"Paris, Paris, Paris!“ Diesen Song der Schlagerband „Klubbb3“ gab Entertainer Florian Silbereisen in der Tennisarena in Kitzbühel nicht zum Besten. Französisches Flair versprühte indessen Arthur Rinderknech, allerdings nur in der Anfangsphase. Der Sieger des Challengers von Zug musste beim Fehlstart von Österreichs Tennis-Ass Dominic Thiem nicht viel unternehmen.

Der Niederösterreicher kassierte in seinem ersten Aufschlagspiel das Break zum 0:1. Und wie es gegen einen starken Aufschläger nun mal so läuft, wenn man sich weit hinter die Grundlinie drängen lässt, zieht so ein Spieler wie Rinderknech sein Ding kompromisslos durch – 6:4. „Das erste Spiel war richtig schlecht, aber der Rest war gut. Wichtig war, dass ich drangeblieben bin“, meint Thiem.

Was den 29-Jährigen bei seinem Heimturnier auszeichnet: kämpfen, sich verbeißen und selbst nach unerzwungenen Fehlern positiv bleiben. Das vierte Game im zweiten Satz war an Dramatik nicht zu überbieten. 0:40 aus der Sicht von Rinderknech, drei Breakbälle abgewehrt, ein Hin und Her sowie drei Doppelfehler des Franzosen. Nach umkämpften 19 Minuten war es schließlich so weit. Den sechsten Breakball ließ sich der US-Open-Champ von 2020 nicht mehr entgehen.

„Jetzt geht’s los“, hallte es lautstark durch die erneut ausverkaufte Arena in der Gamsstadt. Das Stadion bebte, die Fans trotzten dem Regen. „Die Unterstützung von außen war einfach mega. Und ich glaube, dass das Match auch ziemlich cool zum Anschauen war. Bei einem anderen Turnier könnte so eine Partie den Bach runtergehen, aber hier verspürt man so eine unfassbare Energie. Das ist ganz was anderes, wenn 6000 Leute hinter einem stehen“, sagte Thiem.

"Das Pushen hilft mir"

Auffällig war, dass sich die ehemalige Nummer drei der Welt demonstrativ zwischen den Seitenwechseln pushte. Untypisch für Thiem, aber unübersehbar äußerst produktiv. „Das Pushen hilft mir, wenn die Energie weniger wird.“

Der Lokalmatador ließ sich vor den Augen seiner Freundin Lili und mit den Fans im Rücken das Momentum nicht nehmen und zeigte nach dem Gewinn des zweiten Satzes die geballte Faust. „Ich dachte mir nur, irgendwann muss dieses Break kommen. Speziell in einer Phase, wo nicht alles leicht von der Hand geht und wo es eng zugeht, sind diese Momente extrem wichtig.“

Der Schützling von Benjamin Ebrahimzadeh hat Blut geleckt. Wie hatte es Thiem nach dem Sieg gegen Zhang formuliert: „Genau solche Partien brauche ich.“ Der 29-Jährige fightete sich, wie schon im Achtelfinale nach Satzrückstand eindrucksvoll zurück und hat einmal mehr bewiesen, dass er ein Stehaufmännchen ist. Nach einem 4:6, 6:3 und 6:4 steht Thiem in der Runde der letzten vier – zum bereits vierten Mal in Tirol.

Die große Thiem-Party findet am Freitag (2. Partie nach 13 Uhr) seine Fortsetzung, wenn der Publikumsliebling auf den Serben Laslo Djere trifft. Körperlich fühle er sich „gut, ich habe keine Beschwerden“.