Das Traumfinale beim Tennis-Grand-Slam in Wimbledon ist perfekt. Der siebenfache Titelträger Novak Djokovic und der Weltranglisten-Erste Carlos Alcaraz kämpfen am Sonntag um den Titel beim prestigeträchtigen Rasen-Klassiker. Im Halbfinale am Freitag besiegte der 36-jährige Djokovic den um über 14 Jahre jüngeren Jannik Sinner glatt mit 6:3, 6:4, 7:6(4), während Alcaraz dem Russen Daniil Medwedew beim 6:3, 6:3, 6:3 keine Chance ließ.
Mit einem weiteren Triumph würde Djokovic mit Wimbledon-Rekordhalter Roger Federer (8) gleichziehen und seinen gesamt 24. Major-Titel holen. Dies gelang bisher nur Margaret Court, womit die Australierin noch immer geschlechterübergreifend den Rekord hält. Bei den Männern ist der Serbe bereits die Nummer eins, hatte er doch zuletzt Rafael Nadal (22) überholt. Für den 20-jährigen Alcaraz geht es um den zweiten Grand-Slam-Erfolg, nachdem er im vergangenen Jahr die US Open gewonnen hatte.
Djokovic legte in seinem 46. Grand-Slam-Halbfinale bei sichtbar rutschigem Untergrund auf dem Centre Court fulminant los und heimste ein frühes Break ein. Dieses war am Ende auch für den ersten Satzgewinn entscheidend. Gleiches gelang dem Serben im zweiten Durchgang. Kurz darauf erregte Schiedsrichter Richard Haigh allerdings das Gemüt des "Djokers". Der Referee zog dem Serben einen Punkt ab, weil Djokovic bei einer Rückhand zu laut gestöhnt hatte. "So etwas ist mir in meiner Karriere noch nie passiert. Vielleicht war es ein Echo vom Dach", bemängelte der Serbe.
Djokovic: "36 ist das neue 26"
Im dritten Satz erarbeitete sich Sinner bei 5:4 zwei Break- bzw. Satzbälle, die er allerdings mit zu hohem Risiko liegenließ. Die Entscheidung fiel daher im Tiebreak, den Djokovic nach 1:3-Rückstand mit 7:4 für sich entschied und somit nach 2:46 Stunden auch das Match. Mit dem klaren Erfolg zeigte der "Djoker" zudem erneut der nachkommenden Generation, wer noch immer der Chef ist. "Ich versuche, das Alter nicht als Hindernis zu betrachten. Ich habe das Gefühl, dass 36 das neue 26 ist", erklärte er nach dem Match. Seine letzte Niederlage in Wimbledon kassierte der Serbe übrigens 2017 im Viertelfinale (Aufgabe gegen Tomas Berdych).
Alcaraz kam im Verlauf des Turniers auf Rasen immer besser zurecht und lieferte gegen Medwedew eine überzeugende Leistung ab. Der Spanier bereitete seinem Kontrahenten vor allem mit dem Aufschlag lange Zeit Probleme, auch weil Medwedew in einer äußerst tiefen Returnposition agierte. Erst im dritten Satz gelang es dem Russen, Alcaraz leicht in die Bredouille zu bringen. Den zwei Breaks des Weltranglisten-Dritten standen allerdings drei verlorene Aufschlagspiele gegenüber. Nach 1:50 Stunden verwertete Alcaraz seinen ersten Matchball.
"Ich genieße diesen unglaublichen Moment. Es ist an der Zeit weiter zu träumen", sagte Alcaraz, der nach Manuel Santana und Nadal als erst dritter Spanier ins Wimbledon-Finale einzog. Zudem ist er der Viertjüngste in der Open Era, dem das gelang. Mit Blick auf das Finale zeigte sich Alcaraz trotz der Dominanz von Djokovic zuversichtlich. "Es wird sehr schwierig, aber ich werde kämpfen. Ich werde an mich glauben und glaube daran, dass ich ihn hier schlagen kann." Zuletzt trafen die beiden im Halbfinale der French Open aufeinander. Djokovic hatte da die Nase vorn - auch weil Alcaraz Krämpfe bekam.