Nach langer und intensiver Vorbereitung auf die neue Tennis-Saison hat für Dominic Thiem bei den Australian Open zunächst die Auslosung nicht gepasst und dann auch das Ergebnis nicht. Beim 3:6,4:6,2:6 in 2:10 Stunden gegen den fünftgereihten Andrej Rublew war der Niederösterreicher von einem Satzgewinn doch recht weit entfernt. Eine bei einem Aufschlag eingefangene Zerrung in der Rippengegend tat das Übrige. Damit ging der Australien-Trip für Thiem wenig erfreulich zu Ende.

Zu Silvester hatte er sich beim ersten zweier Adelaide-Turniere schon in der ersten Qualifikationsrunde dem Südkoreaner Kwon Soon-woo 4:6,1:6 geschlagen geben müssen, danach entschied sich Österreichs Nummer eins für eine ausgiebige Vorbereitung auf den Grand-Slam-Event in Melbourne vor Ort. Beim Einladungsturnier Kooyong Classic ebendort verlor Thiem dann in der vergangenen Woche gegen den Australier Alex de Minaur, gegen den US-Amerikaner Frances Tiafoe gewann er.

Das nächste Match unter Wettkampf-Bedingungen wird Thiem nun frühestens in zweieinhalb Wochen beim Davis-Cup-Duell mit Kroatien in Rijeka absolvieren, ehe es für drei Sand-Turniere nach Südamerika gehen soll. Vorerst will der 29-Jährige aber seine Verletzung abklären lassen, zugezogen nach eigenen Angaben bei einem wegen der Sonne ungünstigen Ballaufwurf im Match. "Da habe ich es mir ein bisschen gezerrt", erklärte der mit einer Wildcard angetretene Thiem. Er gab sich grundsätzlich aber zuversichtlich, bald wieder fit zu sein.

Dominic Thiem (AUT) wird von einem Physiotherapeuten behandelt
Dominic Thiem (AUT) wird von einem Physiotherapeuten behandelt © (c) IMAGO/Hasenkopf (IMAGO/Juergen Hasenkopf)

Trotz der glatten Niederlage - der fünften en suite im siebenten Tour-Duell mit Rublew - resümierte Thiem teilweise auch positiv: "Ich denke schon, dass es ein kleiner Schritt nach vorne war. Ich merke es auch in den Tagen vor dem Turnier, wenn ich gegen die absoluten Topleute trainiere, dass das Tempo, das ich spiele, wieder okay ist. Dass es nicht merkbar langsamer ist, als was die spielen, wieder ein bisschen flüssiger." Im Match sei es dann aber natürlich noch ein bisschen schwieriger. "Da ist noch sehr viel Reserve, sehr viel Potenzial vorhanden."

Er müsse freilich die kleinen Schritte nach vorne sehen, etwa im Vergleich zum 4:6,4:6 gegen Rublew im Herbst im Gijon-Halbfinale. "Da habe ich noch einen relativ großen Unterschied im Schlag-Tempo gesehen. Der ist jetzt, glaube ich, nicht mehr ganz so groß", wusste Thiem zu berichten. "Aber der nächste Schritt, solche Leute fordern zu können und zu schlagen, soweit bin ich noch nicht. So ehrlich muss ich auch zu mir selber sein. Aber ich bin dem wieder einen Schritt näher gekommen und das muss ich als positiv sehen."

Zumindest ein kleines, auch ergebnis-basiertes Erfolgserlebnis hätte Thiem nichtsdestotrotz auch gut getan, hätte Selbstvertrauen gegeben. "Deswegen hätte ich sehr, sehr gerne das ganze Match (fit, Anm.) durchgespielt. Vielleicht hätte ich einen Satz gewinnen können oder das Match solange wie möglich eng gestalten können. Daher ist es bitter, dass ich das nicht schaffen habe können." Knapp zwei Jahre ist es nun schon her, dass Thiem ein Grand-Slam-Match gewonnen hat. Dazwischen lag freilich die Pause aufgrund seiner im Juni 2021 erlittenen Handgelenksverletzung.

Gut für Thiem ist zweifellos, dass er im ersten Halbjahr 2023 nur 30 Punkte in der Weltrangliste zu verteidigen hat und damit eine Verbesserung im Ranking quasi garantiert sein sollte. Seine nächste Möglichkeit auf einen Grand-Slam-Erfolg gibt es für den Lichtenwörther Ende Mai bei den French Open, bei denen er 2017 im Halbfinale sowie 2018 und 2019 jeweils im Endspiel dem Spanier Rafael Nadal unterlegen ist. 2020 war für ihn in Paris im Viertelfinale Endstation, 2021 und 2022 jeweils in der ersten Runde.