Eigentlich sind sie immer da. Laufend, schwimmend, Rad fahrend. Die Umgebung des Wörthersees gilt nicht umsonst als Triathlon-Hochburg. Keine zwei Wochen vor dem Ironman Austria in Klagenfurt wirken sie aber omnipräsent. Hochgeschlossene Neoprenanzug-Träger in den Strandbädern, Pedalritter an den Uferstraßen mit futurischen Zeit(fahr)maschinen sowie Läufer, die langweilige Alleen grell erstrahlen lassen. Ein Indiz, dass der Tag X naht.

Die Faszination der Überwindung, des Quälens, der Selbstbestätigung aber auch die Sehnsucht nach Anerkennung scheint ungebrochen. 1998 startete das moderne Abenteuer mit der Brise von Überlebenskampf. Heuer jährt sich das rot-weiß-rote Spektakel der Marke Ironman zum 18. Mal. Ein Anflug der Sättigung? Von wegen. Das Teilnehmerfeld durfte aufgrund des neuen Startprozederes neuerlich aufgestockt werden. Statt des Maximums von einst 2500 Teilnehmern könnten sich in wenigen Tagen um die 3200 als „Eiserne“ bezeichnen.

Auch weil der Beginn des Tages voller Torturen erleichtert worden ist. Im Wörthersee prügelten sich Jahr für Jahr die Athleten um jeden Kubikzentimeter. Viele klagten nach Rennen, sogar unters Wasser gedrückt worden zu sein. Nicht umsonst wurde der Start als „Waschmaschine“ bezeichnet. Heuer führt ein Trichter in den See, das Feld wird in die Länge gezogen und der Zeitrechnung beginnt individuell mit Querung der Startlinie. Schongang wird’s dennoch keiner.

Warum der Trend für den Ironman allerdings nicht und nicht abreißen will, kann sich Europa-Renndirektor Erwin Dokter selbst nicht erklären: „Wir haben sogar damit gerechnet. Aber seit heuer gibt es allein in Europa fünf neue Rennen.“ Eine Zahl gibt ihm recht: Allein in Klagenfurt werden 40 Prozent der Teilnehmer erstmals die schmerzvollen Distanzen (3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Rad und 42 Kilometer Laufen) bewältigen. Welche Faszination der ehemalige Schwimmer sieht? „Manchen traut man von ihrer Statur einen Zieleinlauf gar nicht zu. Doch ihre mentale Stärke ist enorm. Irgendwann zählt bei ihnen nur der Kopf, nicht der Körper.“

Oft wird das Geheimnis dieser Anziehungskraft unmittelbar nach der Ziellinie gelüftet. Wenn in den Gesichtern der Eisernen pure Erleichterung und Glückseligkeit erkennbar ist.

MARTIN QUENDLER