Es ist fast unmöglich in Worte zu fassen, was Serena Williams alles ausmacht. Natürlich könnte man all ihre Rekorde aufzählen – und es würden einige zusammenkommen. Und es stört kaum, dass sie ihr letztes, großes Ziel, den 24. Grand-Slam-Einzeltitel einzufahren und damit mit der Australierin Margret Court gleichzuziehen, nicht geschafft hat. Und auch, wenn ihre 319 Wochen an der Spitze der Tenniswelt „nur“ die drittlängste Zeit als Nummer eins bedeuten, darf man sagen: Die jüngere Williams-Schwester hat nicht nur den Tennissport geprägt.
Williams, die ob ihrer Präsenz und Naturgewalt auf dem Platz schon eine Erscheinung war, wurde zur spielenden Legende – auf und abseits des Platzes. Sie wurde zur Vorkämpferin des Feminismus, der Gleichberechtigung und vieles andere mehr. Sie setzte Akzente, fiel auf – allein die Geschichte ihrer vielen, für manche provozierenden Outfits ist eine lange. Und auch abseits des Platzes hat die Frau aus Saginaw/Michigan, die von Vater Richard zusammen mit ihrer Schwester von Geburt an auf Tennis gedrillt wurde, ihren Weg gemacht. Als erfolgreiche Unternehmerin und Mutter. Auch da brach sie Tabus, indem sie vor Kurzem erklärte, zu Beginn Probleme damit gehabt zu haben, Tochter Olympia zu lieben – während der Geburt hatte sie Nahtoderfahrungen, schämte sich danach, das „Mutter-Kind-Band“ nicht gleich gefühlt zu haben. In der Zwischenzeit ist das anders, Olympia ist Mittelpunkt der Familie, die Williams mit dem Reddit-Mitgründer Alexis Ohanian gegründet hat, mit dem sie seit 2017, dem Jahr der Geburt der Tochter, verheiratet ist.
Womit sich Williams schwertut, ist das Wort „Rücktritt“ – der Gedanke, aufzuhören, bereite ihr Schmerzen. „Ich denke“, sagte sie vor dem Turnierstart in New York, „dass dieses Wort nicht mehr zeitgemäß ist, nicht modern. Vielleicht würde ,Evolution‘ besser zu dem passen, was vor mir liegt. Ich entwickle mich weg vom Tennis und hin zu anderen Dingen, die mir wichtig sind.“