Die Glückwünsche in der Fürstenloge hat Max Verstappen nach seinem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg fast schüchtern entgegengenommen. Bei der Party im bummvollen Jachthafen von Monaco dürfte der Dominator der Formel 1 etwas mehr aus sich herausgegangen sein. Zu feiern gab es nämlich einiges: Mit dem 39. Sieg für Red Bull Racing überholte Verstappen den früheren RB-Star und vierfachen Weltmeister Sebastian Vettel.
Bis Verstappen mit jener von Ayrton Senna (41 Siege) die nächste bedeutsame Karriere-Marke knackt, ist es nur eine Frage der Zeit. Bereits am kommenden Sonntag auf dem Kurs nahe Barcelona, der dem Red Bull perfekt liegen sollte, kann der zweifache Weltmeister weiter siegen. Und punkten. Dass der Niederländer nun auch mit 39 Punkten im Klassement vor seinem mexikanischen Teamrivalen Sergio Perez führt, gehört zu den netteren Zahlenspielen.
Gutes Auto, gute Ergebnisse
"Wenn du ein gutes Auto eine Zeit lang hast, kannst du diese Rekorde brechen", betonte Verstappen: "Es ist großartig. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal in so einer Position in meiner Karriere sein würde." Seit 2015 startet er schon in der Formel 1, in Monaco durchbrach er auch die Marke von 2000 Führungsrunden.
"Selbst mit einem großartigen Ergebnis musst du dich hinter ihnen anstellen, in jedem Rennen", kommentierte Fernando Alonso die Stärke der "Bullen". Der spanische Routinier, der das Rennen im Fürstentum 2006 und 2007 gewonnen hat, musste sich Verstappen im Qualifying und im Rennen als Zweiter geschlagen geben. Aus eigener Kraft zu siegen, scheint aktuell fast illusorisch. Selbst an einem Wochenende, wo die Konkurrenz gehofft hatte, dem Übermächtigen temporär die Stirn bieten zu können, war Verstappen wieder vorne.
Vier Siege, zwei zweite Plätze
In all den 2000er- und 2010er-Jahren, an die er sich zurückerinnere, hätte er die WM angeführt diesem Jahr, meinte Alonso mit Blick auf seine bisherigen Saisonleistungen. "Aber jetzt gibt es Red Bull. Und Max dominiert jedes Rennen." Vier Siege und zwei zweite Plätze in den ersten sechs Saisonrennen belegen Verstappens Hochform.
Scheinbar unaufhaltsam marschiert er Richtung dritten Weltmeistertitel. "Max war unter allen Bedingungen – trocken, halbtrocken, extrem Wasser – immer Herr der Lage, hat das Tempo souverän kontrolliert. Eine unglaubliche Leistung", lobte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko. "Einmal hat er wieder die Mauer küssen müssen, aber das ist Gott sei Dank gut ausgegangen."
Die Show kam mit dem Regen
Sogar auf dem rutschigen Asphalt nach einem kurzen Regenguss manövrierte Verstappen sein Auto, dem eigentlich eine Schwäche für so enge Kurse prophezeit worden war, zum Sieg. Nach dem Herzschlag-Finale in einer mitreißen Quali, in der er 84 Tausendstelsekunden schneller war als Alonso, kam er im Rennen, das erst unterhaltsam wurde, als der Regen einsetzte, 27,921 Sekunden vor dem Altmeister ins Ziel.
All das Lob, all die Dominanz wäre nicht möglich ohne den entsprechenden Wagen. Die Aerodynamik-Werte des RB19 sind deutlich besser als etwa die von Aston Martin oder Mercedes. Der Unterboden passt, er verleiht dem blauen Wagen in allen Geschwindigkeitsbereichen einen immensen Abtrieb, der wiederum einen schonenden Umgang mit den Reifen erlaubt. Eine raffinierte Lösung fand Chefdesigner Adrian Newey auch für den Bereich der Aufhängungen. An der Front hält sie das Auto besser in der optimalen Position als bei einer herkömmlichen Bauweise, im Heck verhindert sie ein Absenken des Wagens beim Beschleunigen. Abgerundet wird das gelungene Werk durch den von Honda gebauten Antrieb und ein Chassis, das im Vergleich zur letztjährigen Version leichter daherkommt. Auch geringeres Gewicht erlaubt schnelleres Fahren.