Zunächst kurz zur Erklärung. Für die Reservisten wählen die Coaches für jede Conference zwei Spieler für den Backcourt und drei Spieler für den Frontcourt. Die letzten beiden Spots für die jeweiligen Teams sind Wildcards, hier spielt die Position keine Rolle mehr. An dieses Schema halten auch wir uns im Auswahl-Prozess.

All-Star Game 2020: Eastern Conference Reserve Backcourt

  • Ben Simmons (Philadelphia 76ers)
  • Bradley Beal (Washington Wizards)

Sind wir ehrlich, die Auswahl im Osten ist auf den Guard-Positionen sehr überschaubar. Ben Simmons ist für uns gesetzt, auch wenn der Sprungwurf weiterhin Brachland ist. Dennoch hielt der Australier den Wagen am Laufen, als Joel Embiid mit einer Fingerverletzung aussetzen musste, die Sixers verbuchten dabei eine Bilanz von 6-3.

Über die vergangenen zehn Spiele, also inklusive Embiids Comeback, legt Simmons 21,1 Punkte, 8,8 Rebounds, 7,6 Assists und 2,2 Steals bei einer Quote von 63 Prozent aus dem Feld auf. Das sind definitiv All-Star-Zahlen und beschreiben noch gar nicht den defensiven Einfluss, welchen Simmons auf das Spiel der 76ers hat.

Der 23-Jährige kann alle Positionen verteidigen, selbst kleine quirlige Guards kann der Boomer in einzelnen Possessions vor sich halten. Über ihn wirft sowieso keiner bei seiner Größe und der Länge seiner Arme. Diese sind zudem ständig in den Passwegen, durchschnitt 3,8 abgefälschte Bälle sind Platz vier in der kompletten Liga. Auch ein anderer Hustle-Stat sticht hervor, nämlich die eroberten Bälle, wenn sie frei sind. Seine 1,8 eroberten Bälle werden lediglich von Anthony Davis getoppt.

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An die Seite von Simmons setzen wir Bradley Beal , fühlen uns dabei aber nur bedingt wohl. Zwar legt der Shooting Guard über die Saison Karrierebestwerte bei Punkten und Assists auf, sein Team krebst jedoch wie im Falle von All-Star-Starter Trae Young (Atlanta Hawks) im Keller herum.

Beals Defensiv-Rating von 121,0 ist obendrein auch das zweitschlechteste der kompletten Liga, das gleiche Ergebnis bekommen wir beim Real Plus-Minus von ESPN . Warum kommen wir also auf die Idee, Beal nach Chicago zu schicken? Der Grund ist simpel. Die Starting Five in allen Variationen ist mit Atlanta, Cleveland und Golden State das Schlechteste, was die Liga zu bieten hat.

Durch die zahlreichen Ausfälle waren es oft nicht mehr die Wizards, sondern eher die Capital Go-Go aus der G-League. Washingtons beste Spieler, zum Beispiel Davis Bertans, Jordan McRae oder auch Moritz Wagner kamen abgesehen von Beal alle von der Bank. Deswegen sollte Beal nicht dafür bestraft werden, dass er kaum Unterstützung hat. Schließlich ist er nun bereits über Jahre der beste und konstanteste Spieler in der Hauptstadt.

Spieler Spiele/Minuten Punkte Rebounds Assists FG% 3FG% Ben Simmons 46/36,0 16,3 7,8 8,4 58,0 40,0 Bradley Beal 39/35,5 28,6 4,4 6,3 45,3 31,8 Twitter

All-Star Game 2020: Eastern Conference Reserve Frontcourt

  • Jimmy Butler (Miami Heat)
  • Jayson Tatum (Boston Celtics)
  • Bam Adebayo (Miami Heat)

Jimmy Butler ist im Frontcourt absolut gesetzt, auch wenn der Heat-Star wohl besser als Guard aufgehoben wäre, da er am South Beach den Ball am häufigsten in der Hand hält. Die Zahlen sind nicht unbedingt beeindruckend, vor allem die Wurfquote von 44 Prozent (24,5 aus der Distanz) schreit nicht nach All-Star, doch Butler ist definitiv der beste Spieler im drittbesten Team des Ostens.

Butler ist in Miami nur im vierten Viertel der Go-to-Guy, ansonsten macht er die kleinen Dinge, setzt seine Mitspieler ein und reboundet so gut wie noch nie in seiner Karriere. Dazu nimmt Butler starke 9,5 Freiwürfe pro Spiel, nur Giannis Antetokounmpo (10,2) und James Harden (12,3) ziehen mehr. Gerade im Hinblick auf die Playoffs ist dies ein wichtiges Gut, weil Butler aus wenig viel machen kann.

