Den Super Bowl gibt es in der Nacht vom 2. auf den 3. Februar live auf DAZN - mit Markus Kuhn und Sebastian Vollmer im deutschen Live-Kommentar, alternativ auch im US-Originalkommentar.

Jimmy Garoppolo steht, genau wie sein Gegenüber am Sonntag, erstmals als Starter im Super Bowl - und dennoch könnte man den Eindruck gewinnen, dass der Qualitätsunterschied im Vergleich zu Chiefs-Quarterback Patrick Mahomes allein schon den Unterschied ausmachen wird.

Allein die Tatsache, dass Garoppolo den Ball in den kompletten Playoffs nur ganze 27-mal geworfen hat, lässt ihn zumindest medial merklich in einem schlechten Licht erscheinen. Doch macht man es sich damit nicht zu einfach?

Sicher steht auf der anderen Seite der derzeit überragende Mahomes, der gerade über allen schwebt. Aber ist Garoppolo wirklich so schlecht wie ihn nun viele machen? Mitnichten!

Die Erklärung für den extrem Run-lastigen Ansatz der 49ers in den zwei bisherigen Playoff-Siegen gegen die Vikings und Packers war jedenfalls recht schlüssig: "Weil es funktionierte", gab Head Coach Kyle Shanahan zum Besten. Der jeweilige Gegner war nicht in der Lage, den Lauf der Niners - buchstäblich - zu stoppen, warum dann also passen?

Mahomes und Garoppolo - statistisch gar nicht so weit entfernt

Schaut man auf die Statistiken dieser Saison, dann ergibt sich ein anderes Bild. Dann nämlich ist der Unterschied der beiden Quarterbacks gar nicht mal so groß! Über die Saison betrachtet kam Garoppolo sogar auf geringfügig mehr Yards pro Attempt (8,4) als Mahomes (8,3).

Und seine Explosive Pass Rate lag bei 12 Prozent - Mahomes kam da nur auf 10 Prozent. Was weitere Statistiken angeht, liegt wiederum Mahomes vorn, wenn auch nur knapp. So legte Mahomes etwa pro Dropback 0,3 EPA pro Play auf, Garoppolo aber immerhin auch 0,21.

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Will sagen: auf die komplette Saison betrachtet sind beide QBs statistisch gar nicht mal so weit von einander entfernt. Das Argument, dass Mahomes zwischendrin mal an einer schweren Knieverletzung zu knabbern hatte, sollte indes keine große Rolle spielen. Auch Garoppolo spielt immerhin seine erste Saison nach Kreuzbandriss.

Das soll aber trotzdem natürlich nicht heißen, dass beide auf einem Level spielen. Mahomes ist mehr als ein Yard besser bei den Adjusted Net Yards pro Passversuch (8,38 gegenüber 7,22). Und der MVP von 2018 macht deutlich weniger Fehler. Seine Interception Rate liegt bei lächerlichen 0,77 Prozent - Garoppolo kam hier auf 2,77 Prozent.

Mahomes wirft auch den Ball im Schnitt weiter das Feld runter als Garoppolo und profitiert - wie jeder andere Quarterback der Liga - deutlich weniger von Yards nach dem Catch, verglichen mit San Franciscos Mann Under Center.

NFL: Garoppolo und Mahomes im Statistik-Vergleich

Kategorie Garoppolo Liga-Rang Mahomes Liga-Rang Yards per Attempt 8,4 1 8,3 4 Completion Percentage (Prozent) 69,1 4 65,9 10 Interception Rate 2,77 24 0,77 1 Dropback EPA/Play 0,21 4 0,3 1 Dropback Success Rate 0,5 4 0,51 2 Explosive Pass Rate (Prozent) 12 1 10 6 Adjusted Net Yards per Attempt 7,22 10 8,38 2

Selbstredend ist Mahomes auch mehr in seine Offense involviert als etwa Garoppolo. Die Niners setzen im Grundsatz sehr viel auf ihre Outside Zone Runs und bauen darauf ihr Spiel auf. Die Chiefs wiederum überlassen mehr dem aktuellen Moment.

Essenziell lässt Head Coach Andy Reid Mahomes auf dem Feld nicht selten fast freie Hand, was die Offense betrifft. Auch die Chiefs haben ein Grundprinzip, doch das fußt gewissermaßen auf der Kreativität und Genialität von Mahomes.

Beide wiederum richten sehr viel Schaden mit Play Action an, wobei Mahomes hier auch mit seinen Füßen zur Gefahr wird. Wie wichtig dies sein kann, wurde deutlich, als er letztmals keinen einzigen Laufversuch unternahm - bei der bis heute letzten Chiefs-Pleite in Tennessee (Woche 10). Mahomes war da gerade erst von seiner Kniescheibenverletzung zurückgekehrt und agierte betont vorsichtig.

Garoppolo hingegen ist da eher der Brady-Typ, was das Laufen angeht - nur, wenn es absolut sein muss. Und auch dann nicht sonderlich schnell.

Wie sein einstiger Teamkollege auch tritt Garoppolo in der Öffentlichkeit sehr gelassen auf und lässt sich wenig anmerken. Nach dem NFC Championship Game erklärte er, dass er zwar die vielen Negativstimmen zu seiner Leistung und Leistungsfähigkeit wahrnehme, das aber nicht an sich heranlasse: "Ich höre alles. Aber man kann seine Gedanken dazu nicht immer rauslassen. Du musst es hinnehmen und als das ansehen, was es ist."

49ers-Left-Tackle Joe Staley: Kritik an Garoppolo "verrückt"

Stattdessen deutete Garoppolo an, die Kritik an ihm als Motivation zu sehen. Geht es allerdings nach Left Tackle Joe Staley, dann ist diese Kritik ohnehin deplatziert. "Es ist verrückt, dass er dafür kritisiert wird", sagte Staley in der Woche nach dem Sieg über die Packers. "Wir haben das Spiel gewonnen. Wir haben getan, was wir tun mussten, um zu gewinnen, und das ist die Hauptsache in einem NFL-Spiel. Ich denke, er wäre sehr traurig, wenn er für 450 Yards geworfen und wir verloren hätten. Also ist es egal."

Überhaupt erwartet die 49ers nun aber ohnehin ein anderes Spiel als zuletzt. Wide Receiver Kendrick Bourne sieht das Passspiel als wichtigen Faktor, denn die Chiefs "werden die Box zustellen müssen. Sie haben keine andere Wahl." Und in dem Fall wäre dann wohl zwangsläufig Garoppolo mehr im Rampenlicht als zuletzt. Mehr Passspielzüge, die dann zu günstigen Matchups für George Kittle und Co. führen könnten.

Das Gefühl, einen Super Bowl zu gewinnen, kennt Garoppolo bereits, schließlich nahm er aus seiner Zeit in New England zwei Ringe mit. Allerdings als Backup von Brady, von dem sich Garoppolo einiges abgeguckt hat.

"Einfach wie ruhig er war. Jeder sagt dir, dass du es wie ein normales Spiel behandeln musst. Und er hat es tatsächlich genauso gemacht", berichtete Garoppolo von alten Zeiten. "Ich war nah dran und habe versucht, alles mitzunehmen, was ich konnte. Ich habe gesehen, wie er die Dinge angegangen ist. Und offensichtlich hat es die zwei Male, in denen ich dabei war, funktioniert. Ich versuche das nun auf mein Spiel zu übertragen."

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Dass es im Super Bowl nun gegen die Chiefs geht, ist für Garoppolo derweil in mehrerer Hinsicht etwas Besonderes. Zum einen ist es sein erster Super Bowl als Starter. Zum anderen wiederum schließt sich für den Quarterback ein Kreis: Es waren die Chiefs, gegen die sich Garoppolo in Woche 3 der Saison 2018 - ohne gegnerische Einwirkung freilich - das Kreuzband gerissen hat.

Nun, knapp eineinhalb Jahre später, sieht man sich erneut. Dieses Mal unter ganz anderen Voraussetzungen.