Wann der durch das Coronavirus auf Null gestellte Sport wieder zur Normalität zurückkehren kann, ist derzeit noch nicht absehbar. Folgt man den Aussagen von Österreichs Sportminister Werner Kogler, brauchen die Athleten und die Fans in puncto Wartezeit noch sehr viel Ausdauer, vermutlich bis tief in den Sommer hinein.
Den Anfang könnten Sportarten mit größerem Abstand zu anderen machen, erklärte Kogler. "Es ist aus heutiger Sicht nicht unwahrscheinlich, dass der Sport - wie auch das gesamte gesellschaftliche Leben - schrittweise über einen noch nicht bestimmbaren Zeitraum an ein 'business as usual' herangeführt wird", teilte der Vizekanzler mit.
Ein Modell könnte sein, "dass jene Sportarten, in denen die bekannten Standards leichter zu erfüllen sind, den Anfang machen. Outdoor-Sportarten früher als Indoor-Sportarten, Einzelsportarten früher als Mannschaftssportarten."
Anfang mit Tennis und Golf denkbar
Zu prüfen sei, "ob dann auch schon erste Sportstätten genützt werden, sofern die dort ausgeübten Disziplinen ohne Körperkontakt auskommen - Tennis oder Golf beispielsweise". Eine Prognose, wann es so weit sein könnte, dass in den ersten Sportarten wieder ein Trainings- oder Spielbetrieb aufgenommen wird, wagt Kogler derzeit nicht. Jedenfalls werde das "sicher nicht vor Öffnung der Geschäfte" passieren.
Für große Events mit vielen tausenden Besuchern sieht es noch längere Zeit schlecht aus. "Volle Stadien im Sommer kann ich mir offen gesagt schwer vorstellen", so der Minister. "Einerseits, weil man das verantwortungsvollerweise nicht so schnell freigeben kann, andererseits bin ich mir nicht sicher, ob sich etwa Familien dann an Stätten begeben, wo zigtausend Menschen mit 30 Zentimeter Entfernung voneinander stehen oder sitzen."
Gerade im Fußball, der global gesehen populärsten Sportart, entscheiden in nächster Zeit viele Ligen und Verbände, wie es weitergehen soll. Für Österreich erteilte Kogler dem Gedanken, dass die heimische Bundesliga bald wieder einen Regelbetrieb fahren könnte, schon einmal eine Absage. "Da müssen wir abwarten. Die Experten sagen uns den Höhepunkt de Pandemie zwischen Mitte April und Mitte Mai voraus. Bis dahin erübrigt sich jede Prognose, die eine Aufnahme des Spielbetriebs für Mai in den Bereich des Möglichen rückt", betonte der Grünen-Chef.
Auch Geisterspiele eher unwahrscheinlich
Heiß diskutiert wird derzeit die Möglichkeit, Meisterschaften zwar regulär, aber ohne Zuschauer mit "Geisterspielen" fertig zu spielen. "Vorstellbar ist alles", meinte Kogler dazu, warf jedoch sofort ein, dass selbst in diesem Fall eine Reihe medizinischer und operativer Fragen zu beachten wären. "Fußball ist eine Kontaktsportart. Wer kann hier eine Weiterverbreitung ausschließen? Ein positiver Test nach einem Spiel kann die Isolierung beider Mannschaften zur Folge haben."
Ein dezidiertes Verbot von Sportveranstaltungen - wie es in China die nationale Sportbehörde jetzt anordnete - wird es laut Kogler im Übrigen nicht brauchen. "Das wird gar nicht nötig sein, weil wir die Gesetzeslage immer darauf abstimmen, was gerade vertretbar ist", erklärte der Sportminister. "Überspitzt formuliert: Wenn es ein Stadionvertretungsverbot gibt, wird man schwer ein Wiener Fußball-Derby spielen, wenn ein Versammlungsverbot über fünf Personen gilt, keinen Wien-Marathon abhalten können."