Coco Gauff hat am Samstag bei den mit 65 Millionen Dollar dotierten US Open erstmals in ihrer Karriere ein Tennis-Grand-Slam-Turnier gewonnen und dies vor eigenem Publikum. Die erst 19-jährige US-Amerikanerin rang am Samstag vor rund 23.000 begeisterten Fans im New Yorker US-Open-Finale die Weltranglisten-Zweite Aryna Sabalenka aus Belarus nach 2:06 Stunden mit 2:6,6:3,6:2 nieder. Sie wird damit im WTA-Ranking auf Platz drei klettern, Sabalenka wird erstmals Nummer eins.
Neuer Topstar im US-Sport
Gauff kassierte für den Titel beim letzten Major-Turnier des Jahres nicht weniger als drei Millionen US-Dollar (2,80 Mio. Euro) als Siegesprämie, Sabalenka durfte sich mit der Hälfte trösten. Für Gauff ist es in nun 19 Matches in Folge der 18. Sieg, der Titel in Flushing Meadows hat sie endgültig zum neuen Topstar im US-Sport gemacht.
Beeindruckende Siegesrede
Ein neuer Star auch dank ihrer Eloquenz bei der Siegesrede, nachdem sie weinend zu ihrer Familie auf die Tribüne gelaufen war und sich feiern ließ. "Danke an die Leute, die nicht an mich geglaubt haben", überraschte sie das Publikum. "Vor einem Monat hab ich einen 500er-Titel gewonnen und die Leute sagten, das war es dann. Vor zwei Wochen habe ich ein 1000er-Turnier gewonnen, und sie meinten, ein wertvolleres Turnier werde ich nicht gewinnen. Und jetzt stehe ich mit dieser Trophäe da", erklärte Gauff und fügte vielsagend an: "An all jene, die dachten, sie schütten Wasser auf mein Feuer: Ihr habt Öl reingeschüttet und jetzt brenne ich so hell."
Der Titel bedeute ihr sehr viel, überhaupt nach einer für sie herzzerbrechenden Final-Niederlage bei den French Open 2022. "Ich bin ein bisschen geschockt in diesem Moment", meinte die auch sehr religiöse Gauff, die nach dem Sieg auch auf einem Knie ein kurzes Gebet gesprochen hatte.
"Danke auch an meine Eltern. Heute habe ich zum ersten Mal meinen Papa weinen sehen", verriet Gauff. Ihre gesamte Crew hatte mittlerweile ein weißes T-Shirt mit dem Auftritt "Call me Champion" samt durchgestrichenem "Coco" dazwischen. Gauff heißt ja eigentlich Cori, hatte aber immer dafür geworben, Coco genannt zu werden.
Die neue Major-Siegerin vergaß freilich auch nicht auf Sabalenka. "Ich gratuliere dir zum Nummer-eins-Ranking, du hast es dir wirklich verdient und du bist hinter den Kulissen eine wirklich nette Person."
Rückstand aufgeholt
Vor rund 23.000 fast ausschließlich auf ihrer Seite stehenden Fans musste Gauff von Beginn weg einem Rückstand nachlaufen. Gleich im Auftakt-Game verlor der erst 19-jährige Publikumsliebling seinen Aufschlag. Und obwohl der US-Amerikanerin das Rebreak zum 2:2 noch gelang, war dann doch Sabalenka ständig am Drücker. Der Australian-Open-Siegerin dieses Jahres gelangen weitere Breaks zum 3:2 und 5:2 und Sabalenka nutzte den zweiten Satzball zum 6:2.
Vor den Augen von viel Prominenz wie u. a. den Schauspielstars Nicole Kidman, Charlize Theron und Diane Keaton steigerte sich Gauff ein wenig, während sich Sabalenka mit deutlich mehr Eigenfehlern das Leben schwer machte. Heftig umjubelte Fehler der künftigen Nummer eins nagten wohl auch am Nervenkostüm der Spielerin aus Belarus. Gauff gelang das entscheidende Break zum 3:1, die einzige Rebreakchance im fünften Game konnte Sabalenka nicht verwerten. Gauff verwertete gleich den ersten von zwei Satzbällen zum Satzgleichstand.
Gauff bewies Nervenstärke
Satz drei begann dann ganz nach dem Geschmack der Fans in der wegen des geschlossenen Daches besonders lauten Atmosphäre. Gauff gelang gleich das Break zum 1:0 und nun scheinbar unbeeindruckt von der Kulisse zog die Lokalmatadorin gar mit einem neuerlichen Break auf 3:0 davon. Erst bei 0:4 gelang Sabalenka wieder ein Game, und in der nächsten Pause nahm sie sich eine medizinische Auszeit zur Behandlung des linken Oberschenkels. Diese hat Gauff vielleicht ein bisschen zu viel Zeit zum Nachdenken gegeben, jedenfalls gab sie ihr Service ab. Doch gleich danach zeigte Gauff ihre Nervenstärke wieder und nahm Sabalenka wieder den Aufschlag zum 5:2 ab. Danach servierte sie cool und zu null auf 6:2 aus.
Gauff hatte ihren ersten Titel auf der Tour 2019 in Linz geholt. Sie ist der dritte Teenager nach Bianca Andreescu (2019) und Emma Raducanu (2021) innerhalb von fünf Jahren, die bei den US Open triumphiert hat.