Anna Gasser hat wieder einmal bewiesen, wie wohl sie sich am Kreischberg fühlt. Vor Weltcup-Rekordkulisse, die Geschäftsführer Karl Fussi strahlen lässt, setzt sich die Kärntnerin im Big Air souverän durch – wie bei den Olympischen Spielen vor der Neuseeländerin Zoi Sadowski Synnott und der Japanerin Kokomo Murase. "Es ist so emotional, vor heimischen Fans zu gewinnen. Ich habe richtig gespürt, dass alle zu mir gehalten haben. Das hat mir heute wirklich geholfen", sagt Gasser nach vollrichteter Arbeit.

Wie viel Spaß es ihr am Kreischberg macht, war schon vor ihrem ersten Finalsprung augenscheinlich. Ein erstes Mal wurde es laut im Zielgelände – und Gasser grinste vor dem Losfahren über das ganze Gesicht. 91,75 Punkte bekam sie für ihren ersten Sprung – die zweitbeste Wertung des Tages in der Frauen-Konkurrenz. Nur ein noch nie gezeigter Sprung von Sadowski Synnott wurde noch besser bewertet. "Ein Wahnsinn. So ein Level haben wir bei den Frauen noch nicht erlebt", sagt Gasser, deren Sieg bereits vor dem letzten Sprung feststand. "Ich hab ganz kurz überlegt, ob ich noch einen drauflegen soll", sagte die Kärntnerin. Die Trainer und Freund Clemens Millauer rieten davon ab – und so wurde es eine einfache Drehung über den perfekten Kicker. Der Rat der Begleiter: "Anna, genieß das einfach. Es ist so selten, dass man den letzten Sprung ohne Druck runterbringen darf."

Was Gassers Dominanz noch mehr unterstreicht: Im sechzehnten Big-Air-Bewerb ihrer Karriere im Weltcup, stand die das sechzehnte Mal auf dem Podium – das achte Mal ganz oben. "Zum Glück ist die Serie nicht zu Hause gerissen."

Endlich wieder einmal zu Hause zeigen, was sie kann, war Gassers Motto vor dem Weltcup auf dem Kreischberg. Sie hat also gezeigt – und nicht nur den Fans. Ihre Mentoren-Rolle nimmt sie nicht nur bei Nachwuchsfahrerinnen und im Training wahr. Als die erfolgreiche Qualifikation feststand, zog es Gasser trotzdem zurück auf den Berg. Eine junge Konkurrentin wartete auf letzte Tipps der routinierten Österreicherin. "Ich mache auch immer wieder Sessions mit den ganz Jungen. Ich finde das immer cool, wenn man etwas zurückgeben kann. Mir macht es auch extrem Spaß, denen zu helfen", sagt Gasser. Gasser im Wettkampf dann zu überholen, ist aber verboten. "Das passt schon. Bis es so weit ist, bin ich in Pension."