Heute ist es auch ganz offiziell und schwarz auf weiß: Iga Swiatek wird als die neue Nummer eins der Tennis-Weltrangliste der Damen aufscheinen. Zunächst, so dachte man, als Folge des Rücktritts der Australierin Ashley Barty, die nun auch in den Ranglisten nicht mehr aufscheinen möchte und sich streichen lässt. Doch seit der Abgang von Barty feststeht, beweist Świątek, wie sie in Polen geschrieben wird (Aussprache: SchwiAntek), dass sie tatsächlich eine würdige, wenn nicht tatsächlich die derzeit würdigste Nachfolgerin ist.Die Zahlen sagen das ohnehin aus: Mehr als 1700 Punkte beträgt der Abstand auf die neue Nummer zwei, die Tschechin Barbora Krejcikova.
Am Samstag holte die 20-jährige aus Warschau ohne Satzverlust den Titel beim WTA-Turnier in Miami, zwei Wochen davor hatte sie schon Indian Wells triumphiert. Das „Sunshine Double“ nennt man das, ein Kunststück, das vor ihr nur drei Tennisspielerinnen geschafft haben. Swiatek gewann zudem noch das 1000er-Turnier in Doha davor; und Erfolge bei den ersten drei Turnieren eines Jahres dieser Größe schaffte noch keine.
Ihr Aufstieg begann im Jahr 2020, als sie als völlig unbekannte Spielerin in Paris – ebenfalls ohne Satzverlust – als erste Polin ein Grand-Slam-Turnier gewann. Es war ihr erster Turniersieg, der gleich bei einem der vier Majors. Damals postete die Tochter des polnischen Olympia-Teilnehmers Thomas (1988 im Rudern) ein Foto, in dem sie wie ein schüchterner Teenager neben Rafael Nadal postierte. Und nach wie vor gesteht sie: „Ich bin wohl eher ein großer Fan von ihm, als dass ich mich gleichwertig fühle.“ Viele habe sie sich vom Spanier abgesehen, erklärt sie, nur das Vertrauen in sich selbst, das fehle noch, sagte sie damals.
In der Zwischenzeit, vielleicht auch durch das eine oder andere gemeinsame Training mit Nadal, hat sie dieses Vertrauen. „Ich kann jetzt Spiele dominieren, das war im Vorjahr noch anders“, sagte sie nach dem Sieg in Miami."Ich habe viel über mich gelernt", stellte sie fest. "Ich muss mich nicht immer hundertprozentig bei den Punkten fühlen, um gegen großartige Spielerinnen zu gewinnen", und fügte hinzu: "Ich kann jetzt ein bisschen mehr auf mich vertrauen."
Mitverantwortlich: Seit sie 2019 die Schule abgeschlossen hat, kann sie sich ganz auf Tennis konzentrieren. Was bleibt: Vor den Spielen hört sie am liebsten Guns n’ Roses, auch AC/DC oder Pink Floyd ("Das war die Musik meiner Trainer") leibt sie - Hardrock zum Aufwärmen quasi. Danach, sagt ihr Trainer Piotr Sierzputowski wird sie am Platz „zum Biest“ – hungrig nach Siegen. Zum Tennis kam sie übrigens durch ihre ältere Schwester und auch deswegen, "weil ich sie schlagen wollte".
Swiatek ist aber nicht nur verbissen, sie liebt es auch, zwischendurch einmal loszulassen, Party zu machen. So wie jetzt - den ersten Start als Nummer eins beim Turnier in Charleston hat sie verschoben, nach den Strapazen macht sich der Arm bemerkbar. Oder - Swiatek will einfach einmal genießen: "Ich muss das jetzt feiern, weil ich weiß nicht, wie lange ich diese Serie aufrechterhalten kann."