Es ist nicht ganz einfach, Sandra Reichel in diesen Tagen zu sprechen - noch dazu in Ruhe. "Wenn's schnell geht, bin ich dankbar", sagt die Linzerin und lächelt. Kein Wunder, veranstaltet sie doch in dieser Woche in Hamburg ein wahres Spektakel: Nach 44 Jahren hat die Hansestadt wieder ein Tennisturnier für Damen und Herren - und das zur selben Zeit. Und damit hat die Ex-Tennisspielerin Reichel, die seit drei Jahren das Herren-Traditionsturnier am Hamburger Rothenbaum organisiert und dafür schon zur "Hamburgerin des Jahres" gewählt wurde, für einen weiteren Höhepunkt gesorgt.

Grundsätzlich waren ihr Tennis und wohl auch das Organisieren in die Wiege gelegt worden. Vater Peter Michael Reichel war lange Jahre mit seiner Agentur "Matchmaker" Veranstalter des Tennisturniers in Linz, ehe er die Agenden an Tochter Sandra übergab, die nun als CEO der "Reichel Business Group" tätig ist. Und in Hamburg in diesem Jahr "ihr" WTA-Turnier - an dem die Reichels die Rechte halten - mit dem ATP-500-Turnier in Hamburg sozusagen verschmolz.

Und so ist die 51-Jährige derzeit hin- und hergerissen. Denn, wer meint, dass das Turnier schon gelaufen ist, wenn es beginnt, der irrt. "Das Turnier bleibt die größte Challenge, weil wir alles mal zwei haben: Doppelt so viele Spieler:Innen, doppelt so viele Ärzt:innen, doppelt so viele Fahrer, Hostessen, die doppelte Menge an Essen - und dann muss man mit beiden Organisationen, der WTA und der ATP, alles abstimmen: Wer spielt wann auf welchem Platz?", erzählt Reichel, Nachsatz: "Man muss wohl ein bisschen verrückt sein, um sich das anzutun. Aber es ist das beste Produkt - ein combines event in einer Woche."

Und doch muss auch Reichel um die Zukunft zittern. Die neue Kalenderstruktur soll ein weiteres ATP-1000-Event bringen, Deutschland wäre einer der Kandidaten; aber kaum der Hamburger Rothenbaum, denn das Turnier soll auf Rasen gespielt werden. "Kommendes Jahr wird es die Doppelveranstaltung noch einmal geben, aber weiter in die Zukunft kann man derzeit nicht planen", sagt Reichel.

Linz wieder im Februar?

Und auch auf dem Damensektor ist das Fahrwasser derzeit nicht ruhig. Das Turnier in Linz, das größte und wichtigste für die Damen in Österreich, ist derzeit noch ohne Termin. "Wir wollen am liebsten back-to-the-roots, also wieder in den Februar gehen. Denn beim jetzigen Termin direkt im Anschluss an die Asien-Tournee hatten wir oft mit Absagen zu kämpfen", sagt Reichel. Das würde im Februar besser aussehen. Man hofft, noch im Juli von der WTA Bescheid zu bekommen, spätestens bis zu den US Open muss der neue Kalender stehen.

Das ist aber Zukunftsmusik. Derzeit rennt der Motor in Hamburg ohnehin quasi auf Vollgas. Worauf sich Reichel am meisten freut: "Wenn das Turnier vorbei ist, wenn die Siegerehrungen vorbei sind, wenn alles erledigt ist, dann kann ich mich mit meinem Team zusammen hinsetzen und wir können uns hoffentlich die besten Geschichten erzählen, scherzen. Weil dann alles gut über die Bühne gegangen ist."