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1. Was ist passiert?

Stolze 1.163 Tage war sein letzter Sieg in der UFC schon her, als Conor McGregor Samstagnacht in Las Vegas ins Octagon stieg. Seitdem hatte er nur zweimal gekämpft - und zweimal verloren: Da war zum einen der Boxkampf gegen Ex-Champion Floyd Mayweather (Niederlage durch TKO) und zum anderen die Pleite im Lightweight-Titelkampf gegen Khabib Nurmagomedov (Aufgabe in der vierten Runde).

Hinter der Form von McGregor stand also ein dickes Fragezeichen, auch wenn sein Gegner, der 36 Jahre alte "Cowboy" Cerrone, nicht (mehr) zu den Allerbesten seines Fachs gehört. Im einer für ihn neuen Gewichtsklasse (Weltergewicht, bis 171 Pfund) ließ der Ire jedoch keine Zweifel daran, dass er die Zuschauer immer noch begeistern kann: Nachdem ein erster wilder Schwinger mit seiner gefürchteten Linken nicht im Ziel gelandet war, verpasste er Cerrone im Clinch mehrere brutale Stöße mit der linken Schulter ins Gesicht, dessen Nase fing sofort an zu bluten.

Kaum hatten sich die beiden Kämpfer getrennt, landete McGregor einen linken Head Kick voll am Kiefer seines Gegners, der angeschlagen taumelte und nach mehreren Treffern zum Kopf schließlich zu Boden ging. McGregor hatte keine Probleme, den Kampf am Boden zu beenden, Cerrone war nicht mehr wirklich fähig, sich zu verteidigen. Herb Dean beendete das Duell - Technischer K.o. nach genau 40 Sekunden.

Für McGregor (22-4-0) war es der zweitschnellste UFC-Sieg seiner Karriere: Im Dezember 2015 hatte er Jose Aldo nach nur 13 Sekunden ausgeknockt. Er landete in 40 Sekunden insgesamt 19 schwere Treffer, Cerrone (36-13-0-1) keinen einzigen.

2. Was bedeutet der Sieg für Conor McGregor?

Ganz einfach: "The Notorious" ist zurück - und zwar nicht nur als UFC-Superstar und Gesicht seines Sports, sondern auch als ernst zu nehmende Bedrohung im Ring. "Wenn er in Bestform ist, ist Conor McGregor einer der Besten aller Zeiten", sagte Kommentator Joe Rogan vor dem Kampf. Der Gelobte stellte das vor den Augen von Prominenz wie Tom Brady, Kristaps Porzingis, Ludacris oder Matthew McConaughey eindrucksvoll unter Beweis.

Dabei überzeugte der Sieger nicht nur mit seiner größten Waffe, seiner Linken. Vielmehr zeigte er, dass er auch mit 31 Jahren noch dazulernen und seine Gegner überraschen kann. Die Shoulder Strikes zu Beginn, mit denen er Cerrones Nase zertrümmerte, überraschten nicht nur Letzteren, sondern auch die Kommentatoren. "Wir haben das schon von anderen gesehen", sagte Rogan, "aber das hat eigentlich nie etwas bewirkt". Als dann auch noch ein Head Kick im Ziel landete - eigentlich die große Waffe von Cerrone -, war der Kampf gelaufen.

© imago images

"Die sogenannten Experten sagen, dass ich nur mit meiner linken Hand kämpfen kann", ärgerte sich McGregor anschließend. "Das ist ignorant und sehr respektlos." Er ist jetzt der erste UFC-Fighter der Geschichte, der in drei Gewichtsklassen (Federgewicht, Leichtgewicht, Weltergewicht) Knockouts vorweisen kann.

Seine Karriere könnte nach eher langsamen letzten Jahren wieder voll in Schwung kommen - und ihm seinen Ziel, Milliardär zu werden, wieder einen Schritt näher bringen. Zwar war McGregor bis zuletzt der größte Name seines Sports, Schlagzeilen hatte er aber nicht im, sondern abseits des Octagons gemacht: Mit Kommentaren unter der Gürtellinie und Streitigkeiten in Bars, sogar Missbrauchsvorwürfe waren gegen ihn erhoben worden.

Diesmal präsentierte sich der Vater zweier Kinder geläutert und vergleichsweise zahm: Im Vorfeld hatte er sich respektvoll gegenüber Cerrone gezeigt, auch nach dem Sieg blieb er relativ zahm, umarmte erst seinen geschlagenen Gegner und ging dann kurz auf die Knie und in sich. Selbst die üblichen Kampfansagen an die Konkurrenz blieben relativ handzahm.

3. Was bedeutet der Kampf für Donald "Cowboy" Cerrone?

Der fast 37-Jährige ist eine UFC-Legende. Auch wenn McGregor in Las Vegas wie üblich die meisten Fans auf seiner Seite hatte, regnete es warmen Applaus für den Fighter, der in der Geschichte der Organisation die meisten Siege, die meisten vorzeitigen Erfolge und die meisten "Performance Boni" für die spektakulärsten Kämpfe auf dem Konto hat.

McGregor war für Cowboy, der eigentlich auch aus dem Leichtgewicht kommt, aber eine Nummer zu groß, wie er später neidlos anerkennen musste. Die Shoulder Strikes zu Beginn hätten ihn "auf dem falschen Fuß erwischt, das habe ich noch nie gesehen", sagte er, und musste nach dem Kampf schwer gezeichnet sogar erst einmal im Krankenhaus untersucht werden. "Er hat meine Nase zerschlagen, ich fing an zu bluten. Dann verpasste er mir den Head Kick, das ging schnell."

Für McGregor war "Cowboy" insofern ein angenehmer Kontrahent, als dass er nicht für Takedowns und den Kampf am Boden bekannt ist und schon im Vorfeld ankündigte, einen offenen Schlagabtausch liefern zu wollen. Cerrone im Nachhinein als "Aufbaugegner" zu disqualifizieren, ginge aber deutlich zu weit, auch wenn es seine dritte Niederlage in Folge war. Zwar war der Amerikaner Außenseiter, in den Augen der Experten aber keinesfalls chancenlos.

Wie geht es für den Altmeister nun weiter? "Ich liebe den Sport, ich werde weiterkämpfen", kündigte er an. Einen Titelkampf dürfte es so schnell nicht geben, vielmehr steht Cerrone eher bereit, wenn es für einen großen Namen mal einen Gegner braucht, der ebenfalls ein paar Fans mitbringt. Ein passender nächster Gegner: Nick Diaz.

4. Was bedeutet McGregors Sieg für die UFC?

UFC-Boss Dana White kann sich die Hände reiben: Seine "Cash Cow" ist wieder voll da. In den letzten Jahren hatte White alle Hände voll zu tun, seine Skandalnudel an der Leine zu halten - man denke nur an die Prügeleien nach dem Khabib-Fight, die auch McGregor eine Sperre eingebracht hatten.

Zudem gingen UFC-Mastermind White zuletzt langsam die Stars aus: Khabib ist zwar ungeschlagener Champion, aber kein Pay-per-View-Draw. Jon Jones ist im Halbschwergewicht auch immer für einen Skandal oder positiven Dopingtest gut, die großen Namen im Schwergewicht wie Daniel Cormier oder Stipe Miocic sind auf der Zielgeraden ihrer Karriere angekommen. Bei den Frauen fehlt nach Ronda Rouseys Abgang auch jemand, der sich ansatzweise gleich gut vermarkten lässt.

Jetzt geht es ans Geldzählen. UFC 246 brachte allein durch die Ticketverkäufe der rappelvollen T-Mobile-Arena (19.040 Zuschauer) über elf Millionen Dollar ein, Platz vier der UFC-Geschichte. Auch die Pay-per-View-Verkäufe sollten sich sehen lassen - und dürften sich im nächsten McGregor-Kampf noch einmal deutlich steigern.

Kein Wunder also, dass White seinen Fighter in den größten Tönen lobte: "Er war unglaublich, er war schnell, stark und voll da. Das hat nichts damit zu tun, dass Cowboy am Ende ist, das war alles Conor." Whites Glück: McGregor hat angekündigt, im Jahr 2020 dreimal kämpfen zu wollen - mindestens. Heißt: Sein Job ist es nun, die Kämpfe zu organisieren, die der UFC das meiste Geld in die Kassen spülen.

Für White dabei die Nummer eins: Ein Rückkampf McGregors gegen Nurmagomedov. "Das wäre wie Ali gegen Foreman oder Ali gegen Frazier, ein massiver Kampf mit globalem Interesse. Das ist der Kampf, der am meisten Sinn macht." Mehr als drei Millionen Pay-per-Views könne man damit verkaufen, schätzt er, der Fight könne sich finanziell in den Sphären von McGregor-Mayweather bewegen.

Aber auch White weiß, dass er McGregor zu nichts zwingen kann: "Ich muss abwarten, was er machen will." Der Ire hat eine derartige Ausnahmestellung inne, dass er sich seinen kommenden Gegner selbst aussuchen dürfen wird. Aber: "Ich weiß, dass er diesen Fight will."

5. Octagon? Boxen? Wie geht es für Conor McGregor weiter?

McGregor wird sich allein schon deshalb seinen nächsten Gegner aussuchen dürfen, weil White Angst hat, seine bestes Pferd im Stall wieder an den Boxring zu verlieren. Ein Rückkampf gegen Floyd Mayweather steht weiter im Raum, natürlich tönte McGregor im Vorfeld von UFC 246 vollmundig, dass er "Money" Mayweather diesmal ausknocken würde.

Der Herausgeforderte selbst, obwohl mittlerweile 42 Jahre alt, hat bekanntlich weder etwas gegen Presse noch gegen dicke Geldbündel - und postete nach dem Fight zwei Kampfposter auf Instagram: eins mit ihm und McGregor, eins mit ihm und Khabib Nurmagomedov.

Auch mit Manny Pacquiao habe er Gespräche geführt, sagte McGregor: Ein Kampf in der neuen Arena der Las Vegas Raiders würde ihn reizen. Der sportliche Reiz ist dabei nebensächlich, es geht einzig und allein ums Geld. Der Boxsport hätte dabei nichts gegen einen neuerlichen Ausflug des schon einmal Geschlagenen. "Er war doch ganz gut gegen Floyd Mayweather, auch nicht schlechter als die anderen", sagte Tyson Fury, am Samstag ebenfalls in der Halle. "Es wäre großartig fürs Boxen und für den Kampfsport generell."

Um McGregor in der UFC zu halten, muss also auch dort richtig viel Geld zu verdienen zu sein. Auch deshalb drängt White gegen einen Fight gegen Khabib, wobei der seinen Gürtel am 18. April erst einmal bei UFC 249 gegen den gefährlichen Tony Ferguson verteidigen muss. Will McGregor den Dagestani wieder vor die Fäuste, müsste er also mindestens bis Herbst warten - das passt nicht, wenn er 2020 tatsächlich dreimal kämpfen will.

Zudem hatte er betont, sich in der neuen Gewichtsklasse extrem wohl zu fühlen. Setzt White für ihn also erst einmal einen weiteren Fight bis 171 Pfund an? UFC-Champ im Weltergewicht ist "The Nigerian Nightmare" Kamaru Usman (15-1), in Las Vegas natürlich ebenfalls vor Ort. Usman wäre kein Aufsteiger in die Gewichtsklasse, er wäre körperlich noch einmal eine deutlich größere Herausforderung als Cerrone.

Noch mehr Sinn ergäbe jedoch der "BMF": Jorge Masvidal (35-13), der zuletzt Nate Diaz bezwang, für den die UFC eigens einen "Baddest Motherfucker"-Gürtel aus der Taufe hob, wäre im Weltergewicht zweifellos die größte Nummer, auch wenn kein Titel auf dem Spiel stünde. Masvidal kämpft spektakulär und würde sich vom Großmaul aus Dublin nicht einschüchtern lassen: Anarchie im Octagon wäre so gut wie garantiert.