.
Viel wichtiger ist die Frage nach der Zukunft von Trainer Pep Guardiola und den City-Stars. Guardiola hat noch einen Vertrag bis 2021. Der Spanier wurde trotz der jüngsten sportlichen Rückschläge nicht müde zu betonen, dass er diesen auch erfüllen will.
Die Spekulationen um einen Wechsel zu Juventus Turin oder einer Rückkehr zum FC Bayern seien haltlos. Er bleibe zu "100 Prozent" und vertraue dem Klub beim UEFA-Thema.
Guardiola plant vielmehr, so heißt es aus Klub-Kreisen, gemeinsam mit Sportdirektor Txiki Begiristain einen personellen Umbruch im Sommer, um den scheinbar enteilten FC Liverpool anzugreifen. Personeller Umbruch heißt aber sicher nicht, die Leistungsträger der letzten Jahre auszutauschen. Spieler wie Sergio Agüero, Kevin De Bruyne, Raheem Sterling, Aymeric Laporte, Bernardo Silva oder Ederson sollen bleiben.
Die meisten dieser Spieler sind ohnehin gebunden. Außer Agüero, dessen Vertrag 2021 ausläuft, ist jeder bis mindestens 2023 vertraglich an den Klub gebunden. Das muss natürlich in Zeiten von Ausstiegsklauseln und Spieler-Streiks nichts bedeuten. Dennoch ist das vorerst der Status Quo.
Dass einige City-Stars darüber nachdenken, den Klub zu verlassen, ist der Klubführung bewusst. Guardiola und damit der vielleicht größte Spielermagnet wird den Verein aller Voraussicht nach 2021 verlassen. Spätestens dann hätte sich City ohnehin damit beschäftigen müssen.
Was bedeutet das Urteil für Leroy Sane und den FC Bayern?
Spielt City in den kommenden zwei Jahren tatsächlich nicht im Europapokal, dürften die Chancen des FC Bayern, Leroy Sane im Sommer nach München zu lotsen, steigen.
FCB-Präsident Herbert Hainer hat kürzlich durchblicken lassen, dass die Münchner noch immer am deutschen Nationalspieler interessiert sind. Und auch Sane selbst soll einem Wechsel zu Bayern nach wie vor aufgeschlossen gegenüber stehen.
Sanes Vertrag bei den Engländern läuft 2021 aus. Die Ablöse von 150 Millionen Euro, die City noch im Sommer gefordert haben soll, dürfte nun ein gutes Stück gesunken sein.