Australiens Tennis-Star Nick Kyrgios hat bei seinem spektakulären Achtelfinalsieg bei den US Open gegen den entthronten Titelverteidiger Daniil Medwedew erneut seine vielen Facetten gezeigt. Sportlich dürfte der Wimbledon-Finalist spätestens jetzt zum Favoritenkreis zählen – in Sachen Entertainment macht dem 27-Jährigen ohnehin niemand etwas vor. Kyrgios lieferte auch beim 7:6(11),3:6,6:3,6:2 im Arthur Ashe Stadium gegen den russischen Weltranglistenersten eine Show ab.
Kyrgios, der erstmals beim Grand Slam in New York im Viertelfinale steht, spielte mit dem Publikum, motzte mit seiner Box und der Schiedsrichterin, schlug den Schläger auf den Boden – und sorgte im dritten Satz für eine der kuriosesten Szenen der Turniergeschichte. Nach einer verunglückten Abwehraktion von Medwedew flog der Ball hoch in die Luft, er wäre klar auf der Seite des Russen aufgekommen. Aber Kyrgios sprintete aus Spaß hinters Netz und nahm den Ball feixend volley, eher dieser den Boden berührte. Weil dies nicht den Regeln entspricht, erhielt Medwedew den Punkt.
Auch John McEnroe war ahnungslos
Jetzt sehe er "wie ein Idiot aus", sagte Kyrgios hinterher lächelnd im Interview mit Ex-Profi Patrick McEnroe. Dieser beruhigte ihn: Sein Bruder John, siebenmaliger Grand-Slam-Turniersieger, habe "auch keine Ahnung" gehabt, dass die Aktion nicht regelkonform gewesen sei. Mit dem Sieg von Kyrgios setzt sich der Titelverteidiger-Fluch beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres fort. Seit Roger Federer 2008 konnte kein männlicher Profi im Jahr nach einem Titelgewinn erneut triumphieren.
Medwedew wird zudem durch das frühe Aus seine Führung in der Weltrangliste verlieren. Ein Trio hat noch Chancen, den Russen abzulösen: die Spanier Rafael Nadal und Carlos Alcaraz sowie der Norweger Casper Ruud. Kyrgios trifft im Viertelfinale nun auf den Russen Karen Chatschanow. Dieser hatte zuvor den Bezwinger von Dominic Thiem, den Spanier Pablo Carreno Busta, mit 4:6,6:3,6:1,4:6,6:3 geschlagen.
Australien jubelt in Amerika
Bei den Frauen sorgte Ajla Tomljanovic für einen australischen Jubeltag. Die 29-Jährige, die zuvor Serena Williams ausgeschaltet hatte, schlug die Russin Ludmila Samsonowa mit 7:6(8),6:1. Dabei wehrte Tomljanovic im ersten Satz insgesamt acht Satzbälle ab. Im Viertelfinale trifft sie auf die Wimbledon-Finalistin Ons Jabeur, die an Nummer fünf gesetzte Tunesierin setzte sich gegen die Russin Weronika Kudermetowa 7:6(1),6:4 durch.
Jungstar Coco Gauff zog indes nach einem Kraftakt erstmals ins Viertelfinale im "Big Apple" ein. Die 18-Jährige steht dank eines hart erkämpften 7:5,7:5-Sieges gegen die Chinesin Zhang Shuai in der Runde der besten acht. Dort trifft Gauff, denen manche die Nachfolge von Landsfrau Serena Williams zutrauen, auf Caroline Garcia. Die an Nummer 17 gesetzte Französin schlug in ihrem Achtelfinalspiel die US-Amerikanerin Alison Riske-Amritraj mit 6:4,6:1.
Mit Philipp Oswald ist der letzte österreichische Beitrag bei diesem Grand-Slam-Turnier ausgeschieden. Der 36-jährige Vorarlberger unterlag an der Seite von Robin Haase (NED) im Doppel-Achtelfinale den als Nummer sechs gesetzten Kroaten Nikola Mektic/Ante Pavic mit 3:6,4:6.