"Das war keine Entscheidung gegen Friedhelm Funkel, sondern eine ganz normale, sportliche Analyse", sagt Pfannenstiel: "So funktioniert das. Ab und zu muss man auch unpopuläre Entscheidungen treffen - losgelöst von Emotionen, auch wenn das Gespräch mit Friedhelm Funkel durchaus sehr emotional war."

"Neue Impulse" habe man setzen wollen, nachdem "die Ergebnisse und die Art und Weise unseres Spiels zuletzt einfach nicht gestimmt" hätten. Schließlich gewann die Fortuna unter Funkel nur vier von 19 Bundesligaspielen. Nach der zwölften Saisonniederlage waren die Düsseldorfer sogar auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht.

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Pfannenstiel: "Wer das nicht so gesehen hat..."

Den hatte die Fortuna zwar auch in der vergangenen Saison nach Niederlagen gegen Mainz (0:1) und Werder Bremen (1:3) inne, allerdings zeigte die Mannschaft damals schon kurz vor der Winterpause, dass sie unter Funkel in der Lage ist, den Spieß auch spielerisch umzudrehen.

Drei Siege folgten vor dem Jahreswechsel, unter anderem brachten die Düsseldorfer Tabellenführer Borussia Dortmund die erste Bundesliganiederlage unter Lucien Favre bei. Am Ende wurde die Fortuna sensationell Zehnter und hielt souverän die Klasse. Ein Umstand, der von den Vereinsverantwortlichen zwar wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde, jedoch nicht zu einer Hybris führte.

"Vom ersten Tag an war klar, dass wir gegen den Abstieg kämpfen werden. Wer das nicht so gesehen hat, ist meilenweit von der Realität entfernt", betont Pfannenstiel. Dass die Fortuna nun nach 21 Spielen jedoch so tief im Schlamassel steckt und bereits vier Punkte Rückstand auf Platz 15 hat, liege nicht am "vor der Saison sehr gewissenhaft" zusammengestellten Kader, wie Pfannenstiel klarstellt.

Pfannenstiel: "Da geht Selbstvertrauen verloren"

Alle in Düsseldorf seien "davon überzeugt, dass der aktuelle Kader das Zeug hat, in der Liga zu bleiben". Warum unter Funkel jedoch nur selten zu sehen war, dass dem tatsächlich so ist, liegt für Pfannenstiel auf der Hand und hat auch mit dem ehemaligen Trainer zu tun, der zwar "enorm viel Wertschätzung" verdiene, aus Pfannenstiels Sicht aber nicht immer das glücklichste Händchen bei der Wahl seiner Startelf hatte.

"Der Aufbau des Vereins, die Integration und der Umgang mit den Spielern sind grundlegend für deren Entwicklung. Das hat in der vergangenen Saison mit Dodi Lukabakio sehr gut funktioniert", stellt Pfannenstiel fest. Während der von Watford ausgeliehene Lukebakio in der vergangenen Saison in nahezu jedem Spiel in der Startelf stand und mit 14 Saisontoren maßgeblich am Klassenerhalt beteiligt war, drückten Neuzugänge wie Nana Ampomah oder Bernard Tekpetey oftmals die Bank. Stattdessen setzte Funkel auf altbewährte Kräfte wie Oliver Fink oder Adam Bodzek, die in Düsseldorf einen ähnlichen Kult- oder Legendenstatus haben wie der Ex-Trainer selbst.

"In dieser Saison hatten einige neue Spieler nicht die nötigen Einsatzzeiten, um ihr Potenzial zu zeigen. Da geht viel Selbstvertrauen verloren. Das wird dann eben zum Problem", sagt Pfannenstiel über Funkels Umgang mit den Neuzugängen im Sommer. Dennoch steht für den 46-Jährigen fest, dass auch die vieldiskutierte Trennung von Funkel im Januar nichts an dessen Legendenstatus in Düsseldorf ändern wird: "Er hat eine bemerkenswerte Karriere hinter sich und viel für die Fortuna getan. Er hat Düsseldorf in einer schlechten Phase übernommen und zu Erfolgen geführt. Das wird nie jemand in Frage stellen."

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Fortuna unter Rösler: Mutiger - auch erfolgreicher?

Anstelle des Aufstiegstrainers steht in Uwe Rösler nun ein in der Bundesliga gänzlich unbekannter Trainer an der Seitenlinie. Doch er gab der verunsicherten Mannschaft die von Pfannenstiel erhofften Impulse - nicht nur durch ein neues und mutigeres Spielsystem (3-5-2 mit zwei offensiven Außenverteidigern), sondern auch durch neues Personal im Mittelfeld, das Funkel zu seiner Verteidigung jedoch nicht zur Verfügung stand.

Pfannenstiel holte kurz vor Ende der Wintertransferperiode den technisch beschlagenen Valon Berisha auf Leihbasis von Lazio Rom. Zudem kehrte der schmerzlich und lange vermisste Kevin Stöger wieder auf die zentrale Position im Mittelfeld zurück. Der 26-Jährige war bereits in der vergangenen Saison ein Schlüsselspieler der Fortuna, zog sich jedoch in der letzten Minute der Vorsaison einen Kreuzbandriss zu. Beim ersten Spiel unter Rösler stand er erstmals wieder in der Startelf.

Zwar war gegen Eintracht Frankfurt spielerisch längst nicht alles gut und am Ende kassierte die Fortuna in der Nachspielzeit noch den 1:1-Ausgleich. Doch der positive Effekt von Stöger und auch Berisha auf das Ballbesitzspiel der Düsseldorfer war durchaus erkennbar.

Bundesliga: Düsseldorf steckt im Abstiegskampf

Platz Verein Spiele Tore Diff. Punkte 13. 1. FC Köln 20 27:38 -11 23 14. Hertha BSC 21 25:37 -12 23 15. 1. FSV Mainz 05 21 31:48 -17 21 16.Fortuna Düsseldorf2120:42-2217 17. Werder Bremen 21 25:48 -23 17 18. SC Paderborn 07 21 26:45 -19 16

Fortuna: Nicht-Abstieg als Ziel - Pokalhalbfinale als Bonus

Rösler setzt, anders als es Funkel über weite Teile der Saison getan hat, nicht auf lange Bälle in die Spitze und das Konterspiel, das in der Vorsaison noch über die pfeilschnellen Benito Raman (jetzt Schalke 04) und Lukebakio (jetzt Hertha BSC) so glänzend funktioniert hatte. Er führt das fort, was Funkel schon im Wintertrainingslager zu implementieren versuchte: ein höheres Pressing, aktiveres Verteidigen und ein ausgeprägteres, flaches Spiel.

Wie das aussehen kann, zeigte die Fortuna beim besonders in der zweiten Halbzeit überzeugenden 5:2-Sieg im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen Kaiserslautern sowie beim Auswärtsspiel gegen den VfL Wolfsburg. Dem Führungstreffer von Zimmermann ging eine äußerst ansehnliche Kombination voraus. Am Ende stand jedoch wieder nur ein Remis, trotz beinahe einer ganzen Halbzeit in Überzahl.

"Da stimmt das Game-Management nicht", sagte Rösler. Seine Mannschaft sei wohl im Irrglauben gewesen, das Spiel jetzt in Überzahl nach Hause schaukeln zu können. Dennoch war er alles in allem mit der Leistung zufrieden. Besonders "mit welcher Bereitschaft meine Spieler gegen den Ball gearbeitet haben, das war fantastisch zu sehen."

Mehr als zwei Punkte in zwei Spielen brachte dies der Fortuna aber nicht ein. Das Geschmäckle, das sowohl in Wolfsburg aufgrund der langen Überzahl als auch gegen Frankfurt aufgrund der langen Führung mehr drin gewesen wäre, ist durchaus präsent.

Zumal die Fortuna nun am Samstag auf Lokalrivale Borussia Mönchengladbach trifft, der immer noch ein Wörtchen bei der Vergabe der Meisterschaft mitreden will. Anschließend folgen vier fast schon vorentscheidende Spiele gegen die direkten Konkurrenten Freiburg, Hertha BSC, Mainz 05 und Paderborn.

Diese genießen absolute Priorität in Düsseldorf, während der mögliche Sprung ins erste Pokalhalbfinale seit 1996 eher ein Bonus ist. "Für uns ist es eine historische Chance. Das sollte jedem klar sein und so sollten wir die Aufgabe auch angehen", sagte Pfannenstiel nach der Auslosung, die der Fortuna das Los Saarbrücken bescherte. Der Fokus am Rhein liegt jedoch auf dem Abstiegskampf.