Plötzlich ging ein lauter Schrei durch die Arena. Alexander Zverev knickte weit hinter der Grundlinie um und blieb mit Schmerzen auf dem Sand von Philippe Chatrier liegen. Nur im herbeigebrachten Rollstuhl konnte der Deutsche vom Platz gebracht werden – und kehrte auf Krücken wieder zurück, um sich zu verabschieden. Nichts ging mehr. Zu schwer wiegt, wie die Bilder bereits erahnen ließen, die Verletzung. Eine offizielle Diagnose gab es bisher noch nicht. Vieles deutet auf eine Bänderverletzung und einen längeren Ausfall hin.
„Das ist sehr hart. Er hat ein unglaubliches Turnier gespielt und so sehr darum gekämpft, ein Grand Slam zu gewinnen. Ich bin sicher, er wird einmal gewinnen. Ich wünsche ihm jetzt das Allerbeste“, sagte Nadal, der nach dem Sturz des Gegners sofort auf die andere Seite des Courts eilte.
Der Punkt des Spaniers, den Zverev kurz zuvor noch mit seiner Vorhand zu verhindern versuchte, hätte für das zweite Tiebreak des Spiels gesorgt. Zuvor lieferten die beiden ein spannendes, allerdings auch von Fehlern geprägtes Halbfinale. Zverev fand besser in die Partie, holte gleich zum Start das erste Break und diktierte über weite Strecken das Spielgeschehen. Bis er im ersten Satz bei 4:3 aus seiner Sicht sein Aufschlagspiel mit zwei Fehlern herschenkte. Der Satz ging ins Tiebreak, wo sich der Deutsche – der mit einem Sieg bei den French Open zur neuen Nummer eins geworden wäre – aktiver zeigte und sich vier Satzbälle erarbeitete. Mit unter anderem einem Ass und Passierschlägen aus der Bedrängnis wehrte Nadal alles ab und holte sich den ersten Satz.
Untypisch ging es weiter. Der zweite Satz startete mit vier Breaks, bis Zverev den Bann brechen konnte. Nadal vermochte das für sich lange Zeit nicht und gab erst in Game Nummer zehn seinen Aufschlag erstmals nicht ab. Beide Kontrahenten verteilten bei eigenem Service Geschenke. Bei Nadal haperte es beim ersten Aufschlag, Zverev servierte zu viele Doppelfehler.
Der 21-fache Grand-Slam- und 13-fache French-Open-Sieger kann nun am Sonntag im Endspiel beide Rekordmarken weiter ausbauen. „Wieder im Finale von Paris zu sein, ist ein Traum. Aber im Moment ist es schwer, Worte zu finden, wenn ich ihn eben noch in der Kabine habe weinen sehen“, war der 36-Jährige kurz nach der Partie noch immer gezeichnet von der Verletzung seines Gegners.
Im Endspiel wartet der Sieger aus der Abendbegegnung zwischen Jungstar Ruud und Altmeister Marin Cilic. Wie immer in Paris geht Nadal als Favorit ins Match.