Als zweiten Forward wählen wir Jayson Tatum , der den Vorzug vor seinem Teamkollegen Jaylen Brown erhält. Beide haben in dieser Saison einen großen Schritt nach vorne gemacht, Tatum ist aber noch einmal einen Tick wichtiger als Brown. Das liegt vor allem an der größeren Rolle für Tatum, der zumeist in Abwesenheit von Kemba Walker die Second Unit anführt - und dies erfolgreich.

So haben die Celtics ein negatives Net-Rating von -0,6, wenn Tatum auf der Bank sitzt, mit allen anderen Spielern ist es deutlich positiv. Vor allem kassieren die Celtics 6 Zähler mehr, wenn Tatum sitzt. In Sachen Effizienz hat der Forward zwar ein wenig nachgelassen (was an den vielen vergebenen Korblegern liegt), dafür ist Tatum ein starker Verteidiger, der im Eins-gegen-Eins seinen Mann steht und mit seinen langen Armen auch ein starker Help Defender ist.

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Komplettiert werden die großen Positionen von Bam Adebayo , der einer der heißesten Kandidaten auf den Titel des Most Improved Players ist. Der Big Man ist die Allzweckwaffe der Heat, der an einem Abend Russell Westbrook und am anderen Nikola Jokic verteidigt - und das mit Erfolg. Wie viele Spieler in dieser Liga können das schon von sich behaupten?

Interessant ist, dass die Defense der Heat dennoch auch ohne Bam funktioniert, stattdessen ist es der Angriff, der leidet, wenn Adebayo auf die Bank geht. Die Heat haben Adebayo über die Jahre zu einem exzellenten Passgeber entwickelt, der das Spiel inzwischen hervorragend liest. Seine drei Triple-Doubles in dieser Saison sind dafür ein guter Beleg.

Spieler Spiele/Minuten Punkte Rebounds Assists FG% 3P% Jimmy Butler 41/34,8 20,2 6,9 6,4 44,1 24,5 Jayson Tatum 42/33,9 21,5 6,9 2,9 43,5 36,6 Bam Adebayo 47/34,5 16,0 10,4 4,7 58,9 9,1

All-Star Game 2020: Eastern Conference Reserve Wildcards

  • Kyle Lowry (Toronto Raptors)
  • Khris Middleton (Milwaukee Bucks)

Die erste Wildcard ist Kyle Lowry , der, wenn es nach uns geht, zum sechsten Fall in Folge zum All-Star Game fährt. Der Point Guard hielt die Raptors in einer Phase in der Ost-Spitzengruppe, als mit Pascal Siakam, Norman Powell und Marc Gasol gleich drei feste Stützen fehlten. Gerade die Lowry+Bankspieler-Aufstellungen bleiben eine Augenweide, weil der 33-Jährige seine Mitspieler immer wieder in Positionen bringt, in denen sie Erfolg haben können.

Dazu bleibt Lowry auch im hohen Alter ein Kettenhund in der Defense, dass er bei Charges mal wieder unter den ersten Drei liegt, ist Ehrensache. Ebenfalls bemerkenswert: Durch den Abgang von Kawhi Leonard nimmt Lowry drei Würfe und knapp zwei Dreier mehr pro Spiel, die Quoten leiden aber überhaupt nicht darunter.

Beim letzten Spot wird es knifflig, hier muss aber die Saison der Milwaukee Bucks honoriert werden, weswegen die Wahl auf Khris Middleton fällt. Unabhängig von dessen 51-Punkte-Gala gegen Washington legt der Forward klammheimlich eine bockstarke Saison hin - und das mit folgenden Shooting-Splits: 50,3 Prozent aus dem Feld, 43,3 Prozent aus der Distanz, 90,0 Prozent von der Freiwurflinie.

Richtig gelesen, Middleton ist auf Kurs, eine 50/40/90-Saison hinzulegen, was vor ihm nur elf Spieler in der Geschichte der NBA schafften (zuletzt: Malcolm Brogdon 18/19 und Stephen Curry 15/16). Der Flügelspieler ist zweifellos der zweitbeste Buck in dieser Saison - deswegen muss er nach Chicago.

