"Die Mannschaft hat extremes Potenzial, aber sie muss eines lernen: Wenn man in Führung geht, muss man auf gut Deutsch 'dreckiger sein', auch mal Foul spielen, gemeinsam verteidigen", sagte Emre Can, der von Beginn an spielte und nach 87 Minuten für Mario Götze ausgewechselt wurde. "Defensiv müssen wir alle zusammen besser spielen, von vorn bis hinten." Entschieden sei im Titelkampf jedoch noch nichts: "Ein Rückschlag war es auf jeden Fall, aber die Saison ist noch lang. Ich glaube an diese Mannschaft." Das Fazit von Sportdirektor Michael Zorc fiel knapp aus: "Es tut weh." In den entscheidenden Phasen sei man "zu passiv" gewesen.

"Das war ein geiles Spiel, vor allem die Art und Weise", jubelte dagegen Jonathan Tah. "Es war eine überragende Leistung der gesamten Mannschaft." Trainer Peter Bosz lobte die Einstellung seines Teams, es habe trotz zweimaligen Rückstands "riesige Mentalität und Siegeswillen gezeigt."

In der Tabelle kann Bayern (42 Punkte) mit einem Heimsieg am Sonntag gegen RB Leipzig (41) den Vorsprung auf den BVB (39) auf sechs Punkte ausbauen. Borussia Mönchengladbach (39) könnte am Sonntag gegen Köln ebenfalls noch vorbeiziehen. Die Werkself (37) hat nun zwei Zähler Vorsprung auf Schalke.

B04 - Dortmund: Die Stimmen

Lucien Favre (Trainer Borussia Dortmund): "Wir haben gegen einen guten Gegner verloren, hätten ihn aber auch schlagen können. Leverkusen hat nicht verdient gewonnen, aber sie haben gewonnen und nur das Ergebnis zählt."

Peter Bosz (Bayer Leverkusen): "Die Jungs haben das wirklich super gemacht. Wir sind wieder ein bisschen näher oben dran - aber nicht mehr. Es sind nur drei Punkte, nächste Woche wird wieder sehr wichtig. Das war das erste Mal, dass ich gegen Dortmund gewonnen habe."

Leverkusen - BVB: Die Analyse

Peter Bosz stellte Neuzugang Tapsoba direkt in die Dreier-Abwehrkette und setzte vorn auf Volland, beim BVB debütierte Can als Sechser im 4-2-3-1, Brandt rückte als Spielmacher zwischen Sancho und Hakimi. Es entwickelte sich von Beginn an ein munteres Spiel, beide Teams pressten hoch und lauerten auf schnelle Ballgewinne, mit leichten Vorteilen für den BVB.

Als die Werkself dem Pressing einmal durch eine schnelle Kombination entkam, traf Volland prompt zur Führung. Dortmund glich jedoch nur zwei Minuten später aus. Als die Partie ihren ersten Durchhänger hatte, krönte Can sein Startelf-Debüt mit einem Traumtor. Bayer gestaltete die Partie jedoch offen, ließ kaum Konter zu und kam nach einer Ecke zum verdienten Ausgleich.

Beide Trainer reagierten in der Pause: Weiser kam für den schwachen Bellarabi, Favre brachte Reyna für den angeschlagenen Brandt . Bosz hielt an der Dreierkette fest. Es blieb ein Spiel mit vielen Höhepunkten: Ein schnelles Tor von Sancho zählte nicht, Hradecky lenkte einen Schuss von Reyna an den Pfosten. In einer Phase mit offenem Schlagabtausch - die Abwehrketten standen zwischenzeitlich entblößt - traf Havertz nur Aluminium, Guerreiro machte es eine Minute später besser.

Das Spiel schien in der Folge in ruhigeres Fahrwasser zu geraten, bevor Bayer die Partie mit einem Doppelschlag auf den Kopf stellte: Der eingewechselte Bailey traf zum Ausgleich und war wenig später auch am 4:3 von Lars Bender beteiligt. Dortmund warf nun alles nach vorn, konnte sich in der gegnerischen Hälfte aber nicht festsetzen. Witsel vergab nach einer Ecke die beste Chance zum Ausgleich.

Bayer Leverkusen - Borussia Dortmund: Die Aufstellungen

Leverkusen: Hradecky - Tah, Sven Bender, Tapsoba - Amiri (89. Dragovic), Lars Bender - Bellarabi (46. Weiser), Sinkgraven - Havertz, Volland, Diaby (71. Bailey). - Trainer: Bosz

Dortmund: Bürki - Akanji (86. Hazard), Hummels, Zagadou, Guerreiro - Witsel - Hakimi, Can (87. Mario Götze), Brandt (46. Reyna), Sancho - Haaland. - Trainer: Favre

Die Daten des Spiels Bayer 04 Leverkusen gegen Borussia Dortmund

  • Tore: 1:0 Volland (20.), 1:1 Hummels (22.), 1:2 Can (33.), 2:2 Volland (43.), 2:3 Guerreiro (64.), 3:3 Bailey (81.), 4:3 L. Bender (82.)
  • Wenn der BVB verliert, dann auswärts: Alle sieben Pflichtspielniederlagen in dieser Saison musste der BVB in der Fremde hinnehmen (vier in der Bundesliga, zwei in der Champions League, eine im Pokal).
  • Beendete Duell-Negativserie: Bayer Leverkusen gewinnt erstmals seit über drei Jahren mal wieder gegen den BVB - den zuvor letzten Sieg gab es im Oktober 2016 zu Hause mit 2:0.
  • Zu viele Gegentore: Bereits zum achten Mal in dieser Saison kassiert Dortmund in einem Pflichtspiel drei oder mehr Gegentore (sechsmal in der Bundesliga, je einmal in der Champions League und im DFB-Pokal).
  • Mit 18 Toren in den ersten vier Rückrundenspielen stellt der BVB den Bundesliga-Rekord ein (zuvor Gladbach 1973/74, Bayern 1983/84).

Der Star des Spiels: Kevin Volland (Bayer Leverkusen)

Blieb beim 1:0 gegen Akanji und Hummels ganz cool und traf abgeklärt ins lange Eck, beim 2:2 im Stile eines Torjägers an der richtigen Stelle. Ackerte vorne wie von ihm gewohnt, leitete Havertz' Pfostentreffer zudem mit einem tollen Steilpass ein. Ebenfalls stark: Sinkgraven.

Der Flop des Spiels: Karim Bellarabi (Bayer Leverkusen)

Ganz schwache Vorstellung auf der rechten Seite. Ließ sich vom Pressing der Dortmunder immer wieder überrumpeln, ging übermotiviert in Dribblings und leitete mit Ballverlusten tief in der eigenen Hälfte mehrere brenzlige Situationen ein. Nach vorn ging sehr wenig. Bosz ließ ihn zur Pause in der Kabine und brachte Weiser.

Der Schiedsrichter: Markus Schmidt

Gute Partie vom Unparteiischen, in der ersten Hälfte wenig zu tun hatte. Als Guerreiro mit Tah zusammenprallte, ließ er zurecht weiterspielen. Beim vermeintlichen 2:3 durch Sancho wurde er vom VAR alarmiert, schaute sich die Bilder am Monitor an und nahm den Treffer zurück - korrekte Entscheidung. Ließ sich in Halbzeit zwei von der zunehmend hitzigeren Atmosphäre nicht anstecken und blieb jederzeit Herr der Lage.