Nach einer kämpferisch großartigen Leistung hat Sebastian Ofner noch vor dem ersten Auftritt von Dominic Thiem für Riesenstimmung in Kitzbühel gesorgt. Der 26-jährige Steirer bezwang am Dienstag den zehn Jahre älteren, französischen Routinier Richard Gasquet nach 2:33 Stunden mit 1:6,7:5,7:5. Nun ist wie schon 2019 ein neuerliches Duell gegen Dominic Thiem in Kitzbühel möglich, denn Ofner trifft nun auf Österreichs Grand-Slam-Sieger oder den Russen Alexander Schewtschenko.
Ofner war nach dem sehenswerten Sieg überglücklich. "Unglaublich. Die Atmosphäre war ein Wahnsinn. Ich habe jedes Mal bei einem wichtigen Punkt eine Super-Unterstützung bekommen", freute sich Ofner noch auf dem Center Court. "Jetzt zum Schluss das enge Game bei 6:5 - ich habe Gänsehaut gehabt am Platz, danke dafür", bedankte sich die aktuelle Nummer 235 im ATP-Ranking.
Gasquet hatte zuvor trotz seiner 36 Jahre enormen Widerstand geboten. "Nachdem ich das Break bekommen habe (im zweiten Satz, Anm.), habe ich mir gedacht, 'ja, das war's heute'. Dann habe ich das Rebreak geschafft. Ich habe angefangen, die Rallyes mit ihm zu spielen, weil ich gemerkt habe, er kann mich eh nicht wegschießen, aber es war unglaublich tough", schilderte Ofner. "Er hat so viel zurückgebracht, das ist normalerweise nicht mein Spiel, was ich heute gespielt habe. Aber ich habe es ganz gut gemeistert." Ofner war jeweils zum 7:5 im zweiten und dritten Satz das entscheidende Break gelungen. Im dritten Durchgang war er bereits 2:4 zurückgelegen, da gelang ihm zum 4:4 das wichtige Rebreak.
Zuvor hatte Melzer im zweiten Satz beim Stand von 4:6,1:1,0:30 gegen den Deutschen Yannick Hanfmann wegen einer Oberschenkelblessur aufgeben müssen. Er und Ofner hatten sich für das Hauptfeld qualifizieren müssen. Mit Jurij Rodionov und Filip Misolic stehen nun schon drei ÖTV-Spieler im Achtelfinale am Mittwoch.
Melzer verließ Kitzbühel enttäuscht. "Saubitter. Ich habe jetzt in den letzten Jahren nicht so oft die Gelegenheit gehabt, vor so einem Publikum zu spielen", meinte der 32-jährige Bruder von ÖTV-Sportdirektor Jürgen. "Wahrscheinlich hätte ich mir in der letzten Quali-Runde den dritten Satz ersparen müssen", sprach der Niederösterreicher den "ersten Stich" im rechten Oberschenkel am vergangenen Samstag an. Das medizinische Team in Kitzbühel habe sich seither sehr bemüht, ihm in dieser Situation zu helfen.
Melzer war gegen Hanfmann zunächst noch mit einem Break zum 2:0 in Führung gegangen, kassierte jedoch sofort das Rebreak. Bei einem langen Schritt im weiteren Satzverlauf habe es ihm einen weiteren Stich versetzt, worauf sich Melzer nach dem ersten Satz mit dem Physio unterhalten hat. Letztlich musste er im dritten Game des zweiten Satzes das Handtuch werfen. "Ich wäre noch gerne drei Stunden da draußen gestanden", bedauerte der Weltranglisten-188.
Wie es mit ihm weitergeht, hängt auch von der Verletzung ab. "Jetzt heißt es regenerieren, wieder fit werden und schauen, was das Jahr noch für mich bereithält." Der Challenger kommende Woche in Liberec wird sich nun für ihn wohl nicht ausgehen. Aber Melzer glaubt nicht, dass die Verletzung sehr schwer ist. "Ich glaube, dass es nach ein paar Tagen Pause wieder geht." Mitte August will Melzer den Challenger in Santo Domingo (MEX) spielen, danach die US-Open-Qualifikation. Sein Ziel bis zum Ende des Jahres ist es nun, in den Top 250 zu bleiben.