Es gibt sie eben, diese Lichtgestalten, die weltweit bewegen. Die mit sportlichen Erfolgen die Basis legen, Charisma draufpacken und einfach sind. Sie selbst, meist. Sie schreiben Geschichte, sie sorgen für Gänsehautmomente – und sie bleiben im Gedächtnis. Das sind, schnell überschlagen, die Ingredienzen, die es ausmachen, ob eine Athletin oder ein Athlet in den erlauchten Kreis der Größten seiner/ihrer Zunft Aufnahme findet. "GOAT – Greatest Of All Time", nennt sich das im Englischen, in der modernen Emoji-Sprache ausgedrückt durch eine Ziege; die ist in diesem Fall der größte Ritterschlag, der im Sport erteilt werden kann.

Eine Liste jener zu erstellen, die in den erlauchten Kreis aufgenommen werden, ist schwierig. Wo zieht man die Grenze? Können etwa zwei aus ein und derselben Sportart "GOATs" sein? Wie "weltumspannend" muss ein Sport sein, um als Größte(r) ihrer/seiner Zunft anerkannt werden zu können? Wir haben unten eine (kleine) Auswahl zusammengestellt – auf der Liste der Redaktion fanden sich unzählige Namen mehr. Tom Brady etwa, Football-Größe. Marcel Hirscher natürlich, ebenso wie Annemarie Moser oder Mikaela Shiffrin. Surf-Legende Kelly Slater, Snowboarder Shaun White, Windsruf-Idold Björn Dunkerbeck und viele andere mehr.

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Im Fall von Federer gibt es interessanterweise am ehesten innerhalb der Tennis-Gemeinde Streitereien, ob denn nur er oder doch Rafael Nadal oder Novak Djokovic der Größte sei. Federer steht außer Frage: Weltweite Beliebtheit, sein Status als Werbeikone, seine Integrität, und, und, und – Schriftsteller Franzobel legt alles dar (siehe rechts).
Das "frischeste" Argument: Der Laver Cup kommende Woche in London ist seit der Bekanntgabe des Rücktritts gefragt wie nie. Das Show-Event, einst von Federer und seiner Marketing-Agentur "Team8" ins Leben gerufen, ist der "Ryder Cup" des Tennis, der Kampf zwischen Europa und dem Rest der Welt. Die Besonderheit: In London werden mit Federer, Nadal, Djokovic und Andy Murray die "Big 4" zusammen auflaufen (verstärkt durch Stefanos Tsitsipas und Casper Ruud). Gegen wen sie spielen? Unerheblich.

Seitdem klar ist, dass Federer seinen letzten Auftritt haben wird, schießen die Preise, der an und für sich ausverkauften Veranstaltung in die Höhe. Auf der Plattform "Viagogo" sind etwa für Sonntag noch Karten zu haben – zum Preis zwischen 2222 und 3800 Euro. Für ein Ticket von Freitag bis Sonntag wären zwischen 6800 und 18.000 Euro fällig.
Offen ist, was Federer in Zukunft machen wird. Arbeiten müsste der Milliardär nicht mehr. Und doch will und wird er dem Tennis erhalten bleiben, wie er sagt.

Mögliche Tätigkeitsfelder? Fix scheint, dass er Björn Borg als Kapitän des "Team Europe" im Laver Cup ablösen wird, die Rolle als Daviscup-Kapitän der Schweiz ist denkbar. Zudem könnte er als Turnierdirektor werken: Interesse, das Event in seiner Heimatstadt Basel zu übernehmen, hat er schon geäußert. Als TV-Experte wäre Federer für jeden Sender ein Gewinn. Und selbst als ranghoher ATP-Vertreter könnte man ihn sich vorstellen. Da könnte er fortsetzen, das zu tun, was ihn und alle anderen wirklich zu "GOATs" macht: Den Sport zu verändern, auf die nächste Stufe zu heben.