Sebastian Ofner hat am Mittwoch zum zweiten Mal nach Wimbledon 2017 die 3. Runde eines Tennis-Major-Turniers erreicht. Der 27-jährige Steirer besiegte den als Nummer 24 gesetzten Sebastian Korda nach 2:35 Stunden mit 6:3,7:6(1),6:4. Für Qualifikant Ofner war es somit schon der vierte Sieg en suite in Roland Garros. Dieser beschert ihm wohl endlich das Erreichen eines großen Ziels: Er steht damit zumindest im Live-Ranking erstmals in den Top 100.
"Ein unbeschreibliches Gefühl. Ich habe mit vielem gerechnet, aber mit dem nicht", freute sich Ofner noch auf dem Platz im ServusTV-Interview. "Mein Ziel war es, die Quali zu schaffen und dann zu schauen, was geht. Aber ich spiele gut im Moment, die ganze Saison schon. Ich sehe, ich kann mit fast jedem mitspielen und traue mir jetzt auch die Siege zu."
Kommentar
Das Knacken der Top 100 sei "fast noch besser": "Es war immer mein Ziel und mein Traum, unter die Top 100 zu kommen; nachdem, was ich in den vergangenen zwei Jahren durchgemacht habe." Ofner trifft nun am Freitag im Kampf um das Achtelfinale auf den Italiener Fabio Fognini, der den Australier Jason Kubler ebenfalls in drei Sätzen besiegte. Wer die aktuelle Nummer 30 der Welt bezwingt, muss sich aber auch vor Fognini nicht fürchten.
Dem Steirer und Schützling von Trainer Wolfgang Thiem gelang mit einem Break zu Null im Auftaktgame ein starker Start. Mit solidem Grundlinientennis nutzte er diesen Vorsprung gegen den etwas fehleranfälligeren Korda gut aus. Nach 35 Minuten nahm er seinem Gegner wieder das Service zum 6:3 ab.
Satz zwei verlief weit ausgeglichener, wovon auch drei Breaks auf beiden Seiten zeugen. Ofner kämpfte sich von 2:4 auf 4:4 zurück und ließ sich auch von einem neuerlichen Verlust des Aufschlags zum 4:5 wieder nicht beirren. Er revanchierte sich postwendend zum 5:5, und es ging ins Tiebreak. In diesem war Ofner klar stärker, er belohnte sich mit einem 7:1 und einer 2:0-Satzführung. Im dritten Durchgang ging es bis zum 4:4 sehr ausgeglichen, doch dann gelang Ofner das entscheidende Break zum 5:4. Danach besiegelte er den Sieg über den diesjährigen Viertelfinalisten bei den Australian Open.
Ofners tolle Form hatte er dieses Jahr auch schon mit dem Einzug in vier Challenger-Finali gezeigt. Zwar blieb ihm ein Titel verwehrt, doch die Konstanz, mit der er 2023 Leistungen bringt, wird jetzt auf der größtmöglichen Tennis-Bühne belohnt. Das auch mit 142.000 Euro Preisgeld bisher und wohl auch dem Vorstoß in die Top 100. Im Live-Ranking ist er 96., daran könnte sich je nach Turnierverlauf eventuell noch etwas ändern.
Ein derartiges Ranking ermöglicht ganz andere Möglichkeiten. Und dafür braucht man dann auch schon Unterstützung. Aktuell hat der Schützling von Wolfgang Thiem noch keinen Manager, doch Ofner hat da schon jemanden im Auge, nämlich Thiem-Manager Moritz Thiem. "Vermutlich. Wir haben noch nicht darüber geredet, aber das wäre das Naheliegendste."
Und die Reise in Paris muss für Ofner keinesfalls in Runde drei enden. Schlägt er Fognini auch noch, dann überholt er auch Dominic Thiem und ist nach Paris bester Österreicher. "Ich werde ganz normal schauen, dass ich mein Spiel spiele und mich nicht beeinflussen lasse, sollte er irgendwelche Mätzchen machen." Seine Chancen beurteilte er ähnlich wie gegen Maxime Cressy und Korda. "Wenn ich gut spiele, ist es sicher eine 50:50-Chance, dass ich das Match gewinnen kann." Dass es danach gegen den griechischen Star Stefanos Tsitsipas gehen könnte, hat Ofner erst beim Pressegespräch erfahren.
Eine technische Belohnung winkt
Fix eingeplant hat Ofner, der übrigens alleinstehend ist, eine kleine Belohnung für seine Mühen. "Dadurch, dass ich gerne zuhause ein bisserl zocke, ich bin gerne auf der Playstation: da gibt es jetzt einen Handheld-PC, den werde ich mir definitiv holen. Ansonsten taugt mir Technik, vielleicht heuer das neue Iphone oder die VR-Brille, die Apple heuer rausbringen soll."
Das Erreichen der dritten Runde von Wimbledon vor sechs Jahren ist für ihn mit dem aktuellen Erfolg gar nicht zu vergleichen. "Nein, keine Chance. Heuer fühlt sich das an, als habe ich es mir wirklich verdient und erarbeitet und 2017 war es einfach ein Glückslauf. Da bin ich von einem Challengerfinale gekommen, mit dem ich mich für die Wimbledon-Quali qualifiziert habe. Heuer ist das ganz was Anderes."
Während Ofner wieder am Freitag spielt, hat Österreichs Aufsteigerin bei den Frauen, Julia Grabher, am Donnerstag die Chance, ihm in die dritte Runde zu folgen. Die Rabat-Finalistin ist gegen die Nummer sechs der Welt, Coco Gauff aus den USA, aber natürlich Außenseiterin. Sie darf erstmals auf einen ganz großen Court und tritt im 3. Match nach 11.00 Uhr (live ServusTV) im Stadion Suzanne Lenglen an.