Während sich Österreichs Tennis-Ass in Melbourne bis ins Finale spielte und dort nur knapp an Novak Djokovic scheiterte, suchte man die Übertragung der Partien im ORF vergeblich. Servus TV sicherte sich über drei Jahre eine Sublizenz zum ersten Grand Slam des Jahres.
"Natürlich tut es weh und natürlich würden wir gerne alles zeigen", sagte ORF-Sportchef Trost gegenüber der Kleinen Zeitung . "Aber wir haben auch laufende Verträge mit Sendeverpflichtungen wie beim Skifahren, bei den Nordischen oder der Formel 1."
Tennis gelte laut ORF-Gesetz als Premium-Sport und darf deshalb auch nicht auf den Spartenkanal Sport+ ausgelagert werden. Da vertraglich allerdings bereits der Ski-Weltcup auf ORF eins laufen muss, bliebe nur noch ORF 2 übrig. Bei einer Gesamtbelegung durch Live-Sport wäre der ORF laut Trost aber "erst recht wieder in der Kritik, dass wir nur Sport bringen".
ORF-Sportchef Trost: "Kritischer Journalismus nicht mehr Teil der Inszenierung"
Für den Sport im ORF beträgt das Jahresbudget 80 Millionen Euro, 60 Millionen Euro davon werden in Lizenzen gesteckt. 105 Mitarbeiter sorgen für eine Bespielung von ORF Sport+ rund um die Uhr, hinzu kommen 3.000 Stunden Live-Sport auf ORF eins.
Dass die Lizenzen für Live-Sport immer teurer werden, bekommt der ORF zu spüren. Neben dem Wettbieten hinterfragt Trost allerdings die generelle Herangehensweise: "Es geht aber auch um die Frage des Journalismus, wenn Magenta, Amazon oder wie sie alle heißen, Rechte kaufen, aber keine geistige Redaktion dahinter haben. Da wird es dann auch für den Sportjournalismus irgendwann eng. Kritischer Journalismus ist nicht mehr Teil der Inszenierung."
ORF Sport: Lizenzen für die kommenden Jahre
Dass Dominic Thiem in näherer Zukunft wieder im ORF läuft, scheint indessen immer unwahrscheinlicher. Wie Trost bestätigte, sicherte sich Servus TV auch die Rechte an den US Open, die Rechte der French Open liegen noch bis 2021 beim ORF. Sowohl das Turnier in der Wiener Stadthalle als auch der Davis Cup seien noch offene Punkte. "Manche Preissteigerungen sind aber nicht mehr nachvollziehbar", merkte Trost an.
Bei der Champions League gab der ORF kein Angebot ab, in Sachen Europa League soll es Mitte Februar eine Entscheidung geben. Trost: "Ich bin sehr positiv gestimmt."
Die Formel 1 ist im Jahr 2020 in jedem Fall noch im ORF zu sehen, "weil sie funktioniert", wie die Einschaltquoten beweisen. Über eine halbe Million Menschen schalten für die Königsklasse im Motorsport regelmäßig ein, obwohl sie im deutschsprachigen Raum auch im RTL und auf Sky zu sehen ist.
Indessen bestätigte Trost das ORF-Interesse an der heimischen Eishockey-Liga. "Wir wollen grundsätzlich dabei sein, eventuell mit einem Spiel pro Runde. Vielleicht geht sich in dieser Saison noch das eine oder andere Play-off- oder Finalspiel aus. Mal sehen", sagte Trost.
Abgesehen davon verzichte der ORF auf kostspielige Deals. "Unsere Aufgabe ist doch eher, dabei zu helfen, Frauen-Fußball, Handball, Basketball und alles andere, was sich in Österreich abspielt, zu entwickeln."