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Außerdem: Warum Bürki bereits seit seinem 17. Lebensjahr mit einem Mentaltrainer arbeitet, wieso er sich vor jeder Partie Zettel schreibt und woran es beim BVB derzeit hapert.
Herr Bürki, Sie kommen aus Münsingen, einer Kleinstadt in der Schweiz. Sind Sie dementsprechend behütet aufgewachsen?
Roman Bürki: Wir waren eine Gruppe von Jungs, die zusammen zur Schule und zum Fußball gegangen ist. Mein Vater hat damals bei Münsingen in der ersten Mannschaft gespielt und mich immer dorthin mitgenommen. Als ich dann selbst im Klub spielen durfte mit meinen ganzen Kumpels, war das natürlich toll.
In Ihrer Jugend absolvierten Sie ein fast folgenschweres Probetraining beim FC Thun. Was genau war da los?
Bürki: Thun spielte damals in der höchsten Schweizer Liga, ich war 15 oder 16 Jahre alt und habe mich beim Probetraining einfach nicht so wohlgefühlt. Das hatte nichts mit den anderen Jungs zu tun, aber ich konnte mich im Training nicht zeigen, hatte keine guten Aktionen. Es hat einfach nicht gepasst. Die Verantwortlichen haben mir dann nach einer Woche abgesagt. Zwei Tage später hat mich Young Boys Bern zum Probetraining eingeladen.
Wie haben Sie reagiert?
Bürki: Zuerst habe ich mich gefreut, dann bekam ich aber plötzlich Angst, wieder zu versagen. Ich wollte meinen Vater und mich nicht enttäuschen. Ich mache mir selbst sehr viel Druck bei allem, was ich tue. Mein Vater hat mir dann unter die Arme gegriffen, mich ins Auto gesetzt und ist einfach losgefahren. Ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre, wenn ich kein Fußballprofi geworden wäre. Ich bin meinem Vater enorm dankbar. Das war ein entscheidender Schritt in meinem Leben.
Dieser Druck, das Grübeln, auch mal die Selbstzweifel - ist das in Ihnen drin?
Bürki: Ich habe es jetzt besser unter Kontrolle, kann auch mal mit mir zufrieden sein. Aber ich will auch im Training immer Vollgas geben. Und wenn ich das Gefühl habe, dass eine Einheit mal nicht so gut war, dann ärgert mich das schon. Es kann krank machen, wenn man zu viel über solche Dinge nachdenkt oder sich zu viel Druck macht. Letztlich ist Fußball natürlich unser Beruf. Aber eigentlich ist es ja ein Spiel.
Können Sie über Druck mit Ihren Kollegen sprechen oder ist das ein Tabu unter Profis?
Bürki: Vor dem Spiel nicht, da ist jeder mit sich selbst beschäftigt. Aber ab und zu, wenn wir unter vier Augen reden, dann tauschen wir uns schon aus. Manche Spieler muss man danach nicht fragen. Die spielen einfach drauf los und machen ihren Job. Andere haben vielleicht mehr Schwierigkeiten im Umgang mit medialer Kritik. Es ist nicht einfach, diesen Druck auszublenden. Du hast im Spiel das Gefühl, es wäre deine Schuld, wenn die Zuschauer nervös werden. Es ist kein Geheimnis, dass ich mit einem Mentalcoach zusammenarbeite. Das kann ich nur empfehlen. Und wenn ein anderer Spieler mit mir reden mag, bin ich für ihn da.
Seit wann arbeiten Sie mit Ihrem Mentaltrainer?
Bürki: Das begann, als ich 17 Jahre alt und dritter Torhüter bei den Profis von Young Boys Bern war. Der Klub hat damals einen Coach ausgesucht, und man konnte mit ihm arbeiten. Nicht verpflichtend, sondern freiwillig. Ich habe das wahrgenommen und dabei sehr viel gelernt. Es geht darum, wie man auf und abseits des Platzes mit Negativerlebnissen umgeht. Ich bin froh, dass ich jemanden habe, mit dem ich über solche Dinge sprechen und dem ich vertrauen kann.
Stimmt es, dass Sie sich vor Spielen Zettel schreiben und dort ein paar Ziele notieren?
Bürki: Keine konkreten Ziele. Aber Dinge, auf die ich im Spiel achten will. Oder vielleicht noch zwei, drei Sachen, die mich ein bisschen auflockern. Auf den Karten steht dann "klare Aktionen" oder "ruhig bleiben während des Spiels".
Sie spielen nun seit viereinhalb Jahren beim BVB. Würden Sie Dortmund als ihre Heimat bezeichnen?
Bürki: Ja. Ich bin keiner, der an seinen freien Tagen zu viel in der Gegend herumreist. Ich bleibe lieber zu Hause, fühle mich da wohl.
Wie ist Ihnen Erling Haaland in den ersten Tagen und Wochen in Dortmund denn begegnet?
Bürki: Wenn ein junger Spieler so sehr gehypt wird und mit 19 Jahren bereits weltbekannt ist, kann das auch eine schwierige Person sein. Aber er ist ein cooler Typ, der weiß, um was es geht. Erling ist sehr professionell. Ich bin immer einer der ersten am Trainingszentrum, aber er ist noch früher da. Auch an freien Tagen kommt er ins Trainingszentrum. Er weiß, was wichtig und gut für ihn ist.
Derzeit läuft es nicht rund beim BVB, gerade in der Defensive hat die Mannschaft Probleme. Weiß die Mannschaft schon, was sie verbessern und woran sie arbeiten muss?
Bürki: Es gibt viele Ansatzpunkte und Diskussionen darüber, was der Grund sein könnte. Letztlich liegt es aber wohl am unbedingten Willen, das Tor zu beschützen und zu verteidigen. Das betrifft nicht nur die Defensive, sondern die gesamte Mannschaft. Offensiv funktioniert unser Spiel fast perfekt, wir schießen sehr viele Tore. Nun müssen wir schauen, dass es defensiv auch besser wird.
Wie groß ist Ihr Einfluss auf Ihre Vorderleute in diesen Momenten?
Bürki: Der Austausch findet in erster Linie mit den Verteidigern statt. Dirigieren, anfeuern, immer positiv sein. Die negativen Dinge kann man nach dem Spiel ansprechen. Manchmal ist es aber nicht möglich, ruhig zu bleiben. So wie jetzt in Leverkusen, als wir mal wieder eine Führung aus der Hand gegeben haben. Da kommen dann die Emotionen hoch.
Emotional könnte auch die Partie am Freitag gegen Eintracht Frankfurt (20.30 Uhr live auf DAZN) werden. Was kommt auf den BVB zu?
Bürki: Frankfurt ist eine Mannschaft mit sehr viel Power und sehr viel Körperlichkeit. Da müssen wir gegenhalten.
Wissen Sie denn schon, was Sie auf Ihre Karteikärtchen notieren werden?
Bürki: Nein, das mache ich erst in aller Ruhe im Hotel vor dem Spiel.
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Dortmund gegen Frankfurt: die letzten 5 Heimspiele
Saison Spieltag Datum Uhrzeit Ergebnis 18/19 3 14.09.2018 20.30 3:1 17/18 26 11.03.2018 18.00 3:2 16/17 29 15.04.2017 15.30 3:1 15/16 16 13.12.2015 17.30 4:1 14/15 30 25.04.2015 15.30 2:0