Als Dominic Thiem am 22. Juni 2021 im Achtelfinale des Rasenturniers auf Mallorca gegen den Franzosen Adrian Mannarino beim Stand von 5:2 im ersten Satz aufgrund von Handgelenksproblemen in der rechten Schlaghand das Handtuch werfen musste, konnte der Lichtenwörther nicht ahnen, dass ihn die hartnäckige Verletzung und ihre Folgen für über neun Monate von der Tennis-Bühne verbannen würde. Die damalige Untersuchung in Barcelona ergab einen Einriss der Sehnenscheide und der dazugehörigen Gelenkskapsel. Thiem wurde das Tragen einer Schiene verordnet – und diese sollte der Österreicher entgegen allen Hoffnungen so schnell nicht mehr ablegen.

Stattdessen folgten Absagen für das geplante Comeback am laufenden Band. Zuerst für Wimbledon, dann für die US Open und die restliche Saison 2021. Im Dezember platzte die erhoffte Rückkehr in Abu Dhabi, ab heurigen Jänner folgten die Körbe für den ATP Cup, die Australian Open und nach einer zwischen den Fingern aufgetretenen Bänderzerrung für die Südamerika-Tour sowie Indian Wells und Miami.

Auftakt gegen Pedro Cachin

Sollte nach insgesamt sieben verschobenen Comebacks nicht wieder etwas dazwischen kommen, ist es diese Woche aber soweit: Thiem, im Ranking nur noch die Nummer 50, kehrt beim Challenger von Marbella endlich auf die Tour zurück. Am Dienstag (13.30 Uhr, ORF Sport+ live) greift der 28-Jährige gegen Pedro Cachin (ARG/ATP-Nr 228) erstmals wieder wettkampfmäßig zu seinem Arbeitsgerät. Hält das Handgelenk, sollen die Turniere in Marrakesch (4. April) und Monte Carlo (10. April) folgen.

Klar ist, dass man sich vom Österreicher zu Beginn noch keine Großtaten erwarten darf. Zum einen fehlt dem US-Open-Sieger 2020 die Matchpraxis, zum anderen dürfte das genesene Handgelenk auch noch zur mentalen Hürde werden. Wo sich Thiem, der auf das „Protected Ranking“ zurückgreifen kann, in den folgenden Monaten einreihen wird, bleibt abzuwarten. Dass die Konkurrenz in den letzten neun Monaten nicht geschlafen hat, ist logisch. Im Gegenteil, mit den „jungen Wilden“ Felix Auger-Aliassime, Carlos Alcaraz und Jannik Sinner stellen sich dem Niederösterreicher neben den üblichen Verdächtigen nun zusätzliche potenzielle Kandidaten für Turniersiege in den Weg.

In seiner unfreiwilligen Auszeit hat Thiem auch jede Menge Veränderungen in seinem einstigen Erfolgs-Team vorgenommen. Hatte er sich bereits drei Wochen vor der Verletzung überraschend von Manager Herwig Straka getrennt (statt dem Grazer hat die spanische Kosmos-Agentur mit Galo Blanco als Manager übernommen), stellte er im August Jez Green als neuen Fitnesscoach und Nachfolger von Duglas Cordero vor. Ende September folgte die Trennung von Langzeit-Physio Alex Stober (Der Deutsche hatte den Österreicher angeblich zu einem zu frühen Comeback gedrängt und im Nachhinein laut Thiem „die Wahrheit verdreht“. Er wurde durch Carlos Costa ersetzt. Ebenfalls weg: Leistungsdiagnostiker Mike Reinprecht und Langzeitfreund Lucas Leitner, der für die Auftritte in den sozialen Medien verantwortlich war. Statt ihm wurde eine Wiener Agentur engagiert.