Spieler Spiele/Minuten Punkte Rebounds Assists FG% 3P% Kyle Lowry 36/36,9 19,8 4,6 7,4 41,0 34,4 Khris Middleton 40/28,8 20,2 5,9 3,9 50,3 43,2

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All-Star Game 2020: Im Osten am Cut gescheitert

  • Domantas Sabonis (Indiana Pacers)
  • Jaylen Brown (Boston Celtics)
  • Zach LaVine (Chicago Bulls)
  • Spencer Dinwiddie (Brooklyn Nets)

An dieser Stelle entschuldigen wir uns noch offiziell bei den Indiana Pacers und Domantas Sabonis. Indy hätte bei der starken 31-17-Bilanz definitiv einen All-Star verdient, allerdings bestechen die Pacers mehr durch ihre Homogenität als durch Star-Power.

Jaylen Brown musste dagegen Tatum weichen, Dinwiddie hatte sehr gute Phasen, war aber letztlich nicht konstant genug. LaVine muss noch beweisen, ob er mehr als nur leere Zahlen auflegen kann.

Spieler Spiele/Minuten Punkte Rebounds Assists FG% 3P% Domantas Sabonis 45/34,4 18,0 12,8 4,6 53,5 23,9 Jaylen Brown 38/33,7 20,1 6,6 2,4 49,5 39,0 Zach LaVine 49/34,2 25,2 4,9 3,9 44,3 38,8 Spencer Dinwiddie 46/31,2 21,4 3,3 6,5 42,1 30,4

All-Star Game 2020: Western Conference Reserve Backcourt

  • Damian Lillard (Portland Trail Blazers)
  • Chris Paul (Oklahoma City Thunder)

Über Damian Lillard brauchen wir an dieser Stelle gar nicht groß diskutieren. Wie er dieses schwache und von Verletzungen ausgehöhlte Blazers-Team Spiel für Spiel relevant hält, ist beeindruckend. Zuletzt wurde Dame erstmals in dieser Saison Spieler der Woche - mit folgenden Zahlen: 52,7 Punkte, 9,3 Assists und eine Dreierquote von 57,4 Prozent. Noch Fragen?

Die sollte es auch bei Chris Paul nicht geben. Die Stats schreien zwar nicht nach All-Star, aber wer in dieser Saison die Thunder ein wenig beobachtet hat, weiß, wie groß der Einfluss von CP3 ist. Steht Paul nicht auf dem Feld, wäre OKC mit einem Offensiv-Rating von 99,8 das schlechteste Team der Liga, hinzu kommen seine weiterhin herausragenden Vorstellungen in der Crunchtime.

Sein Pullup-Jumper aus der Mitteldistanz ist in knappen Spielen die vielleicht beste Waffe in der NBA, entsprechend gut sind die Thunder in engen Partien (20-12). In sogenannten Clutch-Situationen trifft CP3 54,3 Prozent aus dem Feld und trifft 93,5 Prozent von der Freiwurflinie. Paul dominiert zwar nicht mehr komplette Spiele, aber zum alten Eisen gehört einer der besten Spielmacher aller Zeiten noch lange nicht.

Spieler Spiele/Minuten Punkte Rebounds Assists FG% 3P% Damian Lillard 46/37,1 29,0 4,3 7,8 45,6 38,5 Chris Paul 47/31,7 17,2 5,0 6,4 48,3 36,4 Twitter

All-Star Game 2020: Western Conference Reserve Frontcourt

  • Rudy Gobert (Utah Jazz)
  • Nikola Jokic (Denver Nuggets)
  • Brandon Ingram (New Orleans Pelicans)

Auf den großen Positionen beginnen wir mit Rudy Gobert , der sich nach Jahren des Wartens (und einigen Tränen) dieses Jahr wohl endlich auch mit dem Titel All-Star schmücken darf. Und dafür muss nicht ein Fass aufgemacht werden, dass der Franzose durch Screen Assists Triple-Doubles auflegt, wie es einige Jazz-Fans und auch -Experten inzwischen eingeführt haben.

Gobert verteidigt durchschnittlich die meisten Würfe unter Big Men und lässt dabei nur eine Quote von 39,7 Prozent zu. Nur Anthony Davis und DeAndre Jordan (huch?!) sind hier besser. Aber auch offensiv hat der Stifle Tower Fortschritte gemacht, er ist ein deutlich besserer Roll Man als früher, dazu setzen nur wenige bessere Screens als er.

Ebenfalls gesetzt ist Nikola Jokic , der nach einem schwachen Start wieder das Niveau der Vorsaison erreicht hat. Der Serbe ist der beste Offensiv-Fünfer der Liga und auch der beste Spieler der Nuggets, weswegen es nicht verwundert, dass Denvers Offense stottert, wenn Jokic pausiert. Seine Nominierung sollte außer Frage stehen.

Ein wenig kontroverser dürfte die Wahl von Brandon Ingram sein, dessen New Orleans Pelicans lange in den Niederungen des Westens herumkrebsten. An Ingram lag das nicht, der frühere Lakers-Youngster spielt eine Breakout-Season, welche inzwischen nicht mehr als eine heiße Shooting-Phase abgestempelt werden kann.

Der 22-Jährige trifft über 40 Prozent seiner sechs Dreier pro Spiel, das sind elitäre Werte, welche die nächste Dimension seines Spiels entfesseln. Auch seine Quote von der Linie hat sich von 67 auf 85 Prozent gesteigert. Würde er dies in L.A. machen, wäre der Hype-Train bereits brechend voll, so könnte die Wahl von Ingram als unpopulär empfunden werden, was sie aber definitiv nicht ist.

Spieler Spiele/Minuten Punkte Rebounds Assists FG% 3P% Rudy Gobert 45/34,3 15,7 14,6 1,6 68,6 0,0 Nikola Jokic 47/32,0 19,8 10,1 6,5 50,7 32,4 Brandon Ingram 43/34,5 25,0 6,3 4,3 47,1 40,4 Twitter

All-Star Game 2020: Western Conference Reserve Wildcards

  • Donovan Mitchell (Utah Jazz)
  • Devin Booker (Phoenix Suns)

Die erste Wildcard geht an Donovan Mitchell , dessen Quoten im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen sind - und bereits im Vorjahr war Mitchell ein würdiger All-Star. So könnten die Jazz erstmals seit 2006/07 wieder zwei All-Stars stellen, damals waren das Carlos Boozer und Mehmet Okur.

Die Jazz bleiben trotz den Verpflichtungen von Mike Conley und Bojan Bogdanovic offensiv abhängig von Mitchell, welcher gerade als Spielmacher Fortschritte gemacht hat und nun auch auf dem Papier als Point Guard beginnt. So sind die Jazz im Angriff um 9 Punkte schlechter, wenn Mitchell nicht auf dem Feld steht.

Noch krasser ist das Gefälle bei Devin Booker , der den letzten Spot bekommt. Ohne ihn sind die Suns auf 100 Ballbesitze hochgerechnet satte 15 Zähler schlechter als mit ihm - und das obwohl das Team deutlich besser als noch in den Vorjahren besetzt ist. Phoenix mag zwar erneut die Playoffs verpassen, doch leer sind Bookers Zahlen nicht.

Erstmals in seiner Karriere verbucht der Shooting Guard ein positives Net-Rating (+3,0), dazu trifft er 51 Prozent aus dem Feld. Darunter sind auch fast fünf Versuche aus der Mitteldistanz, auch da versenkt er fast die Hälfte und ist in dieser Kategorie unter den besten zehn Spielern der Liga.

Spieler Spiele/Minuten Punkte Rebounds Assists FG% 3P% Donovan Mitchell 46/34,3 25,0 4,2 4,2 46,2 36,8 Devin Booker 44/36,0 27,1 4,1 6,4 51,0 36,8

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All-Star Game 2020: Im Westen am Cut gescheitert

  • Paul George (L.A. Clippers)
  • Karl-Antony Towns (Minnesota Timberwolves)
  • LaMarcus Aldridge (San Antonio Spurs)
  • Russell Westbrook (Houston Rockets)
  • Ja Morant (Memphis Grizzlies)

So fehlen in diesem Jahr einige prominente Namen, allen voran Paul George, der aber nur 26 Spiele absolviert hat. Das ist dann bei bisher 47 Clippers-Partien doch ein bisschen arg wenig. Auch Karl-Anthony Towns fällt in diese Kategorie (30 Spiele), dazu hat er mit den Wolves die vergangenen 13 Spiele allesamt verloren.

LaMarcus Aldridge wachte letztlich zu spät auf, ein All-Star-würdiger Monat reicht bei dieser starken Konkurrenz nicht. Ähnliches lässt sich auch von Russell Westbrook behaupten, dessen Zahlen zwar weiterhin saftig sind, aber 23 Prozent aus der Distanz (bei 4,3 Versuchen) und 4,4 Turnover pro Partie sind wahrlich kein Ruhmesblatt. Für Ja Morant kommt das All-Star Game noch ein bis zwei Jahre zu früh.

Spieler Spiele/Minuten Punkte Rebounds Assists FG% 3P% Paul George 26/30,7 23,5 6,0 3,7 42,9 39,5 Karl-Anthony Towns 30/33,5 26,9 10,7 4,2 51,1 41,2 LaMarcus Aldridge 43/33,2 19,1 7,5 2,3 51,0 42,9 Russell Westbrook 40/35,8 26,3 8,1 7,4 45,5 23,5 Ja Morant 42/29,9 17,5 3,5 7,2 48,9 39,1