Für Österreichs führende Tennisspieler ist beim Millionenturnier in Miami am Donnerstag (Ortszeit) gleich in der Auftaktrunde gegen die Nummer 59 der Weltrangliste Endstation gewesen. Die 4:6,3:6-Niederlage von Julia Grabher gegen die US-Amerikanerin Claire Liu sorgte für eher wenig Aufsehen, für etwas mehr das 6:7(7),2:6 von Dominic Thiem gegen den Italiener Lorenzo Sonego. Auch wenn sich so der Negativlauf nur fortsetzte, Thiems Fans hatten auf die Wende gehofft.
Der Niederösterreicher hält nun weiter bei nur einem Sieg in diesem Jahr, errungen Mitte Februar in Buenos Aires. Seither gab es vier Auftaktniederlagen in Serie, in diesem Jahr verließ er schon sechsmal ein Turnier ohne Erfolgserlebnis. Thiem scheint auch ein bisschen ratlos, wie er den Schalter umlegen soll: "Seit ich von Südamerika nach (Nord-)Amerika gekommen bin, habe ich gut und konstant trainiert. Ich schaue, dass ich weiter so trainiere, auch an der Fitness – vor allem für Sand, wo das wichtig ist."
Denn nun geht es für den 29-Jährigen in die Sandplatzsaison, der Start erfolgt beim 250er-Event übernächste Woche in Estoril. Thiems Ziel zu Saisonbeginn war es, sich für die Ende Mai beginnenden French Open eine Setzung zu erspielen, derzeit aber wäre er für diesen Grand-Slam-Event nicht einmal im Hauptbewerb drinnen. Die dafür nötigen Punkte auf hohem ATP-Level zu holen, traut sich der Lichtenwörther offenbar nicht unbedingt zu, erwägt daher ein zeitweises Ausweichen auf Challenger-Ebene.
Schon die Aprilalternative Monte-Carlo birgt für Thiem derzeit eine erhöhte Gefahr, erneut gänzlich leer auszugehen. Das ist Österreichs Nummer eins auch selbst bewusst: "Da warten nur solche Spieler wie Sonego, die Woche für Woche ihr Toplevel abrufen, wozu ich zurzeit nicht in der Lage bin. Vielleicht ist es auf der Ebene zu schwer, dass ich ein paar Matches gewinne." Er müsse daher die Challenger-Variante ernsthaft überlegen und kündigte das auch für die Zeit der Maiturniere in Madrid und Rom an.
In Italiens Hauptstadt hatte Thiem im Mai 2021 seinen bisher letzten Sieg auf höchstem ATP-Level eingefahren. Sein bisher letzter Matchsieg bei Grand-Slam-Turnieren war bei den Australian Open 2021, danach gab es vor der Handgelenksverletzung auch in Roland-Garros ein Auftakt-Out. Am Mittwoch jährt sich Thiems Comeback zum ersten Mal. Gestaltete er seine Bilanz nach seiner Rückkehr auf die internationale Bühne im Vorjahr mit 18 Siegen und 16 Niederlagen noch leicht positiv, steht sie heuer bei 1:8.
Die Chance auf einen Sieg schien gegen Sonego groß, war der doch auch nicht mit einer berauschenden Jahresbilanz in die Partie gegangen. Wie Thiem hatte der 27-Jährige 2023 fünf Erstrundenniederlagen aufzuweisen, 30 unerzwungene Fehler bei nur 13 Winnern des Österreichers kamen ihm dann aber gelegen. Nach ausgeglichenem ersten Satz leitete ein zu einem 0:4 im zweiten Satz führendes Konzentrationsloch Thiems Niederlage ein. "Diese Löcher sind einfach nicht gut", meinte der Unterlegene dazu.
Mentalbetreuer derzeit kein Thema
Der Gedanke an eine Mentalbetreuung scheint Thiem aber weiter nicht sehr zu gefallen. "Sicher ist ein bisschen Hilfe immer gut, aber im Endeffekt muss ich es selber regeln. Ich bin auch selber auf dem Platz, ich bin alleine draußen", führte er aus. "Am Platz, im Match, kann mir niemand helfen. Ich muss schauen, dass ich das in Griff kriege. Es fehlt auch das Selbstvertrauen. Ich muss schauen, dass ich mir das zurückhole. Vielleicht gelingt ein größerer Sieg und ich schaffe es, dass sich der Knoten ein bisschen löst."