Es gibt zahlreiche Gründe, warum man ein Fan von Rafael Nadal sein kann. Seien es seine sportlichen Erfolge, sein unbändiger Wille oder sein unnachahmlicher Spielstil. Und auch Tennis-Fans, die nur wenig Sympathien für den Spanier hegen, werden unumwunden anerkennen, dass der 36-Jährige ein außergewöhnlicher Sportsmann ist. Stets bescheiden, fair und höflich – gegenüber seinen Mitspielern, dem Publikum oder der Presse. Es müssen also schon außergewöhnliche Umstände eintreten, damit der Weltstar, der in seiner ganzen Karriere kein einziges Mal ein Racket zu Boden schmiss, seine Contenance verliert.
Auch, als er nach einer Niederlage beim United Cup in der Vorbereitung für die Australian Open zum gefühlt tausendsten Mal von einem Journalisten nach seinem Karriereende gefragt wurde, verlor er sie nicht, reagierte aber sichtlich genervt. Gebetsmühlenartig wiederholte er das, was er in den vergangenen Jahren immer gesagt hatte: Dass er hier sei, um Tennis zu spielen und dass er es bekannt geben werde, wenn der Tag gekommen sei. Diesmal aber der Zusatz: Er habe das Gefühl, dass er jedes Mal zurücktreten müsse, wenn er zu einer Pressekonferenz erscheine. Worte, die keine Wirkung zeigten, denn auch jetzt in Melbourne ist das Thema "Nadal-Rücktritt" omnipräsent.
Im Jahr 2007 spekulierten Pressevertreter das erste Mal über ein Karriereende des damals Verletzten und fragten ihn danach. Seitdem holte der Sandplatzkönig 19 seiner 22 Grand-Slam-Titel.
Ja, es ist die Aufgabe von Journalisten, kritische Fragen zu stellen. Aber es ist nicht ihr Job, immer diese eine Frage zu stellen, die noch dazu genauso oft beantwortet wurde. Denn das ist einfach nur respektlos.