Die Ukrainerin Elina Switolina hat ihren beeindruckenden Siegeszug beim Tennis-Grand-Slam in Wimbledon fortgesetzt. Die 28-Jährige eliminierte am Dienstag im Viertelfinale die polnische Weltranglisten-Erste Iga Swiatek mit 7:5,6:7(5),6:2 und zog beim Londoner Rasen-Klassiker zum zweiten Mal in die Runde der letzten Vier ein. Im Halbfinale am Donnerstag trifft Switolina auf die Tschechin Marketa Vondrousova, die 24-Jährige besiegte Jessica Pegula aus den USA 6:4,2:6,6:4.

Für die mit dem französischen Tennis-Profi Gael Monfils verheiratete Switolina, die nur dank einer Wildcard der Veranstalter im Hauptfeld steht, könnte Wimbledon eine ganz besonderes Geschichte Marke Hollywood werden. Die Sportlerin hatte erst im vergangenen Oktober ein Mädchen zur Welt gebracht und war erst im April wieder auf die Tour zurückgekehrt. "Wenn mir zu Turnierbeginn jemand gesagt hätte, ich würde ins Semifinale kommen und die Nummer 1 der Welt schlagen, hätte ich gesagt, du bist verrückt", meinte die Siegerin nach der Partie.

Dabei erwischte Switolina auf dem Centre Court einen schwachen Start. Wie schon im Achtelfinale gegen Viktoria Asarenka aus Belarus wirkte die Außenseiterin nervös und lag im ersten Satz zweimal ein Break hinten. Doch danach steigerte sich die Ukrainerin, spielte deutlich aggressiver und setzte Swiatek unter Druck. Die Polin, zuletzt Titelträgerin bei den French Open, wurde nervös und leistete sich einige leichte Fehler. Switolina nutzte das und holte sich den ersten Satz.

Auch im zweiten Durchgang wogte die Partie hin und her. Swiatek schlug schließlich zurück und schaffte im Tiebreak den Satzausgleich. Im dritten Satz verlor die Weltranglisten-Erste aber die Kontrolle. Ihr unterliefen viele leichte Fehler, die Switolina zur erneuten Wende nutzte. Nach 2:51 Stunden verwandelte sie ihren zweiten Matchball und wurde vom Publikum gefeiert. "Es ist einfach unglaublich. Ich bin sehr glücklich, dass ich die Chance bekommen habe, hier spielen zu dürfen. Es war ein unglaubliches Match und ich bin froh, dass ich es für mich entscheiden konnte", erklärte die 28-Jährige.

Switolina: "Iga ist nicht nur eine Freundin"

Die Partie sei keine einfache gewesen, so Switolina. "Iga ist nicht nur eine Freundin. Sie war eine der ersten, die dem ukrainischen Volk geholfen hat", nahm die Tennisspielerin Bezug auf den Krieg in ihrem Heimatland und fügte hinzu: "Ich bin froh, dass ich den Menschen in der Ukraine ein bisschen Freude bringen konnte." Nun werde sie den Abend genießen: "Ich werde höchstwahrscheinlich erst einmal ein Bier trinken."

Swiatek gab sich als faire Verliererin. "Elina hat richtig gut gespielt, Gratulation an sie". Die 22-Jährige drückt nun ihrer Gegnerin die Daumen. "Ich habe ihr am Netz gesagt, dass ich hoffe, dass sie das Turnier gewinnt. Es ist schwer, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Ich weiß, dass sie das unbedingt will, daher werde ich sie unterstützen."

Vondrousova überstand derweil zum ersten Mal in Wimbledon das Viertelfinale. Die Finalistin der French Open von 2019 verwertete nach 1:55 Stunden ihren zweiten Matchball. "Ich weiß gar nicht, was gerade passiert ist. Ich kann es noch gar nicht glauben, dass ich das Spiel im dritten Satz noch gedreht habe", sagte die Tschechin nach ihrer starken Vorstellung. Pegula vergab im dritten Satz eine 4:1-Führung und verpasste damit, erstmals in ihrer Karriere bei einem Grand-Slam-Turnier ins Halbfinale einzuziehen.