Magnus Carlsen ist wieder Weltmeister. Der Norweger setzte sich in Dubai gegen den Russen Ian Nepomniaschtschi souverän durch und entschied das Duell, das auf 14 Partien angesetzt war, bereits nach elf Spielen.
So schwer es Nepomniaschtschi dem Weltmeister in den ersten fünf Runden gemacht hat, so leicht machte er es Carlsen in der zweiten Hälfte des WM-Kampfes.
Fünf Remis zu Beginn ließen Diskussionen aufkommen, ob klassisches Schach – aufgrund der Ausgeglichenheit – noch zeitgemäß ist. Carlsen konnte in den folgenden sechs Partien aber vier für sich entscheiden – zwei mit Weiß, zwei mit Schwarz – und ist damit frühzeitig wieder Weltmeister.
Auffällig war, welch leichte Fehler Nepomniaschtschi in den Partien acht, neun und elf machte. Partie Nummer sechs – die längste der WM-Geschichte – war noch ein epischer Sieg Carlsens, als er mit zwei Türmen gegen die Dame spielte und siegte. „Das war entscheidend, danach hat sich alles in meine Richtung entwickelt“, sagt Carlsen. „Davor hatte ich nicht viele Möglichkeiten auf Sieg zu spielen“, sagt Carlsen.
Es folgten schwere Einsteller Nepomniaschtschis in den folgenden Partien. Im achten Spiel ließ der Russe noch einen Bauern stehen, in der neunten dann trivial eine ganze Figur. „Wenn ich wüsste, was das Problem ist, hätte ich es während dem Match verbessert“, sagt Nepomniaschtschi, offensichtlich enttäuscht. „Ich habe in meiner Karriere viele Partien blöd verloren, aber nicht in so kurzer Zeit.“
Und in der letzten Partie wickelte er eine ausgeglichene Stellung in eine Verluststellung ab. Carlsen verwertete in der Folge souverän ein Turmendspiel mit einem Mehrbauern. "Ich bin zufrieden mit meinem Spiel. Ich bin erleichtert", sagt Carlsen.
Carlsen ist damit seit 2013 Weltmeister. Damals besiegte er Vishwanadan Anand und setzte sich 2014 erneut gegen den Inder durch. Es folgten Duelle gegen Sergej Karjakin (RUS/2016) und Fabiano Caruana (USA/2018), die Carlsen erfolgreich bestreiten konnte.
Welcher Titel der Schönste ist? "Schwer zu sagen. Aber: Der letzte Titel ist immer der Schönste."
Der nächste Titelkampf ist für das Frühjahr 2023 geplant. Carlsens kommender Herausforderer soll im Spätsommer oder Herbst 2022 ermittelt werden. Sechs Teilnehmer des nächsten WM-Kandidatenturniers, darunter Nepomnjaschtschi und Alireza Fioruzja, der mit 18 Jahren bereits Weltranglistenzweiter ist, stehen bereits fest. Zwei WM-Kandidaten werden noch beim Grand Prix von 3. Februar bis 4. April 2022 ermittelt.
Carlsen gilt als herausragender Schachspieler, weil er es schafft, sowohl am königlichen Spiel als auch am Training und an der Vorbereitung Spaß zu haben. Das Auswendiglernen von Zugfolgen hält der Weltmeister deutlich kürzer als seine Rivalen. In Stellungen, von denen andere gelangweilt sind, findet er oft noch Details, die ihn auf die Gewinnerstraße bringen.
Außerdem besticht Carlsen durch gute Fitness. Am liebsten spielt er Fußball und Basketball, was auch an den spielfreien Tagen in Dubai für ihn auf dem Programm stand. Um nach Partien den Kopf frei zu kriegen, schaut Carlsen gerne Spiele der Premier League, La Liga oder NBA.