Lorenzo Musetti, Roberto Bautista Agut, Rafael Nadal, Felix Auger-Aliassime, Cameron Norrie und Stefanos Tsitsipas. Allesamt sind sie in den Top 30 der ATP-Rangliste zu Hause, die vier Letztgenannten sogar unter den besten zehn, doch keiner von ihnen konnte den Erfolgslauf von Borna Ćorić beim ATP-Masters-1000er-Turnier in Cincinnati stoppen. Lediglich einen Satz (im Sechzehntelfinale gegen Nadal) gab der Kroate in der Stadt am Ohio River ab, ehe er den Siegerpokal – eine eher geschmacklose Kreuzung aus Bierkrug und Amphore – in den Nachthimmel strecken konnte. Neben dem Siegerscheck über 920.000 Dollar (rund 916.00 Euro) dürfte sich der 25-Jährige aber ohnehin mehr über die 1000 Weltranglistenpunkte freuen, die den Rechtshänder 123 Plätze nach oben auf Position 29 spülen werden und damit in Sphären, die er bereits allzu gut kennt.
Seit Anfang 2015 war der Mann aus Zagreb fixer Bestandteil der besten Hundert der Welt, holte zwei Turniersiege (Marrakesch 2017 und Halle 2018), doch im März des vergangenen Jahres musste er sich nach jahrelang anhaltenden Schmerzen einer Schulteroperation unterziehen, die ihn zu einer einjährigen Pause zwang. Und auch seit seinem Comeback beim Masters in Indian Wells im März deutete noch nicht viel daraufhin, dass der ehemalige Weltranglistenzwölfte nur wenige Monate später den größten Erfolg seiner Karriere feiern wird. Dementsprechend überrascht war Ćorić auch selbst, wie er unmittelbar nach seinem Triumph sagte: "Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich hier eine Siegesrede halten muss, sondern eher, dass ich in der ersten Runde verlieren werde." Und der 25-Jährige wusste genau, wem er seinen Siegeszug nach der langen Leidenszeit zu verdanken hatte: "Es war für uns alle eine schwierige Zeit, wir haben alles sehr hart dafür gearbeitet, vielen Dank euch", richtete er emotionale Worte an seinen Coach Mate Delić und seinen Physio- sowie Fitnesstrainer Yiannis Louizos.
Nach diesem Sieg zählt Ćorić auch zum erweiterten Favoritenkreis für die am kommenden Montag beginnenden US Open, deren Juniorenbewerb er 2014 gewinnen konnte. Ein Mitfavorit musste indes für das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres absagen: Alexander Zverev fühlt sich nach seiner schweren Fußverletzung, die er sich bei den French Open zugezogen hatte, noch nicht vollkommen fit. Der Deutsche plant sein Comeback nun bei der Zwischenrunde des Davis Cups vom 13. bis 18. September in Hamburg.
Sieben Österreicher in Qualifikation für US Open
Für Dominic Thiem könnte Ćorićs erfolgreiches Comeback ein weiterer Motivationsschub für die US Open sein. Der Lichtenwörther, der in der Nacht auf Dienstag zum Auftakt des ATP-Tour-250-Turniers in Winston-Salem auf den US-Amerikaner Jeffrey John "J. J." Wolf trifft, erhielt bekanntlich eine Wildcard. Ob der 28-Jährige in Flushing Meadows rot-weiß-rote Unterstützung erhält, entscheidet sich ebenfalls ab Dienstag. Dennis Novak, Filip Misolic, Gerald Melzer und Sebastian Ofner bzw. Julia Grabher, Sinja Kraus und Barbara Haas versuchen, die drei Qualifikationsrunden zu überstehen, um einen Platz im Hauptbewerb zu ergattern.