Wenn am kommenden Sonntag die San Francisco 49ers auf die Green Bay Packers treffen (wahlweise auch mit Original-US-Kommentar live auf DAZN ), wird sehr viel Aufmerksamkeit auf George Kittle gerichtet sein. Nicht nur, weil der Star-Tight-End einer der besten Spieler der Niners ist - sondern auch, weil er bereits in der Regular Season gegen die Packers groß aufspielte und nicht zu halten war.

Damals fing er alle sechs Pässe, die in seine Richtung flogen, für 129 Yards. Er war eines seiner besten Spiele des Jahres. Eines, in dem die 49ers nie den Fuß vom Gas nahmen und letztlich locker 37:8 gewannen. Ein Zeichen für das anstehende Duell?

In jedem Fall ist es aber ein Indiz für den sportlichen Wert, den Kittle mittlerweile bei den 49ers erreicht hat. Der einstige Fünftrundenpick aus Iowa ist zum Star aufgestiegen und hat mittlerweile einen berechtigten Anspruch auf den Titel bester Tight End der Liga. Wie einst Rob Gronkowski von den Patriots ist auch er trotz seiner Masse sehr beweglich und enorm schnell. Und obwohl er so aktiv und produktiv im Passspiel auftritt, ist er ein ebenso guter wie engagierter Blocker im Laufspiel.

Diese Mischung macht ihn so gefährlich und hebt ihn von anderen guten Tight Ends wie Jared Cook oder Jimmy Graham ab, die allesamt eher durch ihre Receiving-Skills auffallen. Kittle dagegen ist das komplette Paket und seine Entwicklung in der NFL, nachdem er im College noch ein eher unauffälliger Spielertyp war der gerade im Passspiel kaum seinen Stempel aufdrücken konnte, ist enorm.

George Kittle als Joker-Fan

Die Tatsache, dass er blocken und mit seiner Athletik als Receiver glänzen kann - insbesondere im Play Action Passspiel der 49ers eine vernichtende Kombination für gegnerische Defenses - ist allerdings nicht die einzige Parallele zu Gronk. Wie das einstige Partytier der Patriots ist auch Kittle ein ausgesprochen offener, exzentrischer Zeitgenosse. Auch er mag Partys. Und Filme: Auf seinem Unterarm prangt ein Tattoo vom Joker - der Heath-Ledger-Version aus dem Film "The Dark Knight".

Noch größer ist jedoch seine Liebe zum Wrestling.

Sein amtlicher Spitzname ist mittlerweile "The People's Tight End" in Anlehnung an "The People's Champion", wie Dwayne "The Rock" Johnson genannt wird. Letzterem hat Kittle seinen Spitznamen zu verdanken.

Nach einem Sieg über die Pittsburgh Steelers in Woche 3 imitierte Kittle sein Idol mit den Worten: "Can you smell what the Niners are cookin?" in Anlehnung an The Rocks "If you smell what the Rock is cooking", was letztlich so viel heißt wie "Wenn Ihr wisst, was ich meine".

Das Video landete durch den offiziellen 49ers-Account auf Twitter und The Rock sah es und fand gefallen daran. Also re-tweetete er den Tweet und sendete lobende Worte, was wiederum Kittle mit Begeisterung aufnahm.

im Divisional Game gegen die Vikings trug Kittle dann sogar von Johnson inspirierte Schuhe mit dessen Konterfei und ein paar seiner bekanntesten Sprüche. Auch dies sorgte für einen Tweet des heutigen Schauspielers.

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George Kittle findet über Video-Studium zum Wrestling

Kittles Liebe zum Wrestling ist allerdings noch relativ frisch, erst zu College-Zeiten in Iowa wurde sie geweckt: Es ist überliefert, dass sein damaliger Teamkollege George Manders ihn gewissermaßen dazu "zwang", sich alte Videos von der WWE und dergleichen anzuschauen. Vonstatten ging das Prozedere im Sommer vor seiner Junior-Saison. Beide schauten stundenlang täglich Matches und Events der Vergangenheit, die Kittle zum Fan machten.

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Kittle schaute Matches von Ric Flair, Macho Man Randy Savage, The Rock und Stone Cold Steve Austin. Kittle schaute so viele Videos auf seinem Handy, dass er mehrere Monate am Stück sein Datenvolumen aufgebraucht hatte und draufzahlen musste.

Als die WWE in San Francisco Halt machte, war Kittle mit ein paar Teamkollegen, darunter Quarterback Jimmy Garoppolo, in der ersten Reihe dabei. Auch das sorgte wenig überraschend für ein paar Social-Clips . Kittle saß direkt hinter den TV-Kommentatoren und exte einen Becher Bier wie einst Aaron Rodgers bei einem Spiel der Milwaukee Bucks. Zudem durfte Kittle auch bei "Smackdown" seine Rock-Parodie vorführen.

Was ihm am Wrestling am Besten gefalle? "Ladders Matches und dergleichen. Ich liebe es, wenn es keinen Leerlauf gibt. Jeder wird gepusht. Kämpfen, kämpfen, kämpfen, einer fällt aus dem Ring und dann kommt der nächste Typ rein. Es ist wie eine Rotation von sechs Typen." Neben WWE verfolgt Kittle allerdings auch Ring of Honor oder das neue Japan Pro-Wrestling.

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George Kittle und das Championship Match

Darüber hinaus hat er aber auch einen Hinweis an die WWE, was ihre Champions angeht: "Ich hasse es, wenn ein Champion nicht jede Woche ringt. Brock Lesnar ringt vielleicht dreimal im Jahr. Ich denke, das ist für Fans schwer zu ertragen, denn du bist nicht wirklich ein Champion, wenn du nicht im Ring stehst." Er gibt zu: "Ein Championship Match, ist das, was mich wirklich anregt."

Ein solches, zumindest auf Conference-Ebene, steht für Kittle und seine 49ers nun an. Läuft das gut, kommt es in Miami zu Kittles erstem echten Championship Match. Dann geht es zwar nicht um einen Championship-Gürtel, aber um einen Ring, und man darf davon ausgehen, dass in diesem Szenario Kittle auf dem Feld eine riesige Rolle spielen würde.

Im Erfolgsfall dürfte sich das auch auf den Part abseits des Feldes erweitern.

George Kittle in der Saison 2019

Statistik Wert Liga-Rang (Tight Ends) Receptions 85 4 Receiving Yards 1053 3 Touchdowns 5 7 DYAR 191 4 DVOA (Prozent) 19,5